Skoutz Autoreninterview Anke Küpper

Zu Besuch bei Anke Küpper

Heute sind der Skoutz und ich unterwegs, um Anke Küpper zu besuchen.

Sie steht mit dem von ihr und ihren Kolleginnen Franziska Henze und Yvonne Wüstel herausgegebenen Titel „Tatort Nord: Urlaubskurzkrimis von Sylt bis Fehmarn“ auf der Midlist Anthologie des Skoutz-Awards und für uns ist das natürlich ein guter Grund mit ihr ein Interview zu führen. Persönlich kennen wir sie noch nicht aber das holen wir ja heute nach. Wir freuen uns auf sie und haben eine Menge Fragen im Gepäck; wir sollten uns also sputen um nicht zu spät zu kommen.

©Evelyn Meiforth

Zu Besuch bei Anke Küpper, die einen charmanten Hahn besitzt

Hallo liebe Anke, schön, dass wir dich heute besuchen dürfen. Der Skoutz-Kauz und ich sind schon sehr gespannt, was für Antworten du uns auf unsere Fragen gibst und vor allem, wie es bei dir aussieht. Der Skoutzi macht schon mal einen Rundflug, wie du siehst. Während er seine Neugierde befriedigt hat, lass uns einfach anfangen, oder?

Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Wir sitzen bei mir im Garten, ich habe Tee und Kaffee gekocht und einen Käsekuchen gebacken, mit unseren eigenen Hühnereiern.

Oh WOW, ich liebe Käsekuchen. Danke dir. Ihr habt Hühner?

Unsere fünf Hühner und der Hahn Ernie kommen angelaufen und warten darauf, dass wir ihnen Kuchenkrümel zuwerfen.

Ach, die sind ja richtig niedlich. Und schau mal, unser Skoutzi findet so ein Vogel-Begrüßungs-Komitee natürlich super! Die Frage, die den Skoutz-Kauz am meisten interessiert: Kriegt Ernie was vom Kuchen? Und seine Damen natürlich auch?

Mache ich natürlich … und sieh mal, alle sechs laufen aufgeregt gackernd um uns herum und picken die Krümel auf. Der Hahn gackert nämlich auch, wenn er was zu Essen für seine Damen findet.

Charmanter Hahn 😀  Aber während das Federvieh sich austauscht, lass uns mal ein bisschen über dich reden: 

Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Ich habe kein Lebensmotto, zumindest nicht bewusst.

Ach? Und unbewusst?

Je älter ich werde, desto genauer überlege ich mir, was ich tue und mit welchen Menschen ich mich umgebe (und natürlich auch mit welchen Tieren, Hühner machen mich zum Beispiel glücklich – und ich ermögliche ihnen hoffentlich auch ein glückliches Leben). Das lässt sich auch aufs Schreiben übertragen: Was will ich schreiben, in welcher Form, für wen und mit wem?

Ja, das habe ich auch schon festgestellt, mit dem Älterwerden gehe ich überlegter an die Sachen heran. Ich kann mich auh mehr über Kleinigkeiten freuen und diese können mich sehr glücklich machen. Wenn du so überlegt schreibst, wie ist das dann bei dir? 

Schreiben ist eine einsame Tätigkeit. Bis zu einem gewissen Grad brauche ich das Alleinsein mit mir und meinem Text. Aber die gemeinsame Herausgeberschaft von „Tatort Nord“ hat so viel Spaß gemacht, dass Franziska Henze und ich prompt die Idee zu einem gemeinsamen Thrillerprojekt hatten. Jetzt schreiben wir gemeinsam, eine großartige, beflügelnde Erfahrung!

Ach, wie schön. Gemeinsam zu Schreiben stelle ich mir lustig vor. Wenn das Buch fertig ist, stellen wir es sehr gerne vor. 

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Dass wirtschaftliche Interessen oft über alles gestellt werden. Im Gesundheitssystem, aber auch im Kulturbereich.

Ja, das ist oftmals wirklich furchtbar, wie eine gute Idee dann einer mittelmäßigen geopfert wird, nur weil die etwas billiger oder rentabler wäre. So schaffen wir keine schöne Welt, sondern eine ökonomische. Geld regiert eben die Welt. Das ist jetzt natürlich ein Klischee, und das bringt mich zu meiner nächsten Frage …

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

Im Leben kann ich mich über Klischees, die jedes Vorurteil bestätigen, oft amüsieren.

Das ist ihr Wesen. Sie sind quasi Nährboden und Lackmustest für solche Ersteinschätzungen – ich sage das, weil es neutraler als „Vorurteil“ klingt. Aber wie machst du das dann beim Schreiben?

Beim Schreiben vermeide ich Klischees, auf den ersten Blick klischeehafte Figuren müssen auf jeden Fall einen doppelten Boden haben und mit irgendetwas überraschen. Sonst wird die Geschichte einfach nur trivial.

Also beim Lesen mag ich gerne auch Klischees, die bedient werden, vor allem, wenn sie nicht so bleiben. Und wenn sie einen doppelten Boden haben, umso besser. Das klingt nach Spannung und Überraschung und das mag ich noch mehr. 

In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

In verschiedenen, zudem für Erwachsene und für Kinder.

Oh, schön. Da bist du ja richtig breit aufgestellt. Auch wenn ich schon eine Weile als über das Kinderalter hinaus bin, lese ich immer mal wieder Kinderbücher. Früher oft mit meinen Kindern. Und wenn du für Erwachsene schreibst? 

Nach einem besonderen Erlebnis hatte ich das Gefühl, darüber einen Krimi schreiben zu müssen. Dass es dann zu einer Regiokrimireihe aus Hamburg wurde, lag auch am Verlag.

Regiokrimis lese ich auch sehr gerne und wenn es eine Reihe ist, die ICH mag, dann ist das bei jedem neuen Buch immer so ein Nachhause kommen. Vielen Dank an deinen Verlag. 🙂 

Ich habe diese Vorgabe sehr gern angenommen. Hamburg schreibend zu entdecken, macht viel Spaß.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen, Hamburg hat bestimmt ganz viel Spannendes zu bieten. Das ist das Schöne an Regio-Krimis – man bekommt so ein bisschen Urlaubsflair gratis obendrauf. 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Ich empfinde Kritik zum Glück nie als streng, sondern in der Regel als sehr konstruktiv.

Mit konstruktiver Kritik kann man ja auch arbeiten und man kann ansetzen. Wie machst du es, dass sie nie streng ist?

Ich bin da, glaube ich, recht unempfindlich. Meine Lektoren und Lekorinnen, meine momentane Co-Autorin Franziska und auch meine Textgruppen-Kollegen dürfen – und sollen! – alles sagen. Oft haben sie ein Gespür für genau die Stellen, mit denen ich auch noch nicht 100 % zufrieden war.

Wenn man so miteinander arbeiten kann, ist da ja auch wirklich perfekt. Ich kann mir das gut vorstellen, dass man so tief in der Geschichte drin ist, dass man gar nicht merkt, wie sie von außen, also beim Lesen dann wirkt. Bleiben wir gleich mal beim Lesen … 

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Super! Jedes gute Buch sollte so funktionieren, dass beim Lesen und danach die Gedanken im Kopf des Lesenden weitersprießen.

Oh ja, das ist eine schöne Assoziation, dass ein Buch quasi der Samenbeutel für einen Fantasie-Garten ist. Oder eher ein Beet im Fantasie-Garten. Aber man sieht deinem echten Garten auch an, dass du was davon verstehst. 

Neben Schreiben und Lesen ist übrigens Gärtnern meine große Leidenschaft. Ich habe auch schon mehrere Gartenbücher für Kinder geschrieben.

WOW, na ja ein perfekter Gärtner bin ich nicht, aber ich habe auch echt viel Spaß dran, obwohl wir alles nur auf dem Balkon anbauen. Unser Chefredakteur Kay hat mir erzählt, dass sie dich als Gartenautorin kennt, weil sie eines deiner Bücher ihrem Neffen geschenkt hat, der sich sehr für Käfer interessiert …  Aber bevor wir jetzt völlig abdriften, zurück zu den Büchern … 

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Astrid Lindgren: Wir Kinder aus Bullerbü

Jau, ist mir durchaus ein Begriff. Das ist aber auch ein echter Klassiker. Und sonst?

Paul Maar: Das Sams,

Joan Aiken: Anschlag auf Nantucket

Da wurdest jetzt schon älter …

Simone de Beauvoir: Die Welt der schönen Bilder

Das ist eine schöne Auswahl, die habe ich auch alle mindestens 1 Mal gelesen in meinem Leben.  Du hast dann gewiss auch eine große Bibliothek … 

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Nach Alphabet. Krimis haben ein extra Regal.

Oh, das schaut aber schön aus! 

Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Generell möchte ich mit meinen Texten unterhalten, berühren, zum Nachdenken anregen. Ich möchte niemanden verletzen. Von daher finde ich den Ansatz des Sensitivity Reading interessant. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass zurzeit in der Hinsicht etwas zu viel vorauseilender Gehorsam herrscht, auch in den Verlagen.

Das ist wohl wahr, was schade ist, weil dadurch einerseits eine sinnvolle und sicherlich auch wertvolle Diskussion ausbleibt, nämlich ein Austarieren, wieviel Unbehagen zur Kunst dazu gehört. Wo die Debatte eines gesellschaftlichen Themas Rücksicht auf unbenannte Einzelne nehmen soll und kann. Gerade, wenn dieser vorauseilende Gehorsam, wie du ihn nennst, dann eben auch Gegenreaktionen provoziert. 

Aber viel schlimmer (um nicht zu sagen beängstigend) finde ich die Menschen, die besonders auf Social Media reflexhaft rummeckern, dass man ja nichts mehr sagen darf. Das geht für mich komplett in die falsche politische Richtung. 

Da kann ich dir nur zustimmen. Ich sehe das wie eine Pendelbewegung, die im Moment einfach viel zu weit in beide Richtungen ausschlägt, was nichts daran ändert, dass der Punkt, an dem es hängt, ein richtig wichtiger ist, der eine sachlichere und zugleich feinfühligere Herangehensweise verdient hätte. Wenn wir schon bei Empathie sind … 

Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Ich habe noch kein von KI geschriebenes Buch gelesen, aber ich habe es selbst mal ausprobiert an einer Szene.

Und wie war dann das Ergebnis?

Das Ergebnis war entsetzlich trivial, da ist jeder Heftroman raffinierter. Aber das will nichts heißen und kann sich ganz schnell ändern … Es braucht schnellstens gesetzliche Regeln im Umgang mit KI, allen voran den Schutz unserer Urheberrechte.

Da bin ich voll auf deiner Seite! Wir beobachten das in der Redaktion auch mit Interesse. In den USA sind ja jetzt die großen Anbieter zusammengekommen, um eine Art Freiwillige KI-Kontrolle aufzusetzen, aber das wird sicher nicht reichen.

Oh, jetzt ist unser Interview schon fast wieder vorbei und wir möchten noch eine kleine Frage an dich stellen: 

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

Schreibst du auch über deine Hühner?

Nachdem ich deine Hühner hier bei dir im Garten gesehen habe, würde mich das tatsächlich sehr interessieren. Vielleicht komme ich ja im nächsten Jahr genau mit der Frage zurück. Bis dahin freuen wir uns, wenn du uns für deinen Gemeinschaftskrimi kontaktierst. 

Liebe Anke, ich danke dir ganz herzlich für deine Zeit, für deine Antworten und die leckere Verpflegung. Dein Kaffee war großartig und wir haben uns hier wirklich sehr wohl gefühlt! Viel Glück auch mit deinen Krimi-Storys beim Skoutz-Award

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Hier gibt es mehr über Anke Küpper:

 

Skoutz Lesetipp:

Mord am Köhlbrand –  Svea Kopetzki 3 – Regio-Krimi von Anke Küpper

Mord zwischen Containern und Hafenkränen
Bei ihrer Teilnahme am Hamburger Köhlbrandbrückenlauf entdeckt Kommissarin Svea Kopetzki plötzlich unter der Brücke etwas im Wasser treiben – eine Wasserleiche. Sie bricht den Lauf ab und kehrt direkt zu ihrer Arbeit bei der Mordbereitschaft zurück. Weil der Tote ein bekannter Drogendealer ist, wird sofort ein gemeinsames Ermittlungsteam mit Zoll und LKA gebildet. Befinden sich etwa zwei rivalisierende Banden im Drogenkrieg? Oder steckt mehr dahinter?

Skoutz meint: Bei Anke Küpper ist der heimliche Hauptdarsteller eindeutig Hamburg. Die Hafenatmosphäre, die Ermittlungen in eher unbekannten Ecken der wunderschönen Hansestadt, sie alle tragen dazu bei, dass man sich wirklich vor Ort befindet, wenn man die sehr authentische und erfrischend normale Ermittlerin auf einen Fall begleitet, der neben der erwarteten Spannung auch menschlich anrührende Momente bietet, die das Lesevergnügen abrunden. kn

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Hinweis:

Anke Küpper steht mit ihrem Titel Tatort Nord: Urlaubskurzkrimis von Sylt bis Fehmarn“ auf der Midlist Anthologie von Petra K. Gungl und Fenna Williams.

Damit hat sie natürlich kriminell gute Chancen auf den Award in der Kategorie  Anthologie.

Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.

 

 

Und wenn ihr uns, der Autorin und dem Verlag sowie vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!

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