Skoutz-Autoreninterview Zoey Aldrich

Zu Besuch bei Zoey Aldrich

Heute sind der Skoutz und ich wieder unterwegs. Wir haben einen Termin mit Zoey Aldrich. sie hat es mit ihrem Buchtitel Sergio 2041 auf die Midlist Horror von Nico von Cracau geschafft und für uns ist es ein guter Grund, sie zu besuchen, zumal wir sie bisher noch nicht persönlich getroffen haben. Wir haben einige Fragen im Gepäck und wollen diese natürlich loswerden. Und Zoey hat uns sofort zugesagt, worüber wir uns auch sehr gefreut haben.

Aber hier stehen wir schon vor der richtigen Tür, es kann also losgehen.

Zu Besuch bei Zoey Aldrich die keinen Zwang mag

Hallo liebe Zoey, schön, dass du dir heute für uns Zeit genommen hast und uns unsere Fragen beantworten möchtest. Wir freuen uns schon sehr auf unser Gespräch und auch der Skoutz hibbelt und kann es gar nicht abwarten, dass es losgeht. Aber er ist auch notorisch neugierig und schaut sich gerade erst bei dir um, hoffe es ist ok. *Skoutz fliegt einmal eine große Runde* Er kann es einfach nicht lassen ….

Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Wir sitzen in meiner Souterrain-Wohnung im Wohnzimmer, in einer gemütlichen Sitzecke inmitten von kreativem Chaos.

Ich habe mich auf Anhieb hier total wohl gefühlt. 

Direkt gegenüber befindet sich auch mein Arbeitsplatz: ein Schreibtisch mit vielen Regalen, die vollgestellt sind mit Andenken, Selbstgebasteltem und Nerd-Kram von Harry Potter bis Team Fortress 2, auch meine eigenen Bücher haben dort ihren Platz. Daneben hängt eine große Regenbogenflagge.

Dein Arbeitsplatz hat ganz viel Persönlichkeit, finde ich. Gefällt mir sehr gut. Für die Leser zeige ich auch ein Foto, damit sie sich auch ein Bild machen können. 

 

Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Ein richtiges Lebensmotto habe ich nicht, aber ich glaube daran, dass es wichtig ist, immer das zu tun, was einen glücklich macht.

Da hast du Recht, alles andere wäre nicht richtig. 

Das muss nicht immer vernünftig, „healthy“ oder für andere nachvollziehbar sein. Solange es sich tief in dir drin richtig anfühlt, sollte dich nichts und niemand davon abbringen. Wir alle haben nur dieses eine Leben und wir sollten deshalb nicht ständig drauf schauen, was „die anderen“ dazu sagen könnten oder ob wir eine Entscheidung vielleicht bereuen könnten. Lieber bereue ich eine falsche Entscheidung, als mich für immer zu fragen, ob dieser Weg mich nicht vielleicht glücklich gemacht hätte.

Verstehe ich sehr gut. Und wie sieht das beim Schreiben aus?

Beim Schreiben lasse ich mich ebenfalls davon leiten. Wenn ich etwas schreiben will, dann schreibe ich es, auch wenn es vielleicht nicht so gut ankommt. Fühlt sich die Szene richtig an? Dann wird sie auch genauso von mir geschrieben.

Du musst dich ja mit deinen Büchern gut fühlen. Dein Buch – Deine Entscheidung. 

Übrigens mit ein Grund, weshalb ich mich ganz bewusst fürs Selfpublishing entschieden habe. Es wird ja gerne davon ausgegangen, dass Autor:innen von Verlag zu Verlag rennen und nach all den Absagen dann frustriert ins Selfpublishing gehen. Ich habe keines meiner Bücher jemals irgendwo eingereicht.

Oh, aber auch das kann ich verstehen. Oft muss man da viele Kompromisse eingehen, denke ich. 

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Zwang.

Ja, den kann ich überhaupt nicht ausstehen!

Ich kann absolut nicht damit umgehen, wenn ich unter Zwang stehe, egal bei was. Ich brauche maximale Freiheit, sonst macht mich das buchstäblich krank.

Oh man – aber ich kann dich verstehen. 

Darum funktioniert für mich auch kein typischer 9-to-5-Job. Ich muss unbedingt selbst bestimmen, wann ich mich wo, mit wem und für wie lang aufhalte. Das mag auch mit meinem Autismus zusammenhängen. Ich muss sehr auf mich selbst achtgeben, um nicht reizüberflutet zu werden.

Verständlich. 

Zu viel Zeit mit Menschen zu verbringen ist bei mir nämlich ein Garant dafür. Dadurch war beispielsweise die Schulzeit für mich unerträglich. Erst mithilfe von Hauslehrern hat es funktioniert.

Gott sei Dank, habt ihr dann eine Möglichkeit gefunden, wie es funktioniert. 

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

Ich glaube, ich stehe mit meiner Meinung über Klischees ziemlich allein da:

Ach, wieso?

Klischees sind toll! Ich mag klischeehafte Charaktere, vom raubeinigen Ex-Soldaten bis zur blonden Unschuld vom Lande.

Das mag ich als Leser auch sehr gerne, für mich lockern solche Charaktere die Geschichten immer so auf. 

Denn ein Klischee bedeutet ja nicht, dass da nicht mehr dahinterstecken kann. Menschen sind sehr facettenreich, auch wenn sie klischeemäßig daherkommen. In jedem harten Kerl steckt ein wie auch immer gearteter weicher Kern und jeder Feigling kann mutig sein, wenn er den richtigen Grund dafür findet.

Das sehe ich ganz genauso. 

Klischees sind für mich immer eine Herausforderung, hinter die Fassade zu blicken, während des Schreibens wie auch im echten Leben.

In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

Momentan schreibe ich im Genre Dystopie, man kann mich auch gern in Thriller oder Horror einordnen, das sieht ja jeder ein wenig anders.

Passt in mein Beuteschema.

Da ich über eine alternative Zeitlinie schreibe, in der Zombies die Welt beherrschen, war das Genre von Anfang an klar.

OK, klar. 

Ich habe allerdings auch Fantasy und sogar Science-Fiction in der sprichwörtlichen Schublade. Es kann gut sein, dass ich davon auch etwas veröffentlichen werde.

Wenn du es veröffentlichst, werde ich bestimmt danach schauen. Und wo wir gerade bei deinen Büchern sind, führt mich das zur nächsten Frage. 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Die bisher strengste Kritik kam von Feministinnen.

Ehrlich? WOW.

Sie denken, dass die bloße Darstellung von schlimmen Dingen bedeutet, diese schlimmen Dinge gut zu finden. Um es hier mal ganz deutlich zu sagen: Das ist Bullshit. Meine Postapokalypse ist ein Szenario, in dem die Protagonisten schon froh sind, wenn sie überhaupt mit dem Leben davonkommen. Da ist eine Ohrfeige kaum der Rede wert. Selbst Missbrauch ist etwas, mit dem man sich eben abfindet. Doch dass ich das so darstelle, bedeutet nicht, dass ich Missbrauch verharmlose. Ganz im Gegenteil. Es steckt viel Own Voice in meinen Werken, auch wenn ich das nicht explizit thematisiere.

OK, das kann ich verstehen und ich frage auch nicht weiter nach. 

Meine postapokalyptische Welt ist ein Spiegel unserer Welt. Viele Missbrauchsopfer tun genau das, was meine Protagonisten tun: Sie finden sich damit ab, gehen über ihr eigenes Trauma einfach hinweg. Das ist nicht gut, absolut nicht, doch es geschieht nun mal und wie wir als Gesellschaft damit umgehen wollen, ist eine der vielen Fragen, die ich mit meinen Werken aufwerfen will.

Da sagst du was wahres. Und ja, ich finde, da muss die Gesellschaft ihren Teil tun, damit wir einen richtigen Umgang damit finden. 

Oft werden Opfer unter Druck gesetzt, sie könnten erst heilen, wenn sie vergeben. Das ist genauso falsch wie die Annahme, dass jedes Opfer den Täter hassen müsste. Gewalterfahrungen und Missbrauch sind höchst individuell. Wie sich das Opfer zu fühlen hat, was es zur Heilung braucht, hat niemand anderes zu entscheiden als das Opfer selbst.

Wer sonst? Und jemanden unter Druck zu setzen, vor allem, wenn da ein Trauma im Raum steht, ist meiner Meinung nach einfach vollkommen falsch. Aber gehen wir mal zu leichteren Themen über. 

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Nett, holt mich persönlich jetzt aber nicht so richtig ab.

Ich hab’s gerade gemerkt, wie du es gesagt hast 😀 aber es ist halt ein Sprichwort und kann nicht jeden abholen. 

Manche Leute lesen gern richtig brutale Sachen, die würden das vielleicht nicht unbedingt mit einem Garten vergleichen. Außerdem empfinde ich einen Garten als einen Ort, an den man gern zurückkehrt, aber die meisten Bücher liest man hingegen nur einmal.

Da muss ich Einspruch einlegen, ich lese einige Bücher mehrfach, natürlich nicht alle aber doch eine Menge. 

Vielleicht nimmt mein autistisches Gehirn diesen Spruch auch nur wieder zu buchstäblich. Ich würde es jedenfalls lieber so sehen: Bücher sind Parallelwelten, in die man eintauchen kann, wann immer man möchte. Magische Portale zu anderen Orten. Etwas in der Art.

Das hört sich aber auch schön an, Buch raus und ab durch das Portal in die magische neue Welt. 

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Meine Mutter ist genauso ein Bücherwurm wie ich, unser Haus war vollgestopft mit Büchern, ich bekam schon als Kleinkind vorgelesen, jeden Abend. Ich glaube, ich hatte gar keine andere Chance, als ein Buchnerd zu werden! Dazu kam, dass ich sehr früh lesen konnte und auf eigene Faust Narnia, Mittelerde und Co. erforschte.

Toll, Narnia fand ich auch so Klasse. 

Etwa mit zehn Jahren fasste ich den Beschluss, Schriftstellerin zu werden. Ich begann damit, eine Horrorgeschichte über einen Mann zu schreiben, dem in einer Fabrik ein Arm abgetrennt wurde. Dieser Arm tauchte dann auf, um den Protagonisten und seine Familie zu ermorden. Sehr ulkig, aber ich war damals extrem überzeugt von dem Plot.

Dann hast du sehr früh angefangen mit dem Schreiben, finde ich aber super. Ich habe mit ungefähr 12 auch mal eine Gruselgeschichte geschrieben, die hat aber so gar keinen Anklang gefunden. 

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Ich sortiere grob chronologisch und ein klein wenig nach Größe, damit nichts raussteht.

Das sieht auch schöner aus, finde ich. 

Einzig meine Pratchett- und Hesse-Bücher stehen beisammen, auch die Harry-Potter-Bände auf Deutsch und Englisch, alles andere ist pures Chaos, in dem ich mich dennoch irgendwie zurechtfinde.

Genau, nur das Genie beherrscht das Chaos. 

Meine Bücherregale sind leider aus Platzmangel heillos überfüllt. Ich träume jedenfalls davon, mal eine eigene kleine Bibliothek zu haben, mit deckenhohen Regalen und einem Ohrensessel zum gemütlichen Lesen bei Tee und Käsecrackern.

Ich sehe schon, wir träumen den selben Traum 😀 

Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Ich bin ja versucht, zu sagen, Kunst darf alles.

Im Grunde genommen ja. 

Aber natürlich gibt es Grenzen. Zur Gewalt aufrufen, gegen Minderheiten hetzen … das geht keinesfalls, ist aber auch keine Kunst. Unsere Gesellschaft muss ununterbrochen diskutieren und neu evaluieren, was Kunst ist und was sie darf. Das ist nur gut und richtig so. Aber generell bin ich immer für mehr Freiheit, solange niemand zu Schaden kommt.

Da bin ich voll bei dir.

Triggerwarnungen machen zum Beispiel wenig Aufwand, ob man sie nun sinnvoll findet oder nicht, aber dass inzwischen schon vor rauchenden Protagonisten und Schimpfwörtern gewarnt wird, finde ich albern.

So würde ich eine Triggerwarnung auch gar nicht ansetzen.

Und darüber, dass Thriller miese Bewertungen bekommen, weil die Triggerwarnung vor Blut und Gewalt gefehlt hat, kann man doch nur den Kopf schütteln. Das erinnert immer so ein wenig an die USA und deren absurde Warnhinweise a la „Achtung, Mikrowelle nicht zum Trocknen von Kleintieren verwenden!“.

Ja, das ist manchmal ein wneig absurd, finde ich auch. 

Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Ich liebe ChatGPT und nutze es häufig.

Ehrlich? WOW, ich gehöre ja eher zu den Leuten, die die KI ein wenig skeptisch sieht. 

Nicht für kreative Arbeit, denn dafür ist die KI wirklich nicht zu gebrauchen, aber die Recherchearbeit erleichtert sie ungemein.

OK, das habe ich schon öfter gehört, dass ChatGPT für Recherchezwecke genutzt wird. 

Welche giftigen Tiere gibt es in der und der Region? Wie funktioniert ein Solarpanel? Könnten die und die Symptome auf diese spezielle Krankheit hindeuten? ChatGPT kann einem ganz fix alles aufzählen und erklären, dafür bräuchte es mithilfe einer Suchmaschine wesentlich mehr Zeit.

Wenn man das so betrachtet, OK da ist dann was dran.

Keine Ahnung, wie es in einigen Jahren aussehen wird, aber ich denke nicht, dass KI wirklich in der Lage sein wird, gute Geschichten zu erstellen. Dazu sind menschliche Emotionen einfach zu komplex.

Das glaube ich auch!

Vor allem bei Humor wird das deutlich. Eine KI kann nicht lustig sein, das gerät immer eher peinlich als humorvoll. Ich habe schon einiges ausgetestet, weil ich mich persönlich sehr für KI interessieren, und ich muss sagen, ChatGPT ist alles, nur nicht kreativ. Aber ich bin trotzdem immer sehr höflich zur KI, denn dann verschont sie vielleicht mein Leben, wenn sie mal die Weltherrschaft an sich reißt.

😀 Gute Idee

Jetzt sind wir schon fast fertig mit unserem Interview und ich habe nur noch eine klitzekleine Frage an dich: 

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

Gerne mehr zum Autismus, denn Aufklärung in diesem Bereich ist mir sehr wichtig, und als Schriftstellerin autistisch zu sein hat sehr interessante Facetten, wie ich finde.

Ja das stimmt, ist für mich persönlich auch total interessant. Die Facetten würde ich sehr gerne mal näher beleuchten. Ich habe mir das aber schon notiert. 

Inwieweit ich mich mit meinen Protagonisten identifizieren fände ich auch eine spannende Frage.

Die Frage finde ich auch sehr spannend und auch diese habe ich mir aufgeschrieben. Liebe Zoey, ich möchte mich ganz herzlich bei dir bedanken. Für deine Zeit und deine Antworten. Skoutz und ich haben uns hier bei dir total wohl gefühlt und es hat richtig Spaß gemacht. 

 

Hier gibt es mehr über Zoey Aldrich:

 

Skoutz Lesetipp:

Noah 2048 (In einer Welt ohne Zukunft 4) von Zoey Aldrich 

Mein Name ist Noah.
Ich bin erst siebzehn, doch ich habe bereits alles verloren – mein Zuhause, meine Familie, meine Freunde. Die Welt, in der ich lebe, wird von Zombies, Menschenjägern und Banditen beherrscht. Einsamkeit und Angst sind meine ständigen Begleiter – und diese leise Stimme, die mir ununterbrochen ins Ohr flüstert, dass jeder Tag mein letzter sein könnte.

Den Glauben an eine Zukunft hat Noah längst verloren, als plötzlich zwei Fremde auftauchen. Sie suchen einen Weg nach England. Doch die Insel gilt bereits seit Jahren als durchseucht, niemand wagt sich freiwillig dorthin. Was wollen die beiden Fremden dort und weshalb brauchen sie ausgerechnet Noahs Hilfe?
Und die Uhr tickt! Denn längst sind es nicht mehr nur die Zombies, die es auf den kläglichen Rest der Menschheit abgesehen haben. In der Dunkelheit lauert eine neue, unvorstellbare Bedrohung …

Triggerwarnung
Sexualisierte Gewalt, Sklaverei, Folter

Und wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, schaut euch das Buch doch genauer an. Hier über unseren Amazon-Affiliate-Link*

Hinweis:

Zoey Aldrich steht mit ihrem Titel „Sergio 2041 auf der Midlist Horror von Nico von Cracau.

Damit hat sie natürlich kriminell gute Chancen auf den Award in der Kategorie  Horror.

Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.

 

Und wenn ihr uns, der Autorin und dem Verlag sowie vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!

 

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