Zu Besuch bei Jennifer A. Jager

Ich habe mich auf den Weg ins schöne Saarland gemacht, um Jennifer Alice Jager zu besuchen. Die Fantasy Skoutz-Award Jurorin 2018 war so freundlich, mich einzuladen, damit ich ihr ein paar Fragen stellen kann. Ich bin schon neugierig darauf, wie sie so lebt. Ihren wundervollen Hund Ghost durfte ich bereits auf der Preisverleihung in Frankfurt kennenlernen, auf der sie den Fantasy Skoutz-Award 2017 entgegennahm, und bin jetzt natürlich gespannt, was mich sonst noch so erwartet.

 

Zu Besuch bei Jennifer A. Jager, unserer Fantasy-Skoutz Jurorin 2018

 

Beschreibe dich in einem Wort!

Chaotisch

🙂

Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?

Bevor ich eine Idee überhaupt notiere, muss sie mich schon eine Weile verfolgen und nicht mehr loslassen.

Klingt spannend, wie äußert sich dieses verfolgen und nicht mehr loslassen genau?

Sie begleitet mich in meine Träume und wächst von Tag zu Tag. Erst dann mache ich mir eine kurze Notiz.

Gibt es viele dieser Ideen?

Von diesen Notizen habe ich eine ganze Menge und wenn dann die Zeit gekommen ist, mich auf eine neue Geschichte einzulassen, schaue ich mir diese Notizen an und suche die passende aus.

Und wie geht das dann weiter?

Ich träume daraufhin an dieser Idee weiter, bis sie reif für das Exposé ist. Man kann sich das wie das Suchten einer Serie vorstellen, nur dass ich, statt den Fernseher anzuschalten, die Augen zumache.

Wenn ich das richtig verstanden habe, schaltest du dein Kopfkino ein und lässt die Bilder auf dich wirken. Ist es dann schwierig, diese Bilder in ein Exposé zu verwandeln?

Das Exposé schreibt sich eigentlich wie von selbst. Ich gebe es an den Verlag bzw. an meine Agentin weiter und wenn ich die Zusage habe, setze ich mich ans Buch. Ich fange vorne an und höre hinten auf.

Und die ganzen Raffinessen, die dem Buch noch das gewisse Extra verleihen?

Die Feinheiten, Twists und Rätsel entstehen dann während dem Schreibprozess. So kann die Story mich auch noch überraschen und es ist für mich ebenso spannend sie zu schreiben, wie es für die Leser ist ein fertiges Buch zu lesen.

 

Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?

Ich scheine eine gute Tastatur zu haben, denn ich sehe keine Gebrauchsspuren an meinen Tasten. Und das obwohl mich mein Laptop schon mindestens zehn Bücher lang begleitet.

Oder deine Finger fliegen beim Schreiben nur zart über die Tasten 😉

 

Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?

Ruhe, einen Cappuccino, meinen Hund an meiner Seite und meinen Laptop.

Du bist sehr bescheiden. Komm, gib der Fee was zu tun …

Mehr brauche ich eigentlich nicht und das habe ich auch fast jeden Tag. So gesehen scheinen mir die Feen sehr wohlgesonnen zu sein.

Ja, das dachte ich auch gerade …

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Ich denke in jedem Buch steckt ein wenig vom Autor selbst.

Das kann sich ja in vielerlei Hinsicht zeigen …

Allerdings habe ich keine Protagonisten, die sich an meinem Charakter orientieren und auch keine Szenen aus meinen Leben in meine Geschichten übernommen.

 

Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?

Schreiben.

Interessant …

Ich setze mich hin und schreibe einfach. Ich hatte noch nie eine Blockade.

Du Glückliche. Aber gibt es nicht ab und zu im kreativen Schreibprozess auch kleinere Stolpersteine, die dich straucheln lassen?

Ich überlege höchstens mal etwas länger, wie ich einen Satz am Geschicktesten formulieren könnte. Wenn ich von einem Ablauf nicht 100% überzeugt bin, schreibe ich die Szene dennoch auf und ändere es beim Überarbeiten ab. Damit hatte ich bisher nie Probleme.

Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?

Ich schreibe bis mittags und investiere die restliche Zeit in das ganze Drumherum.

Wie darf ich das ganze Drumherum verstehen?

Das heißt ins Lektorat, in die Zusammenarbeit mit Bloggern und den Austausch mit Lesern, die Kommunikation mit Verlag und Agentur und die Vorbereitung von Lesungen und sonstigen Events.

Da bist du abends sicher ziemlich geschafft, oder?

Nachts träume ich dann an neuen Geschichten weiter, so dass ich insgesamt ca. 20 Stunden täglich mit allem beschäftigt bin und davon ungefähr 4-6 Stunden schreibe. Zieht man die Nächte ab, schreibe ich ungefähr die Hälfte der Zeit.

Das nenne ich mal eine passionierte Vollzeitautorin. Und eine verdammt durchorganisierte.

Die nächste Frage ist natürlich bei der Herrin der heißbegehrten Fantasy-Midlist besonders spannend.

 

Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Das lässt sich pauschal nicht sagen, da jeder Leser andere Ansprüche hat.

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, was aber macht es für dich aus? Wie kann dich eine Geschichte begeistern?

Um mich persönlich zu überzeugen, sollte ein Buch fesselnd geschrieben sein, authentische Charaktere haben und mich überraschen können. Wobei es natürlich relativ ist, was man als gute Idee ansieht, als authentisch empfindet und wovon man sich überraschen lässt.

Merkst du schnell, ob ein Roman, eine Handlung etwas für dich ist?

Ich lese immer die ersten Zeilen und wenn die mich ins Buch ziehen, wurde ich eigentlich noch nie wirklich vom Rest enttäuscht.

Das erklärt natürlich, warum du so eine Hammerauswahl für die Midlist Fantasy aus über 300 Titeln herausgefiltert hast. Das ist für meinen SuB eine Katastrophe!!

Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?

Da ich wirklich viel Zeit ins Schreiben investiere, ist alles andere eigentlich wenig gefährlich.

Aber es gibt doch bestimmt alltägliche Dinge, die dich hinter dem Schreibtisch hervorholen …

Natürlich würde ich mir wünschen jemand anderes könnte sich um den Haushalt kümmern und das Essen auf den Tisch stellen, aber das wünscht sich doch jeder, oder?

Ach ja … *seufz*

Es gibt aber auch willkommene Abwechslungen, wie den Spaziergang mit dem Hund. In solchen Momenten höre ich dann gerne Hörbuch, da ich jede Gelegenheit nutzen will, um neue Geschichten zu erleben.

Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?

Mit meinen Tieren. Ich gehe täglich mit meinem Hund und meinen Katzen spazieren. Mein Kleinster begleitet mich und meinen Hund eigentlich täglich, sein großes Brüderchen kommt ab und an auch mit.

Sie halten dich wirklich auf Trab 🙂

Es ist aber auch schön den beiden Katerchen einfach nur beim Toben zuzusehen oder mit ihnen zu schmusen.

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Ich mag alle meine Charaktere.

Echt? Und die Fieslinge?

Auch die Bösen. Ich mag ihre Vielschichtigkeit, ihre Gefühlwelten und Beweggründe. Als schwierig empfinde ich die „Zusammenarbeit“ mit keinem von ihnen.

 

Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?

Ich habe derzeit annähernd vierzig offene Projekte.

Das ist wirklich eine Menge!

Das sind die Ideen, die ich notiert, aber noch nicht weiter verfolgt habe.

Die darauf warten, von dir weitergesponnen zu werden … Aber spukt noch mehr umher, das es noch nicht zur Notiz geschafft hat?

Zusätzlich lauern noch weitere Ideen in meinem Kopf. Wenn ich ein Buch beendet habe, setze ich mich meist gleich ans nächste.

Wie lange brauchst du in etwas, um ein Buch komplett abzuschließen?

Von der Idee zum fertigen Buch vergeht dann ungefähr ein halbes Jahr.

Gibt es spezielle Kriterien, nach denen du die nächste Geschichte auswählst?

Wenn mich ein Buch sehr mitgenommen hat, schreibe ich danach gerne eine lockere Geschichte. Ein Märchen zum Beispiel. Nicht anders handhabe ich es beim Lesen.

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben? 

Vor einem Jahr stand ich auf der Buchmesse bei einer Signierstunde am Arena Stand an. Als ich an der Reihe war, erkannte mich eine Leserin und bat mich um eine Unterschrift. Ich habe mich dann kurzerhand hinter den Signiertisch gestellt und ihre Bitte erfüllt.

Das ist ja lieb, da hat sie sich sicher gefreut.

Sie meinte dann, dass ich womöglich bald ganz offiziell am Arena Stand stehen und signieren würde. Und was ist heute? Ich schreibe gerade an meinem ersten Buch für den Arena Verlag. Dass sich diese Prophezeiung erfüllt, hätte ich nie für möglich gehalten.

 

Wie definierst du Erfolg?

Dafür gibt es keine klare Definition.

Was bedeutet er für dich?

Jeder Schritt voran ist ein Erfolg. Blickt man immer nur nach vorne und nie zurück, hat man das Gefühl allen anderen hinterherzurennen und selbst nichts zu erreichen. Nimmt man sich aber die Zeit innezuhalten und den Weg zu betrachten, den man bisher gegangen ist, wird einem klar, wie weit man es bereits gebracht hat.

Das beginnt mit der ersten Idee. Auch die ist bereits ein Erfolg. Ebenso die erste geschriebene Seite, das erste fertige Buch, die erste Veröffentlichung und immer so weiter. Das erste Mal die Top 100 zu knacken, einen Preis zu gewinnen, auf einer Bestseller-Liste zu stehen, sind große Ziele und tolle Erfolge, aber sie sind, wenn man sie erst einmal erreicht hat, gar nicht so viel mehr Wert, wie das Gefühl, das erste Buch veröffentlicht zu haben.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

„Kannst du auf dein Leben zurückblicken und sagen, dass du nie bereut hast Autor geworden zu sein?“ Diese Frage kann ich jetzt mit Ja beantworten und würde sie auch gerne in 30 Jahren noch so beantworten können.

Das wünsche ich dir von Herzen. Tausend Dank, liebe Jennifer, dass du mich so freundlich empfangen und mir all meine Fragen beantwortet hast. Ich freue mich schon, wenn wir uns in Frankfurt zur Verleihung des diesjährigen Skoutz-Awards wiedersehen.

 

Mehr von Jennifer A. Jager findet ihr …

 

Skoutz Lesetipp:

Prinzessin Fantaghiro – Im Bann der weissen Wälder – ein zauberhaftes Wintermärchen von Jennifer A. Jager

Fantaghiro ist nicht nur die Jüngste von drei Königstöchtern, sondern auch die Wildeste. Tagtäglich setzt sie sich über alle Regeln des Hofs hinweg, reitet, liest Bücher und streift oft stundenlang in den verbotenen Weißen Wäldern umher. Das geht schließlich so weit, dass ihr Vater sie auf dem königlichen Ball des Nachbarlands nicht als seine Tochter vorstellen möchte. Für Fantaghiro kein Problem. Ohne zu zögern schneidet sie sich ihr schönes Haar ab und gibt sich als Stallbursche aus, um ihre Schwestern begleiten zu können. Als sie dann aber unterwegs angegriffen werden, steht sie plötzlich vollkommen alleine und nur mit einem Stock bewaffnet dem gut aussehenden Schwertkämpfer Alessio gegenüber – und der hält sie für einen Jungen…

Skoutz meint: Ein wahrlich zauberhaftes Wintermärchen mit einer wirklich mutigen und eigensinnigen Protagonistin, die sich Tag für Tag aufs Neue den Konventionen und Regeln ihres Vaters widersetzt. Eine sehr gelungene und unterhaltsame Adaption des italienischen Volksmärchens, die mit sehr viel Gefühl, Leidenschaft aber auch einer ordentlichen Portion Rebellion für einige Überraschungen sorgt. 

 

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