zu Besuch bei Mira Valentin
Heute bin ich im Hessischen Hinterland unterwegs, wo ich mich mit Fantasy-Autorin Mira Valentin treffe. Ich bin schon wirklich gespannt, was ich so alles erleben werde und ob ich sie überhaupt direkt erkenne, denn sie liebt es, sich in ausgefallenen und kreativen Cosplay-Kostümen zu zeigen. Mal sehen, was ich ihr so alles entlocken kann, langweilig wird es mit Sicherheit nicht …
zu Besuch bei Mira Valentin, die nicht nur mit ihren Geschichten, sondern auch mit ihren Cosplays verzaubert …
Beschreibe dich in einem Wort!
Stehaufmännchen
Ein nettes Bild, ich bin neugierig, ob ich dazu noch mehr im Verlauf unseres Gesprächs erfahren werde.
Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?
Ich bin ein totaler Chaot.
Wie genau äußert sich dieser Chaot?
Wenn ich anfange zu schreiben, dann habe ich nur eine Grundidee, aber keinen Plan, wo die Reise hingeht. Alles weitere entsteht dann beim Schreiben. Ich mache mir auch keine Notizen, sondern habe alles – von den Augenfarben der Charaktere bis hin zur Funktionsweise der Magie – grundsätzlich im Kopf.
Das heißt, du hast kein Netz oder doppelten Boden. Du bringst deine Fantasy direkt zu Papier, ohne dass du einer vorgegebenen Struktur folgst. Sehr spannend … Du lässt dich treiben, lässt die Story sich entwickeln.
Dadurch wälze ich die Geschichte ständig hin und her und sie verschwindet niemals ganz aus meinen Gedanken.
Also bist du eher der Einzelkämpfer-Typ beim Schreiben?
Schreibbuddies habe ich in der Regel nicht, aber aktuell schreibe ich zusammen mit Kathrin Wandres einen Jugend-Fantasyroman. Zu zweit schreiben empfinde ich als große Bereicherung, da jeder vom anderen lernt.
Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?
Die Hochstelltaste und die Leertaste. Sie haben bereits eine Kerbe, obwohl meine Fingernägel kurz sind.
*huch*
Danach folgt das „e“, welches nicht mehr erkennbar ist. „r,a,s und n“ kann man gerade noch lesen.
Deine Tastatur hat sich ihren Ruhestand aber mal wirklich verdient *lach*
Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?
Ich würde endlich mal von allen Kindern, Telefonen, Türklingeln, Facebook-Nachrichten etc. in Ruhe gelassen werden, einen guten Wein neben mir stehen haben und in Ruhe 24 Stunden durchschreiben dürfen.
Ich stell mir gerade eine Rambo-Fee vor, die mit verschränkten Armen an der Tür wacht und alle Störungen fernhält 🙂 Meine blühende Fantasie wieder 😉
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
Sehr wenig.
Und was ist das wenige? *neugierig guckt*
Nur zwischen den Zeilen findet man die große Weisheit meines langen Lebens 😉
Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?
Ich habe zum Glück keine Schreibblockaden.
Du Glückliche …
Bevor ich von meinen Büchern leben konnte, war ich Journalistin und bin es gewohnt, dass man auf Knopfdruck schreiben muss, weil es einen Abgabetermin zu erfüllen gibt.
Das klingt nach Technik und praktischer Berufserfahrung … oder du bist ziemlich gut befreundet mit Madame Muse …
Die Muse sitzt auf meiner Schulter und wartet nur darauf, dass sie endlich mal gegen die Kinder, Telefone, Türklingeln etc. ankommt.
Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?
Ich würde sagen, das Schreiben hat einen Anteil von 50 %. Dann 40 % Leserkontakt und Marketing, zumeist auf Sozialen Medien.
40% ist ein großer Anteil … Aber ich denke deine Leser lieben es, dass du eine Autorin zum Anfassen (nur im übertragenden Sinn natürlich) bist. Was ist mit dem Rest?
Die restlichen 10 % entfallen auf Cover, Lektorat, Testleser und Überarbeitung. Eine Vorbereitungsphase habe ich überhaupt nicht.
Was macht für dich ein gutes Buch aus?
Ich erwarte mir in erster Linie eine spannende Story mit authentischen Charakteren. Wenn dann noch ein besonders schöner Schreibstil hinzukommt, bin ich wunschlos glücklich.
Erwartest du eine gewisse Sprachraffinesse oder ist das nur ein nettes Gimmick?
Ich kann auch mit einem „soliden“ Stil leben, wenn die Story passt.
Was ist mit dem Profi in dir? Quatscht der dazwischen oder genießt du ohne in technische Details abzuschweifen?
Mein „innerer Lektor“ ist grundsätzlich erst mal da. Bei besonders guten Büchern verschwindet er aber und ich werde zu einem ganz normalen Leser, der sich einfach nur gefangennehmen lässt.
Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?
Soziale Medien halten mich viel ab.
Das höre ich sehr oft 😉
Sie sind Fluch und Segen zugleich. Ansonsten sind es im Alltag eigentlich nur meine Kinder und meine Freunde. Aber die sind ja in erster Linie ein Segen und dürfen das.
Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?
Ich will ihn selten freibekommen, sonst verschwindet ja die Geschichte, die ich nicht aufgeschrieben habe :-D.
Ach, stimmt ja. Daran habe ich jetzt gar nicht mehr gedacht 🙂 Also anders, wie verbringst du deine Freizeit?
Habe ich mal ein paar Stunden Zeit, verbringe ich diese meistens mit meinem Freund. Wir gehen gern in „Gewandung“ auf Mittelaltermärkte oder auch einfach nur ins Kino oder schön zum Essen.
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Es gibt immer wieder mal solche Protagonisten. Ich nenne keine Namen.
Würde ich bei diesen ganzen Datenschutz- und DSGVO-Debatten auch lieber nicht 😉
Aber meistens gewinne ich den Kampf und töte sie dann irgendwann.
Ich merk schon, mit dir legt man sich besser nicht an. *lach*
Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?
Ich habe diesen Stapel nicht wirklich, nur die erwähnten „Grundideen“.
Okay, auch hier hätte ich es besser wissen können. Wenn du deine Geschichten schon komplett aus dem Kopf schreibst, wieso solltest du dann neue Ideen irgendwo anders als dort aufbewahren … Was passiert mit diesen Grundideen? Warten die irgendwo in einer „Nische“?
Diese spinne ich in der Regel erst dann weiter, wenn ich das aktuelle Projekt abgeschlossen habe. Ich plane etwa 3 VÖs im Jahr und das schaffe ich auch.
Sehr ehrgeizig. Also immer fleißig am Schreiben oder gönnst du dir nach den einzelnen Veröffentlichungen Auszeiten?
Dazwischen gibt es keine Pausen, außer einmal im Jahr Urlaub. Und selbst da habe ich letztes Jahr ein Manuskript geschrieben – 300 Seiten in 10 Tagen 😉
Kopf freibekommen wäre wirklich kontraproduktiv. Aber Hut ab, du bist ein kreativer Tausendsassa. Hast du es schon einmal mit zwei Projekten zeitgleich probiert oder kommst du dabei durcheinander?
Derzeit schreibe ich tatsächlich an zwei Büchern gleichzeitig, weil eines davon das Gemeinschaftsprojekt mit Kathrin Wandres ist. Immer wenn sie mit Schreiben an der Reihe ist, widme ich mich wieder „Enyador 3“.
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Das war das „Geheime Talente-Event“, das ich 2016 in unserem mystischen Wald für die treuesten Leser/Blogger/Freunde meiner Talente-Reihe (Carlsen/Impress) organisiert habe. Wir hatten Schauspieler, Schwertkämpfer und mein komplettes Tattoostudio an Bord. Dabei gab es einen Moment, indem die „Armee der Talente“ vor mir salutiert hat. Das ist die größte Ehrerbietung, die „Talente“ jemandem zuteil werden lassen, denn normalerweise tun sie so etwas nicht. Da schlug mein Herz mir wirklich bis zum Hals.
Das kann ich mir vorstellen. Das sind Momente, die man nie vergisst …
Wie definierst du Erfolg?
Natürlich schaue ich auf die Bestsellerlisten und raste völlig aus, wenn mein Buch in den Top 100 steht. Und natürlich gibt es für einen Autor nichts großartigeres als von einer Jury auf einer Bühne einen Literaturpreis überreicht zu bekommen.
Das klingt so verdächtig nach einem „Aber“ 🙂
Aber das tiefgehendste Kompliment hat mir eine Leserin gemacht, die mir geschrieben hat, wie sehr mein Buch sie aus einer schwierigen Phase abgeholt und ihr Leben verändert habe.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
„Willst du auf die Shortlist des Skoutz Awards?“
Dann hoffe ich, dass deine Wünsche wahr werden!
Lieben Dank, Mira Valentin, dass du dir die Zeit genommen hast, mir all meine Fragen zu beantworten. Es war total spannend und ich hoffe, dass wir das mal wiederholen können – vielleicht ja schon in Frankfurt … auf der Verleihung 🙂 Für den weiteren Wettbewerb wünsche ich dir viel Erfolg.
Mehr Informationen zu Mira Valentin und ihren Büchern bekommt ihr auf:
ihrer Homepage
oder ihrer Facebook-Seite.
Skoutz-Lesetipp:
Der Mitreiser und die Überfliegerin – emotionaler und tiefgründiger Jugendroman von Mira Valentin
Ist es Magie? Oder einfach nur das Leben?
Die Welt des 18-jährigen Milan gerät aus den Fugen, als seine Sandkastenfreundin Jo bei einem Kletterunfall ums Leben kommt. Doch dann fliegt ihm plötzlich ein weißer Wellensittich zu, der ihn ganz bewusst zum Zirkus Salto lockt. Dort lernt Milan die schöne, aber womöglich verrückte Trapezkünstlerin Julie kennen. Angezogen von ihrer sonderbaren Theorie über magische Menschen und Seelentiere reist Milan mit dem Zirkus und lernt: Es erfordert eine Menge Mut, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Oder Magie – ganz wie man es nimmt.
Skoutz meint: Ein Roman, der so ergreifend und vielseitig ist, dass man ihn kaum in Worte fassen kann. Mira Valentin hat mit dieser Geschichte ein ziemlich schweres Thema aufgegriffen und es mit ihrem unvergleichlichem Stil zu einem tiefgründigen und emotionalen Leseerlebnis gemacht, dass einen nicht nur zum nachdenken anregt, sondern auch Mut macht.
Ihr wollt die ungewöhnliche und emotionale Geschichte “Der Mitreiser und die Überfliegerin” selbst entdecken? Dann holt sie euch entweder in einem der verschiedenen Buchshops oder direkt hier unter diesem Affiliate-Link bei Amazon.
Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es auf Skoutz.net bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).
Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. Auf einen Blick seht ihr dann, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein.
Hinweis:
“Die Legende von Enyador” von Mira Valentin ist ein 386 Seiten langer, im März 2017 von ihr selbst veröffentlichter gefühlvoller und spannender High-Fantasy-Roman über erbitterte Machtkämpfe zwischen Drachen, Dämonen und Elben und die Frage, ob die versklavte Menschheit sich endlich auflehnen und eine uralte Prophezeiung erfüllen wird.
Mira Valentin konnte mit ihrer unglaublich gefühlvollen Geschichte unsere Skoutz-Jurorin Jennifer Alice Jager direkt überzeugen. Aus über 300 Titeln der Fantasy-Longlist ergatterte sie so einen der begehrten Midlist-Plätze und damit vielleicht die Chance auf den Skoutz Award 2018.
Mehr findet ihr in der ausführlichen Buchvorstellung. (weiterlesen)