Interview Clare Lydon

zu Besuch bei Clare Lydon

Ich bin wieder mit dem Skoutz-Kauz on Tour und diesmal sind wir bei Clare Lydon zu Besuch, was mich doppelt freut, denn ich war schon so lange nicht mehr in London. Doch jetzt bin ich erst einmal neugierig auf die Romance-Autorin, die ihre Leser mit lesbischen Liebesgeschichten begeistert. Meine Vorabrecherche war leider nicht sehr ergiebig. Allerdings habe ich herausgefunden, dass sie eine spezielle Süßigkeit namens Curly Wurly liebt, also habe ich mich vorab damit eingedeckt, dass wir nicht mit leeren Händen bei ihr aufschlagen. Jetzt bin ich aber gespannt, was sie uns erzählen wird …

Martina zu Besuch bei Clare Lydon, die nicht nur schreibt, sondern auch podcastet …

Liebe Clare, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu treffen. Ich freu mich sehr, wieder einmal in London sein zu können, mehr aber freue ich mich, dass wir nun ein wenig plaudern können. Bevor ich jetzt aber noch weiter abdrifte, würde ich sagen, wir fangen an …

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Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Zielstrebig.

 

Was ist die größte Herausforderung, der du dich als Autor stellen musst?

Wenn ich Leuten erzähle, dass ich lesbische Liebesromane schreibe, denken sie oft, ich schreibe Erotik. Das stimmt aber nicht. Lesbian Romance unterscheidet sich zu anderen Liebesromanen lediglich darin, dass sich zwei Frauen ineinander verlieben. Mehr nicht.

Treffen dich diese Vorurteile?

Diese Barriere zu überwinden, kann eine Herausforderung sein, aber es spornt mich nur an, mehr lesbische Liebesromane zu schreiben und die Leser dazu zu bringen, sich in meine Bücher zu verlieben!

Ein wirklich guter Vorsatz!

Ja, allerdings besteht die andere Herausforderung darin, mich hinzusetzen und zu schreiben. Es ist überraschend schwer, wenn es dein Vollzeitjob ist.

Da hilft dir sicher deine Zielstrebigkeit 🙂

 

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht und wie viel Zeit hast du damit verbracht, es zu schreiben?

2014 veröffentlichte ich meinen ersten Roman „London Calling“.

Wie lange hast du dafür gebraucht?

Insgesamt fünf Jahre.

Mittlerweile bist du Bestseller-Autorin. Hattest du das so erwartet?

Nicht wirklich. Den letzten Anstoß gab mir, als ich entlassen wurde. Da dachte ich, warum versuchst du es nicht als Autor? Also habe ich  genau das gemacht.

Einfach so? Mutig!

Im April 2013 gab ich also meinen Job auf und veröffentlichte schließlich 2014 meinen Roman als Selfpublisherin.

Das klingt recht „einfach“, aber war es das auch?

Es brauchte einige Zeit, zu lernen, wie man selbst veröffentlicht und ein Unternehmen gründet, einen Lektor findet und ein Buchcover in Auftrag gibt.

Kann ich mir vorstellen …

Die Lernkurve war steil, aber ich bin glücklich, dass ich es ausprobiert habe. So viele Leser fanden dieses Buch und liebten es – und sie tun es bis heute.

 

Beschreibe bitte einen typischen Tag in deinem Leben als Autor? Hast du eine gewisse Routine oder bevorzugst du kreatives Chaos?

Das hängt wirklich davon ab, wann du mir diese Frage stellst.

*lach* Inwiefern?

Wenn ich an einem ersten Entwurf sitze, schreibe ich gerne jeden Tag und bleibe dran, bis er fertig ist.

Das bestätigt deine Disziplin. Welches Pensum schaffst du in etwa an einem Tag?

In etwa 2-3k Wörter pro Tag, was ungefähr 2-3 Stunden dauert.

Respekt. Und wie startet so ein typischer Arbeitstag bei dir?

Normalerweise beginne ich meinen Tag mit einer halben Stunde Yoga und einem 45-minütigen Spaziergang, um das Blut zum Fließen zu bringen. Den restlichen Morgen verbringe ich ihm Büro und kümmere mich um die Verwaltung und den Papierkram.

Ein notwendiges Übel. Wie geht der Tag weiter?

Nach dem Mittagessen schreibe ich – die besten Worte kommen zwischen 15-19 Uhr. Ich habe eine ganze Weile versucht, ein Morgenschreiber zu sein, aber späteres Schreiben ist mein natürlicher Rhythmus.

Bei meiner Recherche habe ich gesehen, dass du nicht nur schreibst, sondern auch noch in anderen Bereichen tätig bist. Kannst du mir dazu noch ein bisschen was erzählen?

Klar! Neben dem Schreiben betreibe ich auch einen eigenen Verlag und moderiere zwei Podcasts, sodass immer etwas zu tun ist. Ein Tag hat nie genug Stunden!

Das kann ich mir vorstellen. Dennoch ist es sicher auch wichtig, Ruhepausen einzulegen, oder?

Ja, ich mache um 19 Uhr Feierabend, koche das Abendessen und schaue mit meiner Frau Netflix.

 

Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?

Sehr viele. Meine Lektorin verdreht immer die Augen.

*lach* Hast du mir ein Beispiel?

Ich neige dazu, meine Dialoge mit dem Wort „So“ zu beginnen, also gehe ich sie alle noch einmal durch, bevor ich es ihr das Skript schicke. Trotzdem findet sie immer noch mehr, was sie mir anstreicht.

Jetzt bin ich neugierig 🙂

Leider habe ich auch ein Faible für „noch“, „das“ und „nur“, außerdem muss ich verhindern, dass alle meine Charaktere in meinen ersten bzw. zweiten Entwürfen ständig lächeln und ihre Herzen schlingern. Irgendwann habe ich alle meine Charaktere zum Rauchen gebracht. Jetzt muss ich die Nikotinzufuhr beschränken. 🙂

 

Kreativ oder an Regeln gebunden? Entspringt deine Geschichte einem genialen Geist oder ist es das Ergebnis harter Arbeit und Handwerkskunst?

Ein bisschen von beidem.

Würdest du mir das näher ausführen?

Ich plotte die Geschichte, aber sobald man schreibt, entdeckt man die Persönlichkeit der einzelnen Figuren, was die Geschichte unweigerlich verändert.

Wie gehst du damit um?

Ich plotte immer mindestens zweimal neu und mache mir beim Schreiben Notizen, damit ich zurückgehen und Ereignisse vorausahnen kann, die ich gerade hinzugefügt habe. Aber wer denkt nicht gerne, dass er einen genialen Verstand hat?

 

Hast du einen besonderen Trick, um deine Charaktere in „echte“ Persönlichkeiten zu verwandeln?

Bei jedem Charakter, den ich kreiere, möchte ich sicherstellen, dass er reelle Wünsche und Fehler hat und echte Entscheidungen trifft.

Also lebendig gestalten. Hast du da irgendeinen speziellen Kniff?

Keinen speziellen Trick, allerdings versuche ich, Klischees und unglaubwürdige Situationen zu vermeiden. Ich versuche, meine Charaktere nicht herausstürmen zu lassen, wenn die Situation durch ein Gespräch leicht gelöst hätte werden können. Am einfachsten kann man die Charaktere real gestalten, in dem man in die jeweilige Situation eintaucht und sich fragt: Wie würden sie wirklich reagieren?

 

Stell dir vor, du könntest dich mit einer beliebigen Buchfigur zum Abendessen verabreden. Wen würdest du einladen (und warum?) und worüber würdet ihr sprechen?

Kann ich zwei wählen?

Natürlich! Wenn würdest du gern treffen wollen?

Evelyn Hugo und Celia St. James. Obwohl mir bewusst ist, dass ich vielleicht ein bisschen das fünfte Rad am Wagen wäre!

Warum fällt deine Wahl auf diese beiden?

Nachdem ich kürzlich „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“ gelesen habe, bin ich gebannt und würde gerne mit den beiden über ihr Leben, ihre Errungenschaften, ihr Bedauern, ihre Liebe sprechen. Taylor Jenkins-Reid hat einen erstaunlichen Roman geschaffen, und ich vermisse die Charaktere noch Wochen nachdem ich es fertiggelesen habe.

 

Welche 3 Dinge sind dir aktuell im Leben am wichtigsten?

1. Die Veröffentlichung meines neusten englischsprachigen Romans „Big London Dreams“.

Wann erscheint es?

Am 28. Juli erscheint. Es ist Buch 8 der London Romance-Reihe und gleichzeitig mein erster historischer Roman. Es war eine fabelhafte Herausforderung zu schreiben, und ich liebe die Charaktere.

2. Meine nächste deutsche Übersetzung „Das Gefühl von Liebe“ erscheint ebenfalls im Juni.

Darauf werden deine deutschen Fans sicher schon gewartet haben.

Ja, nachdem „Bevor du sagst „Ich Will““ so so gut von den deutschen Lesern angenommen wurde, bin ich wirklich glücklich, ihnen einen weiteren Liebesroman präsentieren zu können. Danke an alle für ihre Unterstützung!

Und was ist Nummer 3?

Fußball. Wer wird der nächste Spurs-Manager?

Spurs?

Ich bin ein großer Fan der Tottenham Hotspurs.

Ah, die waren mir jetzt nicht gleich ein Begriff 🙂

Außerdem bin ich gespannt, ob England endlich die EM gewinnen wird. (Wahrscheinlich nicht!)

Anmerkung: Das Interview ist schon vor einiger Zeit geführt worden, daher liegen erwähnte Situationen bereits in der Vergangenheit.

 

Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Um auf die Frankfurter Buchmesse zu kommen, um den Skoutz-Award entgegenzunehmen, kein Problem!

Oh, das ist aber eine Ehre, wobei die Verleihung normalerweise immer am Abend stattgefunden hat. Also wäre das nicht nötig – außer dein Flug geht mitten in der Nacht 🙂 Gäbe es sonst noch etwas, für dass du nachts aufstehen würdest?

Ansonsten nicht viel. Ich achte sehr auf meinen Schlaf.

 

Was ist deine größte Stärke?

Beharrlichkeit.

Gab es Situationen in denen sich das ausgezahlt hat?

Auf meiner siebenjährigen Reise als Autor gab es einige Höhen und Tiefen. Nicht jedes Buch wird ein Bestseller, nicht jedem gefällt, was du schreibst. So ist das Leben. Aber das Wichtigste ist, einfach weiterzumachen. Gib nicht auf. Du weißt nie, was hinter der nächsten Ecke auf dich wartet. Zum Beispiel die Midlist des Skoutz-Awards, was einfach brillant ist.

 

Welche fiktive Figur ist in einem Buch/einer Serie/einem Film unglaublich, aber in banalen Alltagssituationen unerträglich?

Frau Maisel aus Die wunderbare Frau Maisel. Unglaublich cool, scharfsinnig und tadellos gekleidet, aber im Alltag langweilt sie sich und hat absolut keinen gesunden Menschenverstand. Deshalb verliebt man sich in sie als Charakter, aber in einer Krise wäre sie nicht zu gebrauchen.

Ja, da hast du recht. In ihrer Rolle charmant, aber nicht alltagstauglich 🙂 Fällt dir noch jemand ein?

Das gleiche gilt für Lorelai Gilmore aus The Gilmore Girls, eine weitere Lieblingsserie. Beide Figuren wurden von Amy Sherman-Palladino, meiner absoluten Lieblings-TV-Autorin, geschaffen. Sie ist eine Meisterin dieses Genres.

 

Zeitreisen –  immer wieder ein spannender Gedanke. Gibt es eine historische Veranstaltung, an der du teilnehmen möchtest (und warum)?

Ich bin ein großer Musikfan und wäre 1985 gerne beim ‚The Final‘-Gig von Wham! dabei gewesen.

Wake me up before you go-go … *seufz* Ja, das kann ich so gut verstehen …

Ich hätte auch gerne Whitney Houston, David Bowie und Queen in all ihrer Pracht gesehen.

Da wäre ich sofort dabei. Dein Musikgeschmack gefällt mir 🙂

Ich war früher Musikjournalist und hatte das Glück, Hunderte von Gigs zu sehen, aber das sind die wenigen, die ich verpasst habe.

 

Gibt es etwas, was du tun kannst, was die meisten anderen Leute nicht können?

Ich kann eine gruselige Karaoke-Version von Teenage Dirtbag, Footloose oder Copacabana singen.

 

Gibt es etwas in deinem Leben, das du gerne ändern würdest, wenn du die Gelegenheit dazu hättest?

Ich versuche, ohne Reue zu leben. Es bringt dich nicht weiter. Lebe im Moment, was auch immer das für dich breithält.

 

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Einen Titelgewinn für die Spurs, weitere deutsche Übersetzungen meiner lesbischen Liebesromane, ein längst überfälliger Besuch in Berlin und, dass die Welt einen vollständigen Impfstatus erhält. Niemand ist sicher, bis alle sicher sind. Ein durchschlagender Bestseller wäre auch schön.

Dann wünsche ich dir, dass all deine Wünsche in Erfüllung gehen. Tausend Dank, liebe Clare Lydon, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu treffen. Es war wirklich schön bei dir und ich hoffe, wir können das vielleicht noch einmal wiederholen. Deinem Liebesroman drücken wir natürlich die Daumen für den weiteren Wettbewerb. 

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Mehr über Clare Lydon und ihre Geschichten erfahrt ihr auf:

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Skoutz-Lesetipp: Das Gefühl von Liebe – lesbischer Liebesroman von Clare Lydon

Können eine Frau aus der Stadt und eine Frau vom Land miteinander glücklich werden?

Natalie Hill hat die Hoffnung auf die große Liebe schon fast aufgegeben. Zu lange ist sie bereits Single und eigentlich auch ganz zufrieden mit ihrem Leben und ihrer Arbeit in der Gin-Destillerie ihrer Tante in den Cotswolds. Natürlich – wenn eine schöne Fremde mit dunklen Haaren auftauchen würde …

Plötzlich steht Ellie Knap vor ihr. Nachdem ihre Beziehung und ihre Karriere gescheitert sind, hat sie London verlassen und will jetzt ihr Glück mit einer Eisdiele auf dem Land versuchen. Direkt gegenüber von Natalies Laden.

Als die beiden sich begegnen, ist es alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Aber langsam werden die beiden zu Freundinnen. Dann, eines Nachts, auf einer mondbeschienenen Brücke, ändert sich alles … Aber kann Ellie ihre Vergangenheit hinter sich lassen und wird ihr neues Leben in den Cotswolds von Dauer sein? Haben die beiden Frauen die Chance auf ein Happy End?

Skoutz meint: Auch dieser zweite, in deutscher Sprache erschienene Roman der Autorin begeistert auf ganzer Länge. Nicht nur die charmanten Charaktere, sondern auch das Setting, die frechen Dialoge und der feinsinnige Humor machen diesen Liebesroman zu etwas ganz Besonderem. Eine tolle Mischung, die einen fesselt ud Seite um Seite mehr verzaubert. Eine Story, die uns mitten ins Herz trifft. Wir hoffen sehr, das noch weitere Romane der Autorin übersetzt werden. 

 

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Hinweis:

Eine bezaubernde Liebesgeschichte über die alles entscheidende Frage: Willst du diesen Mann heiraten? Oder lieber deine Brautjungfer?

Mit ihrem Coming-Out-Liebesroman “Bevor du sagst »Ich will« ist Autorin Clare Lydon der Sprung auf die Midlist Romance 2021 gelungen.  Aus mehr als 300 Titeln der Longlist musste unsere Jurorin Elvira Zeißler ihre Favoriten wählen – darunter auch der 213 Seiten starke Romance Titel, der im November 2020 bei Ylva erschienen ist.

Natürlich sind wir gespannt, wie sich der Titel im weiteren Wettbewerb schlägt, doch vorher möchten wir euch die Geschichte, die einen nicht nur unterhält, sondern auch emotional mitreißt, einmal näher vorstellen. (Weiterlesen)

 

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Wenn ihr die Bücher schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen tun, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer  Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.

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