Skoutz-Interview Celeste Alain

Zu Besuch bei Celeste Ealain

Heute haben wir in unseren Kalender geschaut und gesehen, dass wir unseren Termin mit Celeste Ealain haben. Ihr Buchtitel „Lockruf der Zeit“, ein paranormaler Fantasyroman steht auf der Midlist Fantasy von Michael Siefener. Für uns natürlich die Gelegenheit sie zu besuchen und mit ihr zu Plaudern. Bisher kennen wir sie nicht persönlich umso mehr freuen wir uns, dass sie heute Zeit für uns hat. Der Skoutz ist vor geflogen und wedelt aufgeregt, er hat gefunden wo wir hinmüssen.

Zu Besuch bei Celeste Ealain, die ihr Wohnzimmer zur Werkstatt macht

Hallo liebe Celeste, wir freuen uns sehr, dass du dir heute für uns Zeit genommen hast und wir dich besuchen dürfen. Wir sind schon sehr gespannt auf unser Gespräch und was du uns alles zu erzählen hast. Unseren Skoutz-Kauz kennst du noch nicht, oder?

Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Willkommen in meinem Wohnzimmer und gleichzeitiger Werkstatt.

Herzlichen Dank, Werkstatt? 

Ein großes gemütliches, petrolfarbenes Sofa, auf dem fünf Personen Platz haben, ein kleiner Glastisch, daneben ein Hängesessel zum Lesen.

Ohhhhh, der Sessel ist aber toll! Gefällt mir auf Anhieb sehr gut hier bei dir. 

Ihr seht in meinem Wohnzimmer bereits, wie kunterbunt und kreativ ich es mag. An der Wand hängt eines meiner selbstgemalten Acrybilder, neben dem Sofa verstecken sich meine Schablonen, Farben und Spannvorrichtungen zum bemalen meiner Buchschnitte und auf dem 2m entfernten Esstisch wartet bereits mein Diamondpuzzle aufs Weiterkleben.

Hier ist Leben im Zimmer, hier sprüht es nur so vor Kreativität. Das ist stark, aber wenn ich mich umdrehe, geht es ja noch weiter …

Neben dem Fernseher vor euch liegt eine Wikinigeraxt im Regal aus dem 3D Drucker, die mein Helferlein selbst gemacht hat und in den Glaskästen begrüßen euch alle meine Bücher mit gefrästen 3D Buchschnitten und gemalten Farbschnitten. Damit wir es besonders bequem haben, könnt ihr euch in eine Flauschdecke mit der Illustration von „Lockruf der Zeit“ einkuscheln und ihr bekommt einen echten Wiener Kakao mit Vanillezucker und Zimt. Für die Naschkatzen unter euch kann ich auch Mini-Marshmallows draufstreuen.

Kakao, Lecker 😋 ich nehme gerne ein paar Mini-Marshmallows. Sogar der Skoutzi stürzt sich begeistert auf deinen Wiener Kakao. Das ist der schönste Teil unserer Besuchsreihe. Wir werden überall so toll bewirtet. Aber bevor ich jetzt völlig unprofessionell über deine Teller herfalle, habe ich ja auch noch ein paar Fragen. 

Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Es ist alles möglich, mit der richtigen Einstellung.

Da ist was dran! Damit lassen sich Berge versetzen. Und was macht das mit deinen Büchern?

Wie sich das auf mein Schreiben auswirkt? Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, der nie gelernt hat, aufzugeben. Das hat Vor- aber auch Nachteile. Mir ist wichtig, dass meine Buchbabys den bestmöglichsten Start am Buchmarkt erhalten und dafür gebe ich alles.

Diese hohe Energie spürt man auch im Raum. Aber für jedes Buch alles zu geben, ist natürlich auch ein hoher Anspruch, der – wie du selbst sagst – auch Nachteile birgt. Warum tust du dir das an?

Nur so kann ich später sagen, ich habe alles versucht, was in meiner Macht steht. Abschalten fällt mir daher leider etwas schwer, aber wenn ich die lieben Kommentare, Nachrichten, Rezensionen und Beiträge sehe, die meine Fans an mich richten, kommen mir oft die Tränen und ich weiß, all der Stress, der Ärger, der Aufwand, die Zeit und das Geld, die in diese Leidenschaft fließen, sind es wert.

Oh, ja das kann ich mir vorstellen. Aber Abschalten ist auch wichtig!

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Ignoranz und Egoismus.

Haha. Das sind so Eigenschaften, die keiner mag, wenn er ihnen begegnet, die aber selbstkritisch nicht so oft angeprangert werden. Warum sind die auf deiner Top-NoGo-Liste?

Ich mache mir oft Sorgen, was durch die Pandemie und das Social-Media Zeitalter aus uns geworden ist und noch weiter werden wird, denn Empathie, Fingerspitzengefühl und das Lesen von Gestik und Mimik des Gegenübers werden immer mehr verlernt.

Ja, leider. Vielleicht ist das auch nur im Moment so und wird wieder besser. Ich glaube, das liegt daran, dass während Corona so eine Art Verrentungseffekt eingetreten ist. Wenn man sich plötzlich nur noch mit Menschen trifft, die zur Bubble gehören, die also ungefähr die eigene Meinung teilen, dann fehlt der Feinschliff, den man sonst in der Gesellschaft, auf der Arbeit, in der U-Bahn, beim Sport hat. Dieses „sich benehmen müssen“. So wie es halt oft mit Menschen ist, die in Ruhestand gehen und dann auch nur noch mit einem reduzierten Satz an Widersprüchen und Meinungen unterwegs sind. Man wird, automatisch kantiger, eckt leichter an und reagiert dann erbost. Und wenn es allen so geht, schaukelt sich das auf. 

Das Leben ist so hektisch geworden, jeder sieht nur noch auf sich und merkt nicht, was er oft mit seinem Verhalten bei anderen auslöst. Wahrscheinlich ist daher auch mein Roman „Werde sichtbar“ für mich so ein Herzensprojekt, da es genau darum geht, was wir unbewusst für Fußabdrücke im Leben anderer hinterlassen und was sie anrichten.

Da sprichst du ein wichtiges Thema an! Ein falsches Wort zu einer bestimmten Gelegenheit kann so viel kaputt machen. Sich das bewusst zu machen, ist ebenso wichtig, wie eben auch anzuerkennen, dass vieles ohne Wissen geschieht oder manchmal auch unvermeidlich ist. Der depperte Trampel, der da so gern beschrieben wird, ist halt ein Klischee, das vielfach nicht zutrifft.

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

Ich bin immer schon ein Tausendsassa mit frechem Mundwerk, unendlich vielen Interessen, Talenten und bunter Kleidung gewesen.

Das spiegelt dein kreatives Wohnzimmer irgendwie sofort wieder, finde ich. 

Als Teenager wurde ich deshalb oft ausgegrenzt und habe gelernt, ein Außenseiter zu sein.

Wirklich? Nicht zu glauben!

Durch meine Größe (1,78m), meine blonde Haarfarbe und mein sehr selbstbewusstes Auftreten bin ich von vielen immer in eine Box geworfen worden.

Und wie gehst du jetzt damit um, dass man dich kategorisiert? Deine Kollegin Moe Teratos zum Beispiel ignoriert das einfach, auch wenn ihr das nicht immer leicht gefallen ist. Franziska Erhard hingegen, nimmt Klischees mit Humor und damit das Ganze gar nicht erst ernst. 

Irgendwann gibt man auf, es allen recht zu machen oder sie aufzuklären, dass man nicht in diese Box gehört. Vielmehr habe ich gemerkt, dass es sogar von Vorteil sein kann, ab und zu als „dumme Blondine“ oder „sexy Dumpfbacke“ gehalten zu werden.

Nein, man kann es einfach nicht jedem recht machen und will man das überhaupt? Aber wie ist es dir dann gelungen, aus der Not eine Tugend zu machen? 

Leute haben mich ständig unterschätzt und ich konnte viel durchsetzen, weil mir kaum jemand etwas zugetraut hat. „Lass das, das kannst du nicht“, war der Satz, der mich oft begleitet hat.

Damit hast du das Überraschungsmoment natürlich auf deiner Seite. Und gerade bei solchen Sachen, sagen ja oft Taten mehr als Worte. Show, don’t tell – im Buch wie im Leben.

Heute kämpfe ich gegen Klischees nicht mehr an, denn alles was zählt, ist, wie ich mich selbst sehe und meine Freunde und Familie mich wahrnehmen. Ich habe erkannt, dass ich es nie allen recht machen kann und das muss ich auch nicht. Wichtig ist, mir selbst treu zu sein und sich immer ins Bewusstsein zu rufen, dass man in keine Box passt.

Ich denke, die Klischees, die vermutlich jeder an irgendeiner Stelle bedient, sind ja nur ein Teil des Gesamtkunstwerks. Und auch wenn man in manchen Sachen frontal die Erwartung erfüllt, gibt es genug Besonderheiten, die jeden von uns einzigartig machen. Wie handhabst du das als Autorin?

Beim Schreiben bediene ich nicht sehr gern Klischees und wenn, dann übertreibe ich sie sogar, um sie bewusst hervorzuheben. Ich schreibe viel lieber von Charakteren, die besonders schwierig oder anders sind und offenbare dann, dass es absolut in Ordnung ist, anders zu sein.

Obwohl, beim Lesen mag ich Klischees. Besonders die, die am Ende aufgebrochen werden. Dein Thema – anders sein ist okay – passt ja in so ziemlich jedes Genre.  

In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

Ich schreibe in mehreren Genres, fühle mich aber mit Fantasy/SciFi am wohlsten. Meine Bücher sind nie nur rein in ein Genre einordenbar, was bei der Platzierung nach dem Release oft zum Problem wird.

Ja, verstehe ich. Wobei ich kaum ein Buch wüsste, dass wirklich eindeutig nur in ein Genre passt, weil alle eben immer neben Stimmungs- und Handlungselementen auch ein Setting brauchen. Das alles aber braucht jedes gute Buch, sodass die Einteilung wieder nach dem subjektiven Schwerpunkt des Betrachters erfolgt. Was mischst du denn in deinen Geschichten zusammen?  

Viele sind ein Mix aus verschiedenen Bereichen, ein Hauch Thriller, Action, Erotik und Liebe. Ich habe mich auch unter zwei anderen Pseudonymen als reine Erotikautorin und humoristischen Schreiberling versucht, das waren aber eher Ausflüge, weil es in dem Lebensabschnitt einfach gepasst hat und auch die kurze Hoffnung aufgeflammt war, dass ich mit Erotik meine Fantasybücher besser finanzieren könnte, was aber leider nicht geklappt hat.

OK, am Ende ist Fantasy dein Lieblingsrahmen. Das ist aber schon auch ein Genre, das einen gut ernähren kann. Jetzt hast du das Finanzielle schon angesprochen und auch, dass du wirklich alles für deine Bücher gibst. Wie steht es mit der Qualität? 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Die strengste Kritik hatte ich auf Amazon von unbekannten Lesern und Leserinnen, die meinten, meine Übersetzung auf Deutsch sei kläglich (dabei wurden sie ja nicht übersetzt …), meine Bücher wären ein Verbrechen und gehören verboten.

Meine Güte, WOW, das ist echt krass. Aber ist das strenge Kritik? Ich würde das eher als destruktiv bezeichnen. Vor allem die Verbotsforderung. Wie bist du damit umgegangen?

Natürlich tat das unheimlich weh und ich überlegte, diese Leidenschaft aufzugeben, doch mir wurde auch bewusst, dass es Schreiberlinge da draußen gibt, die sich nicht trauen, ihre Werke publik zu machen oder Menschen, die ihren Frust dort auslassen müssen, wo sie jemanden verletzen können.

Ja, das fällt mir bei manchen Rezensionen wirklich auch auf. Da arbeitet der Rezensent sein eigenes Thema an deinem Buch ab, das hat oft nichts mit Kritik, sondern eher mit Ventil zu tun. Wie aber stehst du zu richtiger, aufrichtiger Kritik?

Kritik ist gut und lässt einen besser werden, wenn es aber nur darum geht, jemanden emotional zu verletzen, dann zeigt es eigentlich die Schwäche des Verfassers und dass er in Wahrheit ein ganz anderes Problem hat. Ich muss mir das immer vor Augen führen und bin aber auch erleichtert, dass ich solche Rezensionen die letzten Jahre nicht mehr erhalten habe.

Na Gott sei Dank! Ja konstruktive Kritik ist wichtig und richtig aber eben nur solche. Lass uns über schöne Aspekte sprechen: 

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Für mich als SciFi Autorin ist er korrekt, umfasst aber nur einen Garten, kein Universum. Denn in Wahrheit sind Bücher auch andere Welten, Planeten, parallele Universen und fiktive Aufbauten.

Ja, da kann ich dir Recht geben. Da gibt es so viele Welten, die man beim Lesen erkunden kann. Und doch trifft man am Ende immer auf ein Ende. Man klappt das Buch zu und ist wieder zurück. Das All wäre endlos. Aber ich liebe auch diesen magischen Moment, wenn man zwischen den Seiten abtauchen kann.

Ein Buch hat die Macht, einen binnen weniger Sekunden direkt aus der aktuellen Situation herauszureißen und woanders hinzubeamen. Es hat die Macht, einen zu trösten, zum Lachen zu bringen oder melancholische, alte Erinnerungen neu abzuspielen. Es ist Kino, man kann aber auch hören, riechen, schmecken und fühlen, was gar nicht da ist. Das geschriebene Wort ist daher viel mächtiger, als so manchem bewusst ist.

Das stimmt! Alles, was wir denken und erinnern können, können wir uns aus Büchern holen. Buchmagie ist mächtig. Und sehr, sehr effektiv. 

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Ich muss gestehen, ich weiß es nicht mehr.

Oh, das ist aber schade. Aber lass uns doch in der Zeit zurückreisen, bis wir an den Punkt kommen, wo einzelne Bücher aus dem Leselebenszeitregal auftauchen … 

Ich kann mich nur erinnern, dass ich mit englischen Büchern von John Grisham und Stephen King begonnen habe.

Oh, Super. Ich muss gestehen, die englischen Ausgaben habe ich erst später gelesen, bei mir waren es anfangs die deutschen. 

Eigentlich Genre, die ich heute überhaupt nicht mehr lese und damals verschlungen habe.

So hat jede Geschichte ihre Zeit. Wir sind ja auch außerhalb der Bücher steten Wandel unterworfen. Wie kamst du dann zum Schreiben?

Weniger über Bücher. Viel mehr haben mich Hollywood-Kinofilme dazu inspiriert, mit dem Schreiben zu beginnen.

Oh, spannend! Und etwas ungewöhnlich. Out of the Box eben! 

Ja, ich weiß, dass kling schräg, aber wenn man meine – wie manche behaupten – bildgewaltigen Beschreibungen in den Büchern erlebt, versteht man, warum ich ein Filmfan bin, der versucht, die Bilder in den Büchern lebendig werden zu lassen. Und während ich seit meinem 11. Lebensjahr bereits fantastische Geschichten im Kopf gesponnen habe, war es James Camerons Film „Avatar“, der mich letztendlich zum Schreiben gebracht hat.

WOW, der Film hat mich auch begeistert. Finde ich toll, was du mir gerade erzählt hast.  Auf die nächste Frage – bzw. die Antwort dazu – bin ich gespannt, weil ich dich ja schon als Kreativwirbelwind kennengelernt habe. 

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Mein klägliches Bücherregal hat bereits die weiße Fahne gehisst. Denn leider ist in meiner Wohnung kaum Platz für ein Bücherregal, daher ist meines nur 60cm breit und alles Mögliche wird darin kreuz und quer hineingestopft.

Oh man, das kommt mir extrem bekannt vor. Lass uns trotzdem einen Blick darauf werfen.

Auch Opferbücher aus der Werkstatt, Goodies für meine exklusiven Buchboxen oder Bastelkram landen dort drinnen. Alles, was dort nicht reinpasst, landet in den Glasschränken im Wohnzimmer – wie ihr sehen könnt – oder in den Schränken in meinem ‚Allzweckraum’. Ich schäme mich wirklich dafür, aber es steht leider nicht mehr Platz zur Verfügung, dabei hätte ich gern ein Regal nach Farben und Goodies sortiert.

Na ja, solange du keinen Platz hast, geht das ja nicht anders. Aber was nicht ist … 

Wir haben vorhin schon über Rücksichtnahme in Bezug auf das Anders sein gesprochen. Aktuell wird das ja sehr breit diskutiert und auch in anderen Zusammenhängen.

Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Meine Arbeit beeinflusst es persönlich kaum, aber ich diskutiere oft darüber.

Oh, wirklich? Erzähl mir mehr bitte. 

Einerseits über den Trend, Influencerinnen einen Buchvertrag anzubieten, nur, weil sie viele Abonnenten haben, oder den Zwang, Diversität in allen Varianten in Büchern reinzuzwängen, ob sie nun reinpasst oder nicht … Mir ist immer wichtig, dass jeder lesen und schreiben kann, was ER/SIE möchte und Freude daran hat.

Ja, das sehe ich ganz genauso. Und wenn Dinge in Bücher nur um ihrer selbst willen reingezwängt werden, dann ist das halt auch wieder nur Aus- oder Eingrenzen nur unter dem Mantel des Wohlwollens. Mir wäre da ein unverkrampfter, gemeinsamkeitsfokussierter Ansatz auch lieber.  

Es soll nicht verurteilt werden, welche Hautfarbe, sexuelle Neigung, körperliche Zuordenbarkeit und Religion einfließt oder nicht. Es soll einfach in die Geschichte passen. Immerhin soll ja Diversität und Offenheit nicht nur gelebt werden sondern selbstverständlich sein, auch ohne dass ich sie überall präsentiere. In letzter Zeit habe ich die Befürchtung, dass der Mainstream die Kunstform des Buches einschränkt. Nur, um Erfolg zu haben und gesehen zu werden, kommen ähnliche Storys, Cover und Buchtitel rasch hintereinander auf den Markt und man bewirbt Bücher als Bestseller, bevor sie überhaupt erschienen sind.

Ist mir auch schon aufgefallen. Das liegt bestimmt an den Vorbestellungen. 🙂 Ich fürchte aber auch, dass zunehmend Reichweite und nicht mehr Inhalt über den Erfolg entscheiden.

Das finde ich nicht gut. Es gibt so viele unabhängige Autoren, Selfpublisher oder Verlagsautoren mit wenig Reichweite, die außerordentlich geniale Bücher schreiben, aber nicht gesehen werden. Es gibt mir immer einen Stich, wenn ich ein Buch lese, dass überall gehypt wird und ich mich durchquäle oder es abbrechen muss, während ich ein unscheinbares Kunstwerk zwischen die Finger bekomme und mir wünsche, dass es mehr Beachtung erhält.

Ja, das ist dann immer so schade. Manche Schätze werden überhaupt nicht mehr gesehen oder beachtet. Ich bin bei extrem gehypten Büchern eh immer erst mal vorsichtig, ich bin da schon so oft hereingefallen. Aber das genau versuchen wir bei Skoutz auch zu ändern. Schon das Konzept, dass wir alle Geschichten nebeneinander antreten lassen, soll zeigen wie bunt und vielfältig, wie lebensfroh und geschichtenverliebt unser Buchwelt doch ist. Kunst ist ein so weites Feld …

In diesen Punkten hinterfrage ich auch, was wirkliche Kunst in der Bücherwelt ist? Die Kunst, mit großem Budget aus durchschnittlichen Werken Bestseller zu machen oder aus riskanten Storys von unbekannten Autoren eine Neuheit? Ich denke, ihr lest meine Antwort darauf heraus.

Definitiv. Die Buchwelt ist im Moment ziemlich eingefahren, oder? 

Das einzige, was ich zur Sicherheit nun ergänze, sind Triggerwarnungen, etwas, was ich früher auch nicht für nötig empfunden habe.

Das ist auch so ein Thema – man bagatellisiert Menschen, die mit Triggern zu kämpfen haben, auf Befindlichkeiten und Bequemlichkeiten, indem jedes „mag ich nicht“,  als Trigger bezeichnet wird. Eine Kollegin spricht daher nicht von Triggerwarnung, sondern sagt Convenience Note. Weil es um Geschmack und seltener um Trauma geht. Man sollte gerade angesichts der Standardhinweise „Enthält Sex, Alkohol und Kraftausdrücke“ oder der Mode, die Warnungen in den Anhang zu packen, wo man sie vor dem Kauf nicht sieht, vielleicht dem Leser wieder ein gewisses Maß an Eigenverantwortung und Urteil zutrauen und sich auf Extreme in der Warnung beschränken, wenn das Genre noch nicht Warnung genug ist. Eigenverantwortung ist auch ein gutes Stichwort für die nächste Frage.  

Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Um das beantworten zu können, müsste ich selbst mal ein paar von einer KI verfassten Werke zusammen mit Autorenwerken lesen, ohne, dass ich weiß, welche von einer KI stammen.

Das ist eine sehr wissenschaftliche und unvoreingenommene Herangehensweise, die ich gut finde. Aber lass uns doch einfach mal unsere empirisch noch nicht gefestigte Meinung austauschen. 

Ob sie richtige Werke sind? Mag sein. Wenn ich an die Bilder aus der Feder einer KI denke, bin ich noch immer komplett schockverliebt, weil sie so schön sind, aber seit ich weiß, dass sie echte Künstler bedrohen, die Schönheit von Makels ausschalten und womöglich einige Existenzen bedrohen, kann ich sie nicht mehr so schön finden und fördern.

Genauso geht es mir bei den Bildern auch! Das ist allerdings auch ein guter Punkt, denn die Existenzbedrohung entsteht dort, wo die Urheberrechte der Schöpfer all der Bausteine, derer sich die KI bedient, eben verletzt werden, weil sie der KI bzw. ihren Programmierern nie eingeräumt wurden. Das ist mit Bildern schwierig. Wie ist es mit Texten? 

Sollten eines Tages am Markt nur Bestseller von KIs stammen, würden wohl automatisch auch unsere Leidenschaften mit ihrem Erscheinen sterben. KIs sollten unterstützen, aber uns nicht ersetzen, denn immerhin ist für viele die Kunst eine Fluchtmöglichkeit, eine Möglichkeit zum Abschalten, sich zu entfalten und zu wachsen. Wenn man dem Menschen diese kreative und gesunde Möglichkeit entreißt, was bleibt dann von uns übrig?

Nun, das nimmt einem KI ja nicht. Es drängt nur den Kreativprozess ins Hobby. Ich persönlich glaube nicht, dass di KI die Menschen komplett ersetzt. Ich habe schon mit einigen Autoren geredet, die mit KI recherchieren und das scheint gut zu funktionieren, wenngleich auch da Vorsicht geboten ist. Ob wir das als Kunstkonsument genauso sehen? Die Bilder haben dir ja gefallen. Anke Koopmann hat gesagt, KI sei wie Tiefkühlpizza. Schmeckt gut, kann sich aber mit Mamas handgemachter Steinofenpizza nicht messen. Dein Argument wäre dann noch Thunfisch zur Pizza. Ist lecker, aber mit Blick auf die Folgen und Nebenwirkungen vergeht einem dann doch der Appetit.

Was ausdrücklich nicht auf mich hier an deinem Tisch zutrifft. Da schmeckt es mir sehr gut. Aber bevor ich noch einen Kakao erbettle, habe ich noch eine letzte Frage zum Schluss des Interviews: 

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

Wie kann man dich als Autoren am besten unterstützen und was fehlt dir, um deinen Büchern eine bessere Bühne zu bieten?

Und schon notiert, ich finde das für mich als Leser auch immer wichtig, dass ich weiß, wie ich meine Autoren am besten unterstützen kann. 

Liebe Celeste, leider ist unser Interview schon zu Ende. Wir möchten uns ganz herzlich bei dir bedanken, für deine Zeit und deine Antworten. Ich fand unser Gespräch richtig gut und mir hat es in deiner Werkstatt sehr gut gefallen. Für den weiteren Wettbewerb wünschen wir dir viel Erfolg.

Hier gibt es mehr über Celeste Ealain:

Skoutz Lesetipp:

Werde sichtbar – Düstere Fantasy von Celeaste Ealain 

Ein düsterer Fantasyroman, der dich mit Gänsehaut zurücklässt und der quälenden Frage, ob du Fußabdrücke im Leben anderer hinterlassen hast, die unwissentlich ein Desaster ausgelöst haben.

Was, wenn dich jemand hören, sehen und fühlen lassen kann, wie er es möchte? Was, wenn er deine Realität bestimmt, nur um an sein Ziel zu gelangen?

Keiner ist ihm gewachsen. Nach Belieben manipuliert Kilian Menschen und vernebelt ihren Verstand. Er ist skrupellos, egoistisch, übernatürlich.
Doch seine Gier macht in unvorsichtig. Als er genau an die Person gerät, die man sich besser nicht zum Feind macht, nimmt seine Erfolgsstory ein jähes Ende. Es beginnt mit ihrem Erscheinen. Ein Lächeln, eine Unterhaltung und dann bricht die Hölle los. Seine dunkle Vergangenheit legt sich über ihn und droht, ihn zu verschlingen. Ihm verbleibt nur wenig Zeit.
Wird er über sich hinauswachsen oder an seinem Fluch zugrunde gehen?

Skoutz meintEin ungewöhnliches Buch, auf das man sich eingrooven muss, bevor es seine Wirkung entfalten kann. Sehr nachdrücklich beeindruckt hat mich, wie ich Kilian erst abgelehnt habe und dann nach und nach Verständnis, ja Sympathie und Mitgefühl für den vermeintlichen Kotzbrocken entwickeln konnte. Einfach, weil man ihn verstehen lernt, seine Perspektive akzeptieren kann und auch, wenn man seiner Logik nicht folgen will und sich darüber freut, dass auch Kilian anfängt, sich zu ändern. Ein in vielen Aspekten spannendes Buch, das mich als Vielleser echt überraschen konnte und das ich daher gerne – auch wegen seiner wunderschönen Botschaft für Toleranz und Annahme – gerne weiterempfehle. Wir brauchen viel mehr solche Bücher! (kn)

Hinweis: Den Farbschnitt bekommt ihr im Shop von Celeste.

Und wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, schaut euch das Buch doch genauer an. Hier über unseren Amazon-Affiliate-Link*

 

Hinweis:

Celeste Ealain steht mit ihrem Titel „Lockruf der Zeit“ auf der Midlist Fantasyvon Michael Siefener.

Mit ihrem ungewöhnlichen Zeitreiseabenteuer hat Celeste natürlich die Chance auf den Fantasy-Award. Immerhin hat sie sich schon gegen über 400 andere Titel aus der Longlist durchgesetzt.

Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.

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Und wenn ihr uns, der Autorin und dem Verlag sowie vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!

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