zu Besuch bei Mark Roderick

Im schönen Stuttgart durften wir den Thriller-Bestseller-Autor Mark Roderick besuchen. Eigentlich heißt er Boris von Smercek, aber da kaum jemand seinen Namen richtig aussprechen kann, hat er sich entschieden, seine Bücher unter Pseudonym herauszubringen. In seiner mittlerweile fast 25-jährigen Schreibkarriere kamen so einige zusammen. Ob als Tom Nestor, Tom Emerson oder zuletzt eben Mark Roderick – seine Romane begeistern ein großes Publikum. Natürlich wollten wir mehr über ihn erfahren und so hat sich die liebe Charleen auf den Weg gemacht, um ihm mit etlichen spannenden Fragen auf den Zahn zu fühlen. Mal sehen, was sie ihm alles entlocken konnte …

 

zu Besuch bei Mark Roderick, der uns mit seinen Büchern unter die Haut geht …

 

In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?

Alles!

Kurz und schmerzlos, ich merk schon ?

 

Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast?

In einem Sarg – im Rahmen eines Selbstversuchs. Ich ließ mich einen ganzen Tag lang einsperren und hatte nur eine Taschenlampe und mein Netbook dabei …

Oh, wie gruselig. Ich glaube, so etwas haben wir noch nie hier gehört. Ernsthaft?

Nein, das war gelogen, weil ich nicht schon bei Frage 2 als langweilig gelten wollte. Denn so sehr ich auch überlege, mir fällt leider überhaupt kein seltsamer Ort ein, an dem ich schon geschrieben habe. Klar, die S-Bahn, aber das ist für mich nicht mehr seltsam, weil es zur täglichen Routine geworden ist. Ich bin ja nicht nur Schriftsteller, sondern so ganz nebenbei auch noch voll berufstätig. Deshalb nutze ich die täglichen Fahrzeiten und die Mittagspausen gerne zum Schreiben. Anders würde ich es gar nicht schaffen, jährlich ein Buch zu veröffentlichen.

 

Wie entstehen deine Geschichten?

Bei meinem ersten Buch hatte ich die Story im Kopf (dachte ich wenigstens) und schrieb einfach drauflos – bis ich irgendwann feststellte, dass nichts mehr so richtig zusammenpasst. Es hat viel unnötige Zeit und noch mehr Nerven gekostet, diesen gordischen Knoten sinnvoll aufzulösen. Seitdem gehe ich beim Schreiben ziemlich strukturiert vor.

Und das sieht wie aus?

Zuerst gibt es ein Exposé, das etwa zwei bis drei Seiten umfasst. Darin werden Geschichte und Hauptfiguren umrissen, sodass der Verlag weiß, worauf er sich einlässt. Sobald ich das grundsätzliche Okay habe, unterteile ich die Story in einzelne Kapitel, jedes davon wird mit ein paar Sätzen umrissen. In welcher Reihenfolge laufen die Ereignisse ab? Welche falschen Fährten will ich legen? Wer muss sterben? Welche überraschenden Wendungen soll es geben? Diese und viele andere Fragen werden hier beantwortet. Und dann geht’s ans eigentliche Schreiben, wobei ich versuche, den Film, der bis dahin in meinem Kopf entstanden ist, in einen möglichst spannenden Text zu übersetzen. Dabei bin ich immer auch mein eigener Testleser. Manchmal lese ich die Seiten des Vortags und denke: DAS habe ICH geschrieben? Wow! Und an anderen Tagen denke ich: DAS habe ICH geschrieben? Alles Mist! Deshalb lese ich meinen Text so oft, bis ich ihn irgendwann uneingeschränkt gut finde. Erst dann erhält ihn der Verlag.

 

„Es wird immer weniger gelesen“ – Wie reagierst du auf diesen Satz?

Ich denke, das liegt nur daran, dass zu wenige Menschen meine Bücher kennen? Nein, im Ernst: Tatsache ist, dass Handys und das Fernsehen für Bücher eine harte Konkurrenz darstellen. Mir geht es ja selbst so, dass ich abends oft lieber einen Film anschaue oder ein Spiel daddle, anstatt ein Buch zur Hand zu nehmen.

Was? Wieso das?

Lesen strengt viel mehr an, weil man seine Fantasie bemühen muss. Deshalb versuche ich immer, meine Bücher so zu schreiben, dass der „Film im Kopf“ schon ab der ersten Seite zu rattern beginnt.

 

Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.?

Um solche Regeln habe ich mich nie gekümmert – spontan würde ich wahrscheinlich nicht mal drei davon zusammenbekommen.

Spontan fällt dir so gar nichts ein?

Natürlich vermeide ich es, jeden Satz mit demselben Wort zu beginnen, aber tatsächlich schreibe ich nur intuitiv. Abgesehen vom Deutschunterricht in der Schule bin ich auch Autodidakt. Ich glaube, Schreiben hat viel mit Kreativität zu tun, da würde mich ein enges Regelkorsett nur stören.

 

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?

Es heißt „Ich fange nochmal an“ von Susanna Kubelka.

Das ist mir so auf Anhieb gänzlich unbekannt. Kannst du uns noch mehr darüber erzählen? Worum geht es darin?

Eine Sammlung von Kurzbiografien von Menschen, die ihr Glück erst in der zweiten Karriere gefunden haben. Dieses Buch habe ich als Teenager gelesen, also vor etwa fünfunddreißig Jahren, und es hat mir enormen Mut gemacht, in meinem Leben noch eine zweite Karriere als Autor zu starten. Ich habe dieses Buch schon mehrere Male gelesen, und heute liegt es auf meinem Nachttisch. Schade, dass es das nicht mehr zu kaufen gibt. Ich fand es absolut inspirierend!

 

Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen?

Dino Park“ (der Buchtitel von „Jurassic Park“). Das ist zwar ein bisschen mainstreamig, aber ich glaube, das wäre schon eine Reise wert – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ich lebend wieder zurückkehren kann.

Das weiß man nie! Überleg es dir gut! Hast du noch andere Bücher?

„Der weiße Hai“ wäre ebenfalls genau mein Ding. Und „Alien“, aber ich weiß nicht, ob es das überhaupt als Buch gibt. Ich kenne nur den Film. Aber diese Art von Geschichten „live“ zu erleben, wäre Adrenalin pur.

 

Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?

Ob ich mutig bin, ist wohl Definitionssache.

Inwiefern?

Wenn man darunter versteht, dass man weniger Angst als andere Menschen hat, bin ich es sicher nicht. Vor anderen Menschen zu sprechen, schüchtert mich beispielsweise total ein. Aber ich gehöre zu denen, die sich ihren Ängsten stellen. Und wenn man bei einer Lesung mit fünfzig oder mehr Menschen merkt, dass den Leuten gefällt, was man macht, ist der Stolz, es geschafft zu haben, gleich doppelt so groß.

 

Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?

Ohropax.

Ohropax? Wieso das denn?

Das ist das wichtigste Büroutensil, wenn man Familie hat und oft zu Hause arbeitet?. Niemand ist besser als Ohropax-Werbeträger geeignet als ich. Abgesehen davon wäre ich ganz gut für schöne Armbanduhren zu haben. Ich trage zwar selten welche, weil ich das beim Schreiben als störend empfinde. Aber ich besitze bestimmt acht oder zehn Uhren. Je klobiger, desto besser. Ach ja, und für Jogginghosen wäre ich auch ein hervorragender Werbeträger. Peinlich, ich weiß, aber daheim laufe ich kaum in etwas anderem herum.

 

Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?

Zuerst würde ich mich vermutlich schwarz ärgern und mir vorwerfen, wie jemand so blöd sein kann. Allerdings würde mir dann vermutlich ziemlich schnell aufgehen, was für ein verfluchter Glückspilz ich doch bin.

Glückspilz? 

Keine Kinder um mich herum, keine Frau, die will, dass ich DSDS oder Bauer sucht Frau mit ihr anschaue (sorry, Schätzchen!), einfach nur Ruhe und Zeit. Das Paradies auf Erden! Also würde ich mir aus der Schreibwarenabteilung einen dicken Block und einen Bleistift holen, aus der Lebensmittelabteilung eine schöne Flasche Rotwein besorgen und dann in der Elektroabteilung nach einer Lampe schauen.

Da hast du dir wirklich viel vorgenommen ?

Und dann würde ich mir die ganze Nacht lang Geschichten ausdenken. Ich glaube, das sollte ich ab sofort einmal in der Woche machen. Vielen Dank für die Anregung!

 

Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen? Was machst du in der ersten Stunde nach dem Aufstehen?

Unter der Woche ist mein erster Gedanke: „Hoffentlich hat die Kleine den Wecker nicht gehört!“ Meine dreijährige Tochter schläft nämlich im Schlafzimmer, und wenn die um 5.30 Uhr aufwacht, fängt der Tag mit einem ordentlichen Stresspegel an. Das will keiner!

Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Am Wochenende stelle ich mir den Wecker nicht, aber ich wache dennoch meistens vor sechs Uhr auf. Dann schleiche ich mich nach draußen, setze mich mit dem Notebook an den Esstisch und schreibe ein paar Seiten, bis der Rest der Familie wach wird.

 

Welche Superkraft hättest du gerne?

Abgesehen von Wunderheilung?

Ja, abgesehen davon. Ich denke, das würde sich doch fast jeder wünschen.

Ich würde gerne verstehen, wie Facebook, Instagram und Co. funktionieren, um meine homöopathische Reichweite ein bisschen aufzubessern. Aber bevor das passiert, konvertiert der Papst zum Islam.

 

Welcher Irrtum kursiert über dich?

Dass ich mal was mit Heidi Klum hatte.

Ähm…

Nein, Quatsch, natürlich nicht – aber wenn ihr solche Fragen stellt! Ich glaube, dass weder besondere Gerüchte noch Irrtümer über mich grassieren. Dafür bin ich nicht wichtig genug. Wenn überhaupt, dann höchsten, dass mir der Erfolg zugeflogen ist, weil alle fünf Post Mortem-Bände – meine ersten Bücher als „Mark Roderick“ – auf Anhieb den Sprung in die Spiegel-Online-Bestsellerliste geschafft haben. Dabei wird allerdings vergessen, dass es auch eine Zeit vor „Mark Roderick“ gab. Ich schreibe unter verschiedenen Namen schon seit fünfundzwanzig Jahren. Der Erfolg ist also – das kann ich aus tiefstem Herzen sagen – hart erarbeitet, und darauf bin ich auch ziemlich stolz.

 

Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?

Schreib ein bisschen weniger und kümmere dich mehr um deine Kinder.“ Das klingt zugegebenermaßen etwas wehmütig, aber es stimmt wirklich: Sie werden so schnell groß. Das sollte man nicht verpassen, auch wenn der erzieherische Alltag einen oft an die Grenzen des Erträglichen bringt. Unter dem Strich sind die Kleinen echte Goldstücke.

Weise und sehr erfahrene Worte ?

 

Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Na schön, wenn ihr unbedingt wollt: „Kauft verdammt nochmal meine Bücher!“ So, jetzt ist es raus. Vielen Dank für diese Gelegenheit – und vor allem für dieses außergewöhnliche Interview. Hat wirklich Spaß gemacht!

Da gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen, außer: Vielen lieben Dank, Mark Roderick, dass du dir die Zeit genommen hast, mich zu treffen und mir meine Fragen zu beantworten.

 

Mehr über Mark Roderick, seine Pseudonyme und vielen Bücher findet ihr auf:

seiner Homepage

Facebook 

Instagram

 

Skoutz-Lesetipp: Post Mortem – Tränen aus Blut – der erste Thriller als Mark Roderick

Ein Blick in die Hölle…
Eine Familie verschwindet spurlos. Ein Mann stirbt durch zwei Schüsse. Er war Reporter, einer großen Sache auf der Spur. Kurz vor seinem Tod sendet er noch zwei Nachrichten: eine an seinen Bruder Avram Kuyper, einen skrupellosen Profi-Killer, und eine an Emilia Ness, eine unbestechliche Interpol-Agentin. Avram soll ihn und seine Familie rächen, Emilia den Fall vor Gericht bringen. Beide sehen das Horror-Video, das ihnen jemand zuspielt. Beide blicken direkt in den Schlund der Hölle. Wer ist diese Bestie, die kein Gewissen und keine Grenzen kennt? Können Avram und Emilia ihn gemeinsam zu Fall bringen?

Skoutz meint: Mark Roderick weiß seine Leser zu begeistern und überzeugt mit einem sehr spannungsgeladenen Roman. Doch nicht nur die ungewöhnliche Handlung überzeugt, auch die vielen interessanten Figuren überzeugen. Einmal angefangen lässt das Buch einen nicht mehr los, was zum Großteil am stimmungsvollen Stil des Autors liegt. Wirklich gelungener Reihenauftakt. Wir freuen uns auf weitere Thriller aus der Feder des Autors. 

 

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