Zu Besuch bei: Monika Bittl

Wir waren zu Besuch bei der deutschen Autorin Monika Bittl, die besonders durch ihre vielseitigen Arbeiten bekannt ist. Seit 1993 ist sie freie Schriftstellerin, schrieb bisher rund 30 Drehbücher, unter anderem „Pumuckl“ und „Lindenstraße“, und veröffentlichte bis zum heutigen Tage fünf Romane. Auch ihre Sachbücher aus der heiteren Sparte, alle bei Droemer/Knaur erschienen, sicherten ihr mehrfach einen festen Platz in den Herzen ihrer Fans.

Doch lassen wir die liebe Monika selbst zu Wort kommen.

 

Zu Besuch bei Monika Bittl, dem literarischen Allround Talent

 

© Thomas Dashuber

Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

 

Die Ideen fliegen mir zu, sie liegen auf der Straße. Wichtiger als die Idee ist „Hook“ – wie die Engländer sagen – an einem Stoff. Das heißt, eine Idee muss mich wirklich innerlich berühren oder beschäftigen. Nur so füllt sie sich während der langen, einsamen Arbeit an einem Buch auch mit Leben. Dann arbeite ich mich daran innerlich ab, dann trägt sie den Stoff.

Eine sehr poetische, schöne Sicht.

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Ganz ehrlich? Ich würde recherchieren, welche Suizid-Art am leichtesten geht. Mir es aber anschließend doch noch einmal anders überlegen, weil ich meine Familie, meine Freunde und die Welt zu sehr liebe.

Um Himmels Willen… Aber vielleicht könntest du die Recherche Ergebnisse mal für einen Krimi verwenden? 😉

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Beim Zähneputzen morgens, beim Zähneputzen abends und alle zehn Minuten dazwischen – die Selbstzweifel sind ein ständiger Begleiter beim Schreiben, wenn man es ganz ernst nimmt. Warum tue ich mir das an? Wen interessieren schon meine Erfindungen? Warum hab ich nicht auf meine Mutter gehört und wurde Bankkauffrau? Es braucht eine Art legalen Wahnsinn, hauptberuflich zu schreiben.

Wir jedenfalls sind froh, dass du nicht auf die Mama gehört und den Weg der Schriftstellerin gewählt hast.

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Beim Schreiben meines dritten Romans, „Die Expedition“, hatte ich die Geschichte ursprünglich für vier Frauen angelegt. Ich hatte schon ein Viertel des Buches geschrieben, da tauchte im Traum eine Frau auf einem breitkrempigen Hut auf und forderte: „He, ich will da auch mit! Ihr könnt mich gut gebrauchen, ich bin Ärztin!“ Und da war sie, die Emily, und ich nahm sie mit auf die Partie über die Alpen.

Das klingt im wahrsten Sinne des Wortes traumhaft!

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Im Prinzip alles und nichts. Nichts von meinem Leben wird eins zu eins übernommen. Aber der emotionale Kern, der „Hook“, von dem ich oben sprach, ist immer auch ein Teil von mir selbst. Etwas, das mich gerade geistig und seelisch zugleich beschäftigt.

Die Geschichten sind genauso ein Teil von dir, wie du von ihnen!

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Über mich eine „Wahrheit“ erkannt zu haben. Mit Wahrheit meine ich Aufrichtigkeit gegenüber den eigenen Gefühlen. Wir neigen leider alle dazu, uns bestimmte Gefühle zu verbieten. Ich „darf“ beispielsweise nicht eifersüchtig, neidisch oder ehrgeizig sein. Aber natürlich bin ich all das auch bisweilen, und es wäre einfach schon viel gewonnen, wenn wir uns zugestehen, dass diese Gefühle ein Teil von uns sind und uns als Menschen auch ausmachen. Wir sind weder gut noch böse, wir sind alle gemischte Charaktere. Das Böse entsteht ja oft erst dann, wenn wir eben Gefühle nicht zulassen. Das heißt nicht, dass wir sie ausleben sollten, das hätte wiederum verheerende Folgen, wenn ich beispielsweise eine Rivalin hasse und sie deshalb dann umbringe. Es heißt nur, auch negativ bewertete Gefühle als Teil von uns zu akzeptieren. Und da bin ich wieder bei der Ausgangsfrage. Jenseits von einem sinnlichen Vergnügen liebe ich Literatur, die mich auch mit meinen menschlichen Schattenseiten versöhnt. Und weil ich solche Geschichten mag wäre es für mich das größte Kompliment, wenn ich anderen das auch geben kann.

Wir sind sicher, dass du das schon bei einigen deiner Fans erreicht hast. Besonders mit deinen humorigen Sachbüchern.

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Den idealen Leser gibt es für mich nicht, denn jeder und jede sind so unterschiedlich, dass ich niemanden auf etwas festnageln könnte. Wenn überhaupt, dann wäre das Ideal, erst einmal für alles offen zu sein. Also die Figuren und die Geschichten auf sich wirken zu lassen und an Hand des eigenen Lebens auf dessen Wahrheitsgehalt abzuklopfen.

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Bei jedem Antagonisten in jedem Roman und jedem narrativen Sachbuch. Ich muss ja eine andere Position versinnbildlichen, damit sich der Protagonist daran reiben kann und genau deshalb innerlich und äußerlich weiter kommt. Zugleich muss ich den Antagonisten auch mögen, sonst bleibt er nur eine Klischee-Figur.

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Auf diese: Mit einem entschiedenen „nein“. 😉

Liebe Monika, ich danke dir sehr für dieses bildreiche und informative Gespräch! Wir drücken dir natürlich für die weitere Wahl die Daumen und hoffen, dass wir dich in Frankfurt in unserer Runde werden begrüßen dürfen. Alles Gute!

 

Mehr über Monika Bittl findet ihr hier:

Autorenseite von Monika Bittl

Facebookprofil von Monika Bittl

 

Skoutz Lesetipp: Ich hatte mich jünger in Erinnerung von Monika Bittl und Silke Neumayer 

Lesebotox für die Frau ab 40

Morgens im Badezimmerspiegel schaut uns eine Frau an, die man irgendwie jünger in Erinnerung hatte. Mittags huschen wir zum Optiker, um eine Lesebrille zu erstehen – die wir zuvor nur von unseren Omas kannten. Und auf dem Nachhauseweg pfeifen einem nicht einmal mehr die Bauarbeiter hinterher. Älterwerden ist scheußlich und wunderbar zugleich. Es kommt nur auf die Perspektive an. Man kann es tragisch sehen oder komisch. Monika Bittl und Silke Neumayer haben sich für den Humor entschieden und bekämpfen die kleinen Einbrüche mit den besten Waffen der Frauen: der Selbstironie und dem Lachen über sich selbst.

Skoutz meint: Ein spritziger Bericht über die Laster des Alterns und die Dringlichkeit, diese mit Humor und Würde zu nehmen. Sicherlich kann sich die ein oder andere Leserin darin wiedererkennen. Verleitet zum Schmunzeln und Nachdenken.

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