Die traurigste Bibliothek aller Zeiten - Skoutz Lesetipp

Die wohl traurigste Bibliothek aller Zeiten

Heute erzählen wir euch von der wahrscheinlich kleinsten, sicher aber traurigsten Bibliothek aller Zeiten.
Wie kann eine Bibliothek traurig sein?
Das ist nicht leicht, aber in diesem Fall ist es gelungen. Andererseits aber – und darum möchten wir gerade in diesen von #NieWieder bewegten Tagen davon erzählen – ist Hoffnung eine widerstandsfähige und wundersame Pflanze, die selbst an den dunkelsten Orten Blüten treibt. Und in diesem Fall erzählt die Geschichte zugleich von der Magie der Bücher.

Bücher sind Orte, wo man hinkann, wenn man nicht wegkann!

Niemals war dieser Satz wahrer als bei diesem historisch verbrieften Fall:

Die Kinderbibliothek in Auschwitz bestand aus acht Büchern, die von Dita Kraus und ihren Freundinnen sorgsam behütet und jede Nacht versteckt wurden, damit sie die Wachleute nicht konfiszierten.

1943 wurde die 13jährige Dita als Jüdin aus dem Ghetto Theresienstadt zusammen mit ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo man sie in ein Familienlager steckte. Das war in all dem Grauen ein großes Glück, denn so konnte Dita bei ihren Eltern bleiben und sich wenigstens im Freien treffen. Es gab dort sogar eine Kindertagesstäte, die von Fredy Hirsch, einem einfühlsamen Menschen geleitet wurde, der es irgendwie schaffte, den Kindern einen halbwegs friedlichen Platz zu bieten und sie sogar heimlich zu unterrichten. Er hatte die Bibliothek ins Leben gerufen und andere Mutige gebeten, erzählend als „lebende Bücher“ auszuhelfen. Sie erzählten Geschichten wie Robinson Crusoe oder die vier Musketiere. Diese Menschen verbrachten im Angesicht des Todes ihre letzten Tage mit den Kindern und schufen ihnen Zufluchtswelten. Für Dita Kraus sind sie die wahren Helden von Auschwitz.

Dita Kraus erzählt davon in ihrer Biografie „Ein aufgeschobenes Leben“ und Antonio Iturbe greift ihre Geschichte in seinem internationalen Bestseller „Die Bibliothekarin von Auschwitz“ auf. Gleichwohl ist die Geschichte mangels deutscher Unterlagen nicht belegt und umstritten. Eine moderne Legende, die sich Dita Kraus ausgedacht hat?

Auch wenn das Familienlager vergleichsweise gut ging, war es die Hölle. Speziell, als 1944 die Nazis mit der Liquidierung des Familienlagers begannen und mehr als die Hälfte der Gefangenen in die Gaskammern schickte. Andere, Leistungsfähige, wurden nach Deutschland zur Zwangsarbeit geschickt.

„Wir waren alle hungrig und wussten, dass unser Leben in ein paar Monaten in den Gaskammern enden würde.“

Bücher über die traurigste Bibliothek

Skoutz-Buchvorstellung Die Bibliothekarin von Auschwitz

Die Bibliothekarin von Auschwitz – Nach einer wahren Geschichte von Antonio Iturbe

Ein Ort des Schreckens. Acht Bücher, die alles ändern.
Im alles verschlingenden Morast des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau hat der Blockälteste Fredy Hirsch heimlich eine Schule aufgebaut. Ihr wertvollster Besitz sind acht alte, zerfallene Bücher. Fredy ernennt die 14-jährige Dita zur Bibliothekarin, sie soll die verbotenen Bände künftig verstecken und schützen. Dita, die schon früher Trost in Büchern gefunden hat, kümmert sich mit äußerster Hingabe um „ihre“ kleine Bibliothek. Und die Bücher geben zurück: Sie schenken Licht, wo nur noch Dunkelheit zu sein scheint, und bieten einen Anker, wo der Schmerz zu übermannen droht. Die Bücher begleiten Dita und die anderen Häftlinge durch die Zeiten der größten Verzweiflung, bis wieder ein neuer Hoffnungsschimmer zu erkennen ist.

Eine ergreifende Auschwitz-Geschichte über die Magie der Bücher, erzählt nach einer wahren Begebenheit.

Skoutz meint: Recherchen zeigen, dass es umstritten ist, ob die von Dita Kraus in ihren Erinnerungen festgehaltene Geschichte von einem heimlichen Buchregal im Konzentrationslage von Auschwitz wahr oder erfunden ist. Historisch mag das interessant sein, emotional ist es egal, solange es wahr sein könnte. Doch das macht nichts, denn Antonio Iturbes gut erzählte Geschichte ist packend, beklemmend und doch wunderschön. Denn solange wir an solche Geschichten glauben, ist auch Raum für Hoffnung. Bücher können uns selbst in der Hölle trösten. 

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 Skoutz-Buchvorstellung - Ein aufgeschobenes Leben Ein aufgeschobenes Leben – Autobiografie von Dita Kraus

Dita Kraus, geboren 1929 in Prag, wächst als einziges Kind einer jüdischen Familie auf. Ihre unbeschwerte Kindheit schildert sie mit Witz und Wehmut. 1942 wird sie mit ihren Eltern zunächst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz deportiert, wo ihr Vater stirbt. Schließlich gelangt sie mit ihrer Mutter über Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in das KZ Bergen-Belsen, wo beide am 15. April 1945 befreit werden. Kurz danach stirbt die Mutter.
Dita kehrt allein nach Prag zurück. 1949 entschließt sie sich, mit ihrer jungen Familie nach Israel zu emigrieren. Anschaulich und detailliert beschreibt sie, wie sie sich – wie viele andere Holocaust-Überlebende in Israel auch – unter schwierigsten Bedingungen eine neue Existenz aufbauen. Sie bleibt von Schicksalsschlägen nicht verschont und muss den Tod von zwei ihrer drei Kinder erleben. Gleichwohl schafft sie es, sich ihren Lebensmut zu bewahren.
Seit Anfang der 1990er Jahre berichtet sie als Zeitzeugin über ihre bewegte Lebensgeschichte. In ihren Memoiren erinnert sie sich an die Menschen und die Stationen ihres Lebens und schaut zurück auf neunzig Jahre gelebte jüdische Geschichte.

Skoutz meint: Dita Kraus ist Zeitzeugin der NS-Zeit und allem, was danach geschah. Diese großartige Frau beschreibt auf oft mitreißend und emotionale, manchmal poetische, unerwartet witzige und warmherzige Weise ihr bewegtes Leben, in dem sie sich trotz vieler Schicksalsschläge nie aufgab. Vielleicht auch, weil sie stets Trost in ihren Büchern fand. Jedenfalls ist die Episiode, in der sie von der Zeit in Auschwitz berichtet und von Fredy Hirschs Unterricht und der kleinen Bibliothek der Hoffnung schreibt, die für mich anrührendste in diesem großartigen Buch, das ein dunkles Kapitel der Menschheit in unsere Erinnerung zwingt. 

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