Zu Besuch bei Linda Mignani

Heute sind der Skoutz-Kauz und ich auf dem Weg zu Linda Mignani. Wir haben uns mit ihr schon gesprochen und damals haben wir auch ihren Hasenstall entdecken dürfen und ein wirklich tolles Interview geführt. Heute haben wir uns auf den Weg gemacht, weil sie in diesem Jahr mit ihrem Titel „Feuerfedern“ auf der Midlist Erotik von Barbara Prill Platz gefunden hat.

Wir freuen uns schon sehr, sie endlich mal wieder zu treffen. Skoutzi hat auch den richtigen Riecher gehabt und macht mich darauf aufmerksam, das wir hier richtig sind.

Zu Besuch bei Linda Mignani, die auch mal über sich selbst lacht

Liebe Linda, wir freuen uns sehr, dass wir uns heute wiedersehen. Es ist viel zu lange her, das wir dich besucht haben. Skoutzi und ich sind sehr neugierig auf deine Antworten und was du uns heute zu erzählen hast.

Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Am liebsten würde ich euch auf einer überdachten Veranda empfangen, mit Blick auf einen Garten mit unzähligen Blumen, einem Schwimmteich, Trauerweiden und viel Ruhe. Stattdessen kann ich nur eine Terrasse anbieten. Ruhe ist hier selten und Trauerweiden gibt es auch nicht.

Ist doch nicht schlimm, so laut ist es jetzt auch nicht. Oh … und wer wedelt uns hier so freundlich entgegen?

Das ist mein Hund Giotto, der das mit dem Aufpassen sehr ernst nimmt. Also müsstet ihr ihm Bestechungsleckerlis mitbringen.

Giotto kenne ich ja von Bildern und natürlich habe ich Leckerlis  dabei 😀 meine Fellnase hat gerne welche abgegeben. Wir sind doch notorisch tierlieb! Aber hier duftet es so himmlisch. 

Auch für mich 😊. Der Tisch ist gedeckt und ihr könnt saftigen Haselnusskuchen oder Heidelbeer-Schmand-Kuchen essen. Oder auch beides.

Hm lecker. Schmand-Kuchen ist was ganz feines und Haselnusskuchen gehört zu meinen Lieblingen. Ich hoffe ich komme nicht allzu gierig rüber, wenn ich von beiden etwas nehme … Aber lass uns erst mal arbeiten … 

Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Ich lebe nach dem Motto, dass man sich selbst nicht zu ernst nehmen soll und lache gerne über mich, wenn ich mal wieder etwas angestellt habe.

Das macht einiges sehr viel leichter, ich nehme mich selber auch nicht so ernst und kann über meine Macken lachen. Und ganz ehrlich, ich finde das so erfrischend an dir. Darum kommen wir auch immer so gern zu dir zu Besuch. 

Leider nehmen sich viele Menschen viel zu ernst und halten ihre eigene Meinung für das Wichtigste. Wenn sie die Farbe Rot bevorzugen, müssen alle anderen das auch so sehen. Diskutieren oder über etwas reden, um die eigene Meinung zu überdenken, fällt vielen schwer und sie wollen es auch gar nicht. Sich in den anderen hineinzuversetzen, würde vieles erleichtern.

Wenn wir uns ein bisschen weniger ernst nähmen und die anderen ein bisschen mehr, wäre die Welt mit einem Schnipps ein besserer Ort. Man sieht das schon im Kleinen, zum Beispiel hier auf der Terrasse. Und das macht doch Hoffnung, oder? Wir können es alle für uns besser machen. 

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Krach. Menschenmassen. Rasenmäher. Wieso müssen Rasenmäher so laut sein?

Das ist eine gute Frage. Wie wäre es mit einer Sense? Nachhaltig, annähernd lautlos und man bewegt sich auch gleich dabei. Und man kann sie zu Karneval und Halloween gut als Deko verwenden. Was magst du sonst noch nicht?

Zecken, Wespen, Mücken und Bremsen, die einen auch gern im Rudel verfolgen, fiese Biester.

Absolut fies! Und wenn sie einen erwischt haben, dann hat man tagelang mit dem Stich zu tun. Miese kleine Blutsauger, wobei das natürlich ein hässliches Klischee ist. 

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

In Romanen ist alles übertrieben, sonst wären sie langweilig. Klischees sind wichtig, denn sie erfüllen die Erwartungen des Lesers, auch meine, wenn ich einen Roman lese.

Ja, oder? Und was erwartet uns in deinen Romanen?

In meinen erotischen Romanen sind die Männer immer dominant, liebevoll, zärtlich, aber auch streng und natürlich heiß. Sie wissen, was sie tun müssen, um ihre Partnerin und damit auch die Leserin zufrieden zu stellen.

So soll das sein. Gerade Erotik arbeitet schon mit sehr starken Vorerwartungen. Ist das in anderen Genres auch so ausgeprägt?

In Krimis/Thrillern gibt es oft einen superintelligenten Mastermind, in Romanzen sind die Typen immer sexy. In Liebesromanen gibt es bis auf wenige Ausnahmen ein Happy End. Aber auch Klischees müssen Ecken und Kanten haben, dann sind sie gelungen.

Sie sind halt der Vordruck im Malbuch. Ausmalen muss sie dann der Autor, so sind sie gleich und doch immer wieder neu. Ignorierst du solche „Vorgaben“ auch mal?

Nein. Mit Klischees zu brechen, geht meistens nicht gut aus.

In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

Fantasy, Dark Fantasy, Erotik, Romance, Dark Romance, Thriller.

Damit bist du extrem breit aufgestellt, wenn auch die Übergänge partiell fließend sein dürften. Wie entscheidest du, welchen Grundton dein aktuelles Werk bekommt?

Da ich immer zuerst den Klappentext schreibe und dann das Cover entwerfe, weiß ich sofort, zu welchem Genre der Roman gehört.

Du schreibst immer zuerst den Klappentext? Das finde ich spannend. Im allgemeinen wird der ja erst relativ spät verfasst. Vielleicht weil er nicht so gern geschrieben wird und sich viele bis zuletzt davor drücken?

Psssst: Ich liebe es, Klappentexte zu schreiben.

WOW! Du bist wirklich immer, immer, immer für Überraschungen gut! 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Kritik ist schwer einzuordnen, weil man genau unterscheiden muss, ob die Kritik wirklich berechtigt ist oder ob es sich um die persönliche Meinung des Kritikers handelt.

Das ist eine Vorfrage, mit der ich auch schon ein paar Mal Kolleginnen getröstet habe, die meinten, dass manche Kritik sie persönlich sehr angegriffen hat. Aber das waren dann immer als Kritik getarnte Meinungen, oft nicht mal über das Buch, sondern über ganz andere Themen. Wie hältst du es mit der echten Kritik, die sich mit deinem Text befasst?

Berechtigte Kritik ist hilfreich und über sie denke ich sehr gründlich nach. Immer. Aber man kann es nicht allen recht machen und sollte es auch nicht versuchen.

Nein, aber ich vermute, man kann das nur im Einzelfall beurteilen, ob dein Text mit der Umsetzung besser oder eben nur anders wird. 

Kritik betrachte ich daher kritisch. Hier habe ich mit der Zeit gelernt, welcher Art Kritik für mich hilfreich ist, damit meine Romane besser werden.

Das kann ich mir vorstellen, dass diese differenzierte Haltung einen langen Lernprozess gebraucht hat. 

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Ich finde ihn großartig! Siehe auch meine Antwort, wo ich euch am liebsten empfangen würde.

Hahaha. Ja das habe ich mir auch gedacht, als du uns an der Tür empfangen hast. Das faszinierende ist, dass dieser Spruch, wenn man sich auf ihn einlässt, so unendlich viele Facetten hat. Das haben wir auch erst im Rahmen dieser Interview-Reihe gelernt. 

So ein geheimnisvoller Garten mit seinen Nischen und Winkeln, seinen Verstecken und Farben ist ein Ort der Fantasie, genau wie ein Roman. In einem Roman ist alles möglich und man kann sich einfach in die Fantasiewelt fallen lassen.

Oh ja und das liebe ich sehr. Buchmagie!  

Abenteuer erleben, dominante Männer treffen und den Mörder zur Strecke bringen. Oder sich übers Knie legen lassen, weil es einem entweder als Fantasie oder auch in der realen Welt gefällt. Niemand hebt den moralischen Zeigefinger und bohrt ihn mir anschließend in die Rippen.

Nein, weil Gärten durch Hecken auch privater Schutzraum sind und Raum für Intimes geben. Und das ist gut so! Bücher sind genauso. 

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Als Kind waren Bücher ein Luxus, deshalb habe ich sie wie Schätze gehütet.

Verstehe ich zu gut. Ich hatte nur 1-2 für mich, die restlichen habe ich immer in der Bibliothek ausgeliehen. 

Ich hatte ein Märchenbuch, das ich unzählige Male gelesen habe, bis es auseinandergefallen ist. Delia, die weiße Indianerin. Hanni und Nanni, Dolly. Das waren meine ersten Bücher, und ich habe sie alle geliebt.

Da ploppt bei mir sofort das Kopfkino auf und zeigt mir Bilder aus meiner Kindheit. Mit diesen Büchern bin ich groß geworden. 

Also nichts Schwieriges, sondern Romane, die mich in ihre Welten mitgenommen haben, die für mich spektakulär waren. Popkornbücher, einfach eine gute Zeit haben, ohne sich schlecht zu fühlen.

So habe ich früher auch gerne gelesen. Ich war total neugierig und wollte immer alles genau wissen und habe die Bücher dann verschlungen. Wobei ich bei Hanni und Nanni, schon auch Werte übernommen habe. Loyalität und Freundschaft. Oder dass man zu Fehlern stehen soll. Mir fallen da viele kleine Szenen ein, die mich nachdenken ließen. Nicht so wie diese pädagogisch wertvollen Büchern mit großer Botschaft. So nebenbei – dass Streiche Konsequenzen haben, dass man vorher nachdenken und nachher losschimpfen sollte … Dafür bin ich dankbar. Aber ich schweife ab. Sorry …

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Tatsächlich habe ich nur noch meine eigenen Romane als Hardcover und als Taschenbücher, da ich nicht genügend Platz habe. Ich sortieren sie nach den Reihen.

Den Platzmangel kenne ich zu gut, geht mir nicht anders. Trotzdem möchte ich mir gerne Bücher fürs Regal kaufen und dann komme ich mit dem Sortieren nicht hinterher.

Du hast vorhin gesagt, dass wir uns nicht so ernst nehmen sollten. Da passt die nächste Frage, die das in einem sehr ernsten Kontext aufgreift:

Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Ich finde, das ist so ausgeufert. Ich möchte keine Romane lesen, in denen es nur noch Protagonisten gibt, die glattgebügelt und als „Gutmenschen“ durch die Seiten traben. Die nicht mehr denken dürfen, was sie nun mal denken, weil das Leben sie auf diese Weise geformt hat.

Glattgebügelt trifft es. Die sind so kantenlos, dass ich an sie nicht herankomme, beim Lesen. Sie sind mir so fremd. Fremder als ein Alien. 

Niemand von uns hat nur gute Gedanken, und manche haben sie auch nicht verdient. Das Leben ist nicht immer gut und gerecht.

Absolut! Aber wie meinst du das mit dem „verdienen“?

Wenn mir jemand etwas Böses tut, dann darf ich auch Böses über ihn denken und sagen. Wenn ich das nicht mehr darf, steht der Täter über dem Opfer.

Eine Sociologie hat letztens bei Lanz gesagt, dass die Diskussion inzwischen so verschoben ist, dass es nur noch um Deutungshoheit geht und daher der Täter-/Opferbegriff davon abhängt, wer sich zuerst beschwert. Das ist gefährlich, denn er konterkariert eben auch den moralischen Kompass, den wir als Menschen aber auch als Gesellschaft brauchen. 

Ein Gutmensch ist genauso schlimm wie ein Fanatiker, weil er immer Entschuldigungen für den Täter findet, aber wenig Verständnis für den Schmerz des Opfers aufbringt.

Eigentlich sollten genau die Opfer in den Mittelpunkt gerückt werden, finde ich. Aber das ist oft schwer, denn natürlich hat auch ein Täter eine Geschichte, die ihn an den Punkt, an dem er heute steht, gebracht hat. Wir müssen da nur sauber differenzieren, ob das eine Erklärung oder eine Entschuldigung ist. Und das geht im Eifer schnell verloren. 

Ich habe neulich den Film „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ gesehen. In dem Film kommen auch das N-Wort und andere Begriffe vor, die nicht mehr zeitgemäß sind, die aber für den Film wichtig sind. Und weil sie zu der Zeit, in dem der Film spielt, allgegenwärtig waren. Ohne sie wäre der Film nicht das, was er ist. Der Film ist berührend, aufrüttelnd, geht unter die Haut, gerade wegen dieser Worte und wie mit Menschen umgegangen wurde / wird.

Oh, den kenne ich gar nicht aber ich weiß genau was du meinst. Das ist vielfach schwierig. Einmal in Bezug auf die Historie, die ein Buch eben auch zum Zeitzeugnis macht, das man aus Dokumentationsgründen nicht ändern sollte, dann aber auch in Bezug auf die Freiheit, eine Figur eben auch als Arsch zu zeichnen, und der drückt sich dann halt auch nicht vornehm aus. 

Wenn jeder nur noch das Gleiche sagen / denken darf, wird die Kreativität zerstört. Wenn man uns vorschreibt, was und wie wir lesen dürfen, wenn man uns vorschreibt, was wir denken dürfen, dann ist daraus noch nie etwas Positives entstanden. Verbote führen zu Frust und im schlimmsten Fall zu radikalem Gedankengut.

Mir kommt das manchmal vor, als würde man auf eine entzündete Wunde ein Pflaster kleben und meinen, alles sei gut. Aber sie schwärt dann halt unbemerkt weiter und wenn die Sepsis da ist, ist es zu spät. 

Ich finde es gefährlich, was im Moment gemacht wird. Triggerwarnungen, die alles abdecken sollen, was irgendjemanden irgendwie triggern könnte.

Im Grunde geht es ja nicht um echte Trigger, die viel komplexer sind, sondern um den durchaus legitimen Wunsch, beim Lesen nicht mit missliebigen Themen konfrontiert zu werden. Da trifft Convenience Note oder Inhaltswarnung das Thema besser. Aber wenn jetzt auf jedem Krimi steht, dasss es auch um Tod geht, ist das albern. Ich möchte nicht als Leser für so doof gehalten werden. Darf ein Buch wirklich niemanden mehr in seiner Komfortzone anfassen?

Oder am besten lässt man das alles aus dem Buch heraus. Die Sprache und auch der Umgang mit der Sprache ändern sich ständig, das ist wichtig. Aber man darf nicht alles streichen, denn das ist Zensur. Wenn mein Prota fluchen will, dann soll er das auch dürfen, und wenn er beleidigend über jemanden denkt, dann ist das auch sein gutes Recht. Meine Protas dürfen wütend sein und sie dürfen sich auch daneben benehmen, schließlich ist jeder Mensch ein Individuum.

Es sind doch auch die Figuren, die mit ihren Ecken und Kanten unsterblich werden. Seit jeher werden die wahrhaft perfekten Helden hinterrücks gemeuchelt. Weil sie dem Autor und dem Publikum irgendwann auf den Zeiger gehen. Ich nehme an, du stößt mit deinen Figuren auch gelegentlich auf solche Vorverurteilungen?

Die Schiavas in der Federzirkelreihe sind unterwürfig, wenn sie es wollen, denn das können sie, da die Maestros sie immer respektvoll behandeln. Aber jemand, der die Konstellation nicht verstehen kann oder will, der wird niemals verstehen, dass BDSM in meinen Romanen nicht frauenverachtend ist.

Dazu würde vermutlich gehören, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und das werden die, die das nicht verstehen wollen, auch nicht machen. Mir hat Lisa Skydla mal sehr anschaulich erklärt, dass letztlich beim BDSM der SUB der Regisseur ist, weil er durch seine Einwilligung und sein Recht, auszusteigen, den Rahmen absteckt. Das habt aber doch nichts mit der Geschlechterrolle im Alltag zu tun, sondern findet in einem definierten, sehr privaten und abgesteckten Rahmen statt, oder? 

Natürlich ist es auch wichtig, Verhaltensweisen zu überdenken und zu ändern oder gar abzuschaffen, aber die Romane der Vergangenheit von allen bedenklichen Wörtern zu befreien, ist mehr als fragwürdig. Nur noch streng zensierte Romane schreiben und lesen zu dürfen, finde ich beängstigend.

Mir macht da Sorge, dass man mit dem Verweis, dass im rechtstechnischen Sinne nur ein staatliches Verbot sein kann, die Gefahr bagatellisiert. Wenn man aus Angst vor der Meute und dem Hass, der einem entgegenschlägt, sein Verhalten in immer mehr Punkten anpasst und unterdrückt, hat das noch nie zu einer besseren Gesellschaft geführt. Sondern zu einer eher dystopischen Situation, in der Angst und Hass vorherrschende Treiber waren. Es macht die Kunst auch ärmer, weil der geduldete Bereich sich stetig verengt, weil die Meute ihr Momentum braucht, und immer neue NoGos sucht. 

Wenn sich das durchsetzt, gibt es keine erotischen Romane mehr, keine Dark Romance, keine Dark Fantasy. Meine Federzirkel-Reihe wäre dann undenkbar. Glattgeschliffene Charaktere, die alle rein im Herzen sind, egal, was ihnen angetan wurde. Völlig unrealistisch.

Da stimme ich dir absolut zu. Und das ist es ja auch nicht, was die meisten Leser möchten. 

Chat GPT und andere KI-Apps. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Bislang kann Chat GPT keinen Roman schreiben, da Gefühle in Büchern eine große Rolle spielen und von einer KI verfasste Texte sich wie emotionslose Gebrauchsanweisungen lesen. Außerdem lassen sie alle Wörter oder Szenen weg, die in irgendeiner Weise „beunruhigend“ sind. Also keinen Sex (streng verboten), kein Fluchen, keine Beleidigungen, keine freien Gedanken, sondern Texte, die den in der letzten Frage erwähnten Prüfstand bestehen.

Ha! Erotik wird dann zum Qualitätskriterium, dass ein Buch menschgemacht ist. Das ist ein völlig neuer Aspekt, den wir so noch nicht hatten. Mal sehen, ob das so bleibt. Aber ich sehe die Entwicklung natürlich auch in anderen Sparten und fürchte, auch Sprache und Text kommen da hin, was meinst du?

Im Bereich der Bilder sieht das schon ganz anders aus. Da machen KIs Bilder, die unglaublich gut sind. Das ist auf jeden Fall ein spannendes Thema, dem sich niemand verschließen kann.

Das stimmt aber ich habe mir sagen lassen, dass KI alle Bilder, die gefunden werden, mit einbezieht. Auch welche, die man normalerweise wegen der Lizenzen nicht nehmen darf. Das ist, glaube ich, noch nicht ganz ausgereift. 

Als Autorin nutze ich KI schon lange, sei es die Rechtschreib- oder Grammatikprüfung in Word oder in einem anderen Schreibprogramm. Hier geht die Entwicklung rasant weiter.

Oh, das finde ich interessant. Wobei man da erst mal den Begriff KI sauber fassen müsste. Das ist ja nicht „intelligent“, sondern ein sekundenschneller Abgleich mit hinterlegten Begriffen. Selbst lernend ist da allenfalls rudimentär ausgebaut. 

Empfinde ich KI als bedrohlich? Eigentlich eher das, was Menschen mit krimineller Energie damit anstellen. Aber ich verstehe auch, dass viele diese Entwicklung als bedrohlich empfinden. Es ist ein Thema, das uns alle betreffen wird oder bereits betrifft, im Positiven wie im Negativen.

Mit der Bedrohlichkeit ist es wie mit einer Waffe. Sie ist nur so gefährlich, wie die Hand, die sie führt. Trotzdem bin ich froh, dass das Waffenrecht in Europa deutlich strenger als das in den USA ist. Wer weiß, wie es sich weiter entwickelt? Wir müssen Recht, Berechtigungen und letztlich auch Wahrheit neu definieren. Lassen wir uns einfach überraschen.

Und kurz vor dem Ende des Interviews und dem lange überfälligen Sturm auf deine Kuchen haben wir noch eine Frage an dich: 

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

„Sollen wir dir einen Rasenmäher mitbringen, der flüsterleise ist, für deinen riesigen Garten mit drei Trauerweiden?“

Haha OK, wir versuchen unser bestes! Ich frage Kay nach ihrer Sense! 

Vielen Dank für das schöne Interview und Giotto hätte gern noch ein Leckerchen.

Aber natürlich, ich habe noch ein paar in der Tasche. Er ist ja auch so ein lieber <3

Liebe Linda, hab vielen lieben Dank für deine Zeit und deine Antworten. Wir haben uns auf deiner Terrasse sehr wohl gefühlt und bevor ich mit vollem Bauch glücklich nach Hause gehe, kraule ich Giotto nochmal. Für den weiteren Wettbewerb wünschen wir dir viel Erfolg. 

Hier gibt es mehr über Linda Mignani:

Bei unserem letzten Besuch bei Linda Mignani haben wir über den Beginn ihrer Schreibtätigkeit, Schreibblockaden und weitere Themen gesprochen, das Interview könnt ihr hier lesen.
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Skoutz Lesetipp:

Master Dreadful Meets Miss Curvy (Dark Dreams 1) – Erotikkomödie von Linda Mignani 

Wenn ein Schokoholik auf einen Gertenschwinger trifft …

Die scheue Gartendesignerin Glade Belanger bekommt ein lukratives Angebot. Sie soll der neue Star in einer Doku-Reihe über Gartengestaltung werden. Als sie sich jedoch nach Probeaufnahmen das erste Mal auf dem Bildschirm sieht, möchte sie sich am liebsten in einem Blätterhaufen verstecken. Ihr ausladender Hintern sieht ihrer Meinung nach wenig einladend aus. Der Programmleiter liefert die perfekte Lösung für ihr Dilemma: Personal Trainer Henry Archer. Was Glade jedoch nicht weiß, ist, dass Henry ein praktizierender Master ist und schlimme Dinge tut, über die Glade allenfalls fantasiert hat.

Henry ist wählerisch mit seinen Kunden und nimmt den Auftrag nur zu seinen Bedingungen an. Training und disziplinarische Maßnahmen gehen bei ihm Hand in Hand. Allerdings ist es fraglich, wer hier wen, an seine Grenzen bringt.

Skoutz meint: Ich weiß nicht, ob das wirklich eine Komödie ist. Aber so fühlte es sich für mich an: so locker und leicht wie Linda Mignani erzählt, mit solcher Freude an Wortspielen und spritzigen Dialogen, mit Szenen, bei denen ich mehrfach einfach spontan lachen musste. Die Geschichte räumt mit gängigen Schönheitsidealen und ein paar anderen Klischees auf und vermittelt mitten in einem BDSM-Roman ein so warmherziges und respektvolles Menschenbild, dass ich fast den Glauben an unsere Spezies zurückgewonnen habe. (amg)

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Hinweis: 
Linda Mignani steht mit ihrem Titel „Feuerfedern“ auf der  Midlist Erotik des Skoutz-Awards von Barbara Prill. Feuerfedern ist der 13. Teil der Federzirkel-Reihe.
Und obwohl das eigentlich keine Glückszahl ist, hat die packende und flott erzählte BDSM-Lovestory natürlich allerbeste Chancen auf den Erotik-Skoutz.
Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.
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