Zu Besuch bei: Niklas Peinecke

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Niklas Peinecke kannte ich vor meinem Interview wenigstens dem Namen nach, als Klo-Bekanntschaft. Klingt komisch, ist aber so, denn auf der Toilette eines guten Freundes liegen immer viele C’t-Hefte herum. Magazine voller Artikel, bei denen ich als dummer Jurist noch nicht einmal die Überschrift verstehe. Außer die Kurzgeschichten, meist spannende SF. Und da ist mir Niklas Peinecke in guter Erinnerung geblieben. Umso gespannter bin ich, was er mir jetzt bei meinem Besuch in Hannover live zu erzählen hat.

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Zu Besuch bei Niklas Peinecke, mit den lichtschnellen Spannungsbögen

Peinecke PortraitWas ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Ich denke, das ist bei mir ähnlich, wie bei jedem Schriftsteller: Die Ideen sind einfach da. Ich sehe vielleicht einen Beitrag im Fernsehen oder lese über neue Forschungen in irgendeinem Gebiet.

Das ist ziemlich Mainstream, aber du ahnst ja nicht, was wir hier schon an „Sprit“-Beschreibungen bekommen haben. Auch sehr beliebt sind Sport, Kaffee, Träume oder aggressive Ideen, die den Autoren hinterrücks anfallen und so lange vors mentale Schienbein treten, bis er sich hinsetzt und sie aufschreibt. Dein SF-Kollege Frank Hebben spricht da gar von Paralleluniversen, die sich in seinem Kopf tummeln … Wie geht es dann weiter.

Dann denke ich, was wäre, wenn sich diese und jene Entwicklung einfach fortsetzt, oder wenn es plötzlich eine Möglichkeit gäbe, dieses oder jenes Problem zu lösen. Das ist dann die Idee, bis dahin ist es leicht. Die Probleme fangen erst dann richtig an …

Oh jaaaa ….

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Die Frage ist ja, wie es dazu kommen sollte.

Habe ich schon erwähnt, dass die SF-Autoren irgendwie die Juristen unter den Autoren sind? Immer dieses Zerfieseln an sich einfacher Fragen … :) 

Wenn ich aus medizinischen Gründen nicht mehr schreiben könnte, also wegen eine Aphasie oder ähnlichem, das wäre schon schlimm. Aber dann hätte ich bestimmt viel schwerwiegendere Probleme als nur das Nicht-Schreiben-Können. Dass ich aus zeitlichen Gründen nicht schreiben kann, kommt oft vor. Das ist nicht so wild, denn es kommen immer wieder Zeiten, die mir mein Hobby erlauben.

Da bist du natürlich tiefenentspannt. Ein anderer Kollege, Thriller-Autor Jannes C. Cramer,  hat in dem Kontext sogar gesagt, dass er für seinen Brotjob aus genau diesem Grunde dankbar ist. Interessant, denn die Mehrheit der Kollegen träumt ja davon, eines Tages das Schreiben zum Haupterwerb zu machen.

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Noch nie.

Das kam schnell. :)

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Schreiben ist für mich immer sehr emotional.

Inwiefern?

Während ich schreibe, leide ich sehr mit meinen Figuren mit.

Das ist häufig so. Ich bin da extrem, weil ich beim Schreiben wirklich die Emotionen durchlebe. Mein Mann fragt mich oft, was ich beim Schreiben für Grimassen schneide. Das ist aber toll und macht für mich den Reiz des Autorendaseins aus. Letztlich durchlebt man so die Geschichten unmittelbar persönlich. Da passt die nächste Frage gleich sehr gut….

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

So viel, wie möglich! Naturgemäß ist das bei Science-Fiction nicht sehr viel, denn ich war bisher weder im Weltraum, noch bin ich tatsächlich Außerirdischen oder Robotern begegnet.

Bist du dir sicher? Wenn ich mich so umschaue, könnte man viele seltsame Dinge in der Welt damit erklären, dass sich hier ein paar Aliens oder Roboter eingeschlichen haben – oder auch Zombies. Vielleicht bin aber ich auch nur ein Alien und weiß es nur nicht? Fragen über Fragen …

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Wenn ich merke, dass ein Leser meine Bücher als „richtige“ Bücher gelesen hat, und nicht nur als die Werke eines netten, aber letztlich doch überforderten Hobbyschreibers.

Das ist eine verstörende Antwort, über die ich nachdenken muss.

Wie kommst du darauf, dass es auch nur eine Option sein könnte, dass du keine „richtigen“ Bücher schreibst? Und was macht ein Buch zu einem „falschen“? Die Debatte wird von seltsamen Menschen (Cyborgs?) gelegentlich mit dem Label Verlagsbuch oder SP-Buch geführt, wobei du dann als Verlagsautor ja auch auf der „richtigen“ Seite stündest. Wir von Skoutz sagen in dem Zusammenhang bewusst liberal, nur die Geschichte zählt. Aber ganz korrekt ist das natürlich auch nicht. Denn eine Geschichte muss ja den Leser erreichen. Dazu gehört auch ein bestimmtes Maß an Handwerk. Von daher gibt es richtige, also handwerklich einwandfreie Bücher, die unter Beachtung geltender Grammatik- und Sprachregeln, Satz, Formatierung, etc.) hergestellt wurden, und „schlampige“ Bücher, die das vermissen lassen.

Auch in Bezug auf die Geschichte selbst gibt es „gute“ und „schlechte“ – aber das eröffnet ja bereits das weite Feld des persönlichen Geschmacks und ist eigentlich kein Kriterium. Von daher… Du bist zu bescheiden, mein Lieber!
:) 

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Jemand, der mir ehrlich erzählt, was ihm gefiel und was nicht, der aber durchblicken lässt, dass zweiteres nicht so schlimm sei.

Das hast du jetzt aber sehr charmant gesagt. Ich finde auch, dass ehrlich und höflich sich nicht ausschließen, sondern ergänzen. Ehrlich ist die Aussage selbst. Höflich die Verpackung. Und wenn mir da noch jemand ein Schleiferl „Freundlichkeit“ darum herum macht, freue ich mich umso mehr. (Oder leide weniger).

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Ich mag alle meine Protagonisten.

Naja, auch Problemkinder werden geliebt und bei Romance gibt es mit den BadBoy-Geschichten ja eine riesige Leserschaft, die förmlich danach lechzt, absoluten Mistbratzen ihr Herz hinterherzutragen. 

Probleme habe ich zuweilen mit den Nebenfiguren, die finde ich oft nicht interessant genug, um mich länger als nötig mit ihnen auseinanderzusetzen.

Das hat auch Vorteile, sage ich dir. Ich persönlich neige dazu, auch meinen Nebenfiguren viel eigenes Leben zuzugestehen und das macht die Plotführung keineswegs einfacher, wenn die dann anfangen, sich vorzudrängeln.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Wird es weitere Romane von dir geben?

Diese Frage betrachte ich auch im Namen deiner Leser als rhetorisch. Ich drücke dir für den weiteren Wettbewerb die Daumen und hoffe, dass du den Erfolg, vorgeschlagen und in die Midlist gewählt worden zu sein, schon als Zeichen dafür wertest „richtig richtige“ Bücher zu schreiben.

 

 

Hier könnt ihr Niklas Peinecke treffen:

Autorenhomepage von Niklas Peinecke:  „Semantomorph
(ein genialer Domainname :) )

 

Skoutz-Lesetipp: D9E – Das Haus der blauen Aschen – Teil 1 der Space Adventure-Trilogie von Niklas Peinecke

Peinecke D9E-1Niklas Peineckes Beitrag zu D9E – die 9. Expansion, einem Shared World-Projekt aus dem Wurdack-Verlag.

Als eine junge Astrophysikerin die Gelegenheit erhält, eine Expedition zu dem rätselhaften Zwergstern ERC 238 auszurüsten, ist ihre Freude groß, mehr noch, weil ihre große Liebe mit von der Partie sein wird.
Doch dann häufen sich unerklärliche Vorfälle: Der Bordarzt verschwindet und wird durch eine undurchschaubare Kollegin ersetzt, Geräte fallen aus, Spuren einer untergegangenen Zivilisation werden entdeckt.
Bald scheint eine Rückkehr mehr als unwahrscheinlich.
Und ERC 238 hat sein letztes Geheimnis noch nicht preisgegeben …

Skoutz meint: Viele Genre-Leser kennen Niklas‘ Kurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien und Magazinen positiv aus der Masse herausstechen. Auch als Roman funktionieren seine originellen Geschichten. Wer meint, dass er von einer Raumschiff-Crew, die sich plötzlich Aliens konfrontiert sehen, schon oft gelesen hat, unterschätzt Niklas Peinecke.  Die Story ist temporeich und auch die Figuren fühlen sich echt an. Auch ohne Physikstudium bekommt man ein Gefühl für das, was die Protagonistin eigentlich so macht und die Art, wie hier mit Genreklischees gespielt wird, empfanden wir als sehr vergnügliche Denkanstöße. Auch, weil man nach diesem Buch unbedingt wissen will, wie es weitergeht, weil eben nicht alle Fragen gleich im ersten Band umfassend beantwortet werden.

 

 

Peinecke - D9Hinweis:

Das neueste Buch „Die Sonne der Seelen“ (und der dritte und letzte Band der D9E-Trilogie) von Niklas Peinecke hat Skoutz-Juror Karsten Kruschel so gut gefallen, dass er es für die Midlist Science Fiction nominiert hat.

Wie immer war das für uns ein guter Grund, es aus dem SUB hervorzukruscheln und es uns einmal genauer zu Gemüte zu führen. Was wir darüber zu berichten haben, ist nicht nur für die Wahl zum Skoutz-Award 2016 interessant. Wer will, sollte hier weiterlesen.

 

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