Skoutz-Wiki: NaNoWriMo

 

Nanowrimo BadgeAlle Jahre wieder …

… beginnen im Herbst die Autoren hibbelig zu werden und seltsame Silben vor sich hinzu brabbeln. Nano … Nein, das sind nicht die Strophen eines Liedes oder Beschwörungsformeln für ultramoderne Nanotechnologie …

Wir sagen euch, was wirklich abgeht:

   Der NaNoWriMo in Kürze:

Der NaNoWriMo steht für National Novel Writing Month und hat zum Ziel, über eine Webseite (Offizielle Website des NaNoWriMo ) nachzuweisen, dass man es geschafft hat, im November mindestens 50.000 Wörter an einem Roman-Projekt zu schreiben. Man darf um Mitternacht Ortszeit beginnen und bis zum 30.11. Mitternacht Ortszeit schreiben. Und damit ist eigentlich alles gesagt. Oder nichts.

 

Der NaNoWriMo ausführlicher betrachtet:

Diese kollektive Massenpanik heißt ausgeschrieben „National Novel Writing Month„. Auf gut Deutsch also Nationaler Romanschreibmonat. Das ist insofern irreführend, weil die 1999 von Chris Baty in San Francisco ins Leben gerufene Aktion längst ein internationales, ja globales Phänomen geworden ist. Eine Kreativitätslawine, an der alljährlich zigtausende Autoren mitwirken. Der Erfolg ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es eigentlich dabei nichts außer einem kleinen Icon und einer ausdruckbaren PDF-Urkunde zu gewinnen gibt.

Jedenfalls verfällt die Autorenwelt im November in eine Betriebsamkeit, die alles Prokrastinieren der letzten 11 Monate Lügen straft und allenfalls noch von einem Eichhörnchen auf Ecstasy in einer Erdnussplantage übertroffen werden dürfte. Wen immer man im November nächtens auf den Straßen sieht – ein Autor ist es nicht.

Das Ziel

Ziel im NaNo ist es, während des Novembers einen Roman zu schreiben. Genauer gesagt, in diesen 30 Tagen mindestens 50.000 Wörter aufs Papier zu bringen, genauer auf ca. 200 Seiten. Das sind 1.667 Wörter am Tag. Oder in der Nacht. Je nachdem. Das klingt zwar viel, aber für einen Roman ist die Vorgabe relativ niedrig. Doch sie ist bewusst so gewählt, damit auch Berufstätige oder Menschen mit Familie teilnehmen können und eine realistische Chance haben, dieses Ziel zu erreichen. Mehr zu schreiben, ist natürlich zulässig!

NaNoWriMo 2019

Die Regeln

Obwohl die Vorschriften erlauben und sogar ausdrücklich empfehlen, vor dem 1. November mit der Planung des Romans zu beginnen, darf mit dem wirklichen Schreibprozess erst am 1. November um 0:00:01 Uhr Ortszeit des Teilnehmers begonnen werden. Der fertige Roman muss zur Verifizierung bis zum 30. November, 24 Uhr Ortszeit über die NaNoWriMo-Webseite eingesandt werden. Sonst lauern Tod und ewige Verdammnis auf einen. Oder auch nicht. Man bekommt auch nicht vorgeschrieben, was genau ein Roman ist. Es zählt wirklich nur der Wordcount.

Auch wenn jeder Autor für sich alleine schreiben muss, gehört die Bildung von Schreibgruppen, die während dieser Zeit alle Höhen und Tiefen miteinander teilen, zum Spaß fest dazu und wird auch über die NaNoWriMo-Webseite mit vielen, tollen Aktionen unterstützt.

Kritik am NaNoWriMo

Kritik am NaNo führt oft an, dass es schier unmöglich ist, in diesem Tempo einen perfekten Roman zu verfassen. Aber das ist auch nicht das Ziel. Es geht darum, zu schreiben. Keine Ausreden, kein Heulen, kein Klagen. Setz dich hin und schreib! Es geht darum, dem inneren Lektor zu entkommen und einfach mal zu machen. Überraschend oft kommt man dabei dann auch in den berühmten Flow und die Geschichte beginnt umgekehrt, den Autor mitzureißen.

Immer wieder hört man auch, dass ein Autor, der nicht schreiben will, auch nicht schreiben sollte. Solche Motivationstricks seien also überflüssig. Das kann ich persönlich nicht bestätigen. So sehr ich das Ergebnis liebe, der Prozess dorthin ist für mich schmerzlich und anstrengend. Egal, wie sehr eine Mutter ihr Kind liebt, keine wird die Geburt selbst genossen haben. So geht es mir mit meinen Geschichten. Und ich bin deutlich effizienter, wenn ich mich durchbeiße und mit „Pressen, pressen“, angefeuert werde, statt einfach zu warten, bis die Geschichte irgendwie schon ihren Weg finden wird. Sie findet ihn, aber so macht es mehr Spaß.

Wer sich also einen Monat lang gönnt, einfach nur zu schreiben und auf ein Wortziel hinzuarbeiten, auch wenn sich ein paar Füllwörter, Kommafehler, Wortwiederholungen oder Schachtelsätze einschleichen, wird erstaunt feststellen, dass es erstaunlich einfach ist, dann einfach nur die Geschichte zu erzählen.

Und das ist es doch, was alle Skoutze schon immer wussten: Nur die Geschichte zählt.

Die Abbruchquote ist übrigens sehr hoch. Im Schnitt vollenden nur etwa 15% ihr NaNo-Projekt in der gesetzten Zeit. Doch während im Sport der Kommerz übernommen hat, bleibt hier doch der olympische Gedanke erhalten. Dabei sein ist alles und das Gemeinschaftsgefühl im NaNo einfach super!

Bonuswissen (Klugscheißmodus): NaNo-Survival-Guide

NaNoWriMo Keep Calm

Für alle, die sich dieser ultimativen Schreib-Challenge stellen wollen, haben wir hier ein paar praxiserprobte Tipps zusammengestellt:

  1. Vorplanung erleichtert das Leben.
    Das ist zulässig und sollte auch gemacht werden. Wer 50.000 Wörter in nur 30 Tagen schaffen will, sollte sich nicht verlaufen und auch nicht unterwegs länger innehalten müssen, um zu überlegen, wohin der Plot nun führen könnte. Auch ich als bekennender Bauchschreiber plane für ein NaNo-Projekt wenigstens die wichtigsten Etappenziele vor.
  2. Schreibsprints
    Die vielen kleinen Challenges auf der NaNo-Seite ebenso wie in den zahlreichen Schreibgruppen im Sozialen Netz oder auch offline können einen bei Durchhängern wirklich weiterbringen. Wer schreibt in der nächsten Viertelstunde am meisten? Wer schafft zuerst die 500-Wörter-Marke?
    Daneben helfen Schreibkollegen auch bei bockigen Protagonisten oder geben Orientierungshilfe, wenn man sich im Plot-Dschungel verirrt hat.
  3. Zwischenziele
    Die 50.000 Wörter sind echt viel und es ist kein Zufall, dass nur etwa 15% in der Zeit ins Ziel kommen. Daher ist es durchaus hilfreich, sich Zwischenziele zu setzen. Etwa 10.000 Wörter in den ersten 5 Tagen. Und auch eine kleine Belohnung wie die edle Lieblingsschokolade oder ein schöner Film können sehr hilfreich sein. Denn der Spaß steht im Vordergrund.
  4. Reverse-Berechnung
    Wenn man 50.000 durch 30 teilt, kommt 1.667 raus. Das ist das statistische Tagesziel. Es kann aber sehr sinnvoll sein, sich eine degressive Statistik zurechtzulegen. Die erste NaNo-Woche kann man einigermaßen einschätzen und sich Zeit freischaufeln. Man ist noch frisch und motiviert. Wenn man sich hier ein Polster anschreibt, kann einen das über Katastrophen und andere Verhinderungsgründe in der zweiten Novemberhälfte hinwegretten.
    Ich habe es mal versucht und mit 3.500 Worten am ersten Tag (praktischerweise ja immer ein Feiertag) und 2.500 Worten in der ersten Woche angefangen, dann auf 2.000 und 1.500 reduziert, um in der letzten Woche relativ bequem die 50.000 insgesamt ansteuern zu können. Und siehe da – zum ersten Mal kam ich deutlich über die 50.000 für mein Projekt!
  5. Lektoratsferien
    Der Lektor hat Ferien! Fehler, Wortwiederholungen, schiefe Szenen? Ganz normal. Wir sind im Rohbau der Geschichte. Nachbessern darf das Christkind. Darum geht es nämlich im NaNo – ums Schreiben. Es heißt „Writing Month“ und nicht „Editing Month“. Und es ist erstaunlich, wieviel einfacher das Editieren ist, wenn man die Geschichte schon mal grob im Kasten hat und beim Überarbeiten von Kapitel 3 weiß, was der Held in Kapitel 17 wissen sollte.
  6. Finger-Yoga
    Wer nicht so geübt im Tippen ist, sollte sich gelegentlich Zeit nehmen, um seinen Fingern etwas Ruhe und Dehnübungen zu gönnen. Auch die richtige Schreibhaltung, ein gutes Mauspad, Wärme für die Muskeln (manche tragen wirklich Stulpenhandschuhe!) und genug Flüssigkeit sind sehr hilfreich.
  7. Durchhalten
    Nur wer aufgibt, verliert. Bleibt dran, schreibt weiter. Motiviert die anderen. Und glaubt mir, am schwierigsten ist die Mitte. Da ist der Schweinehund am stärksten. Ich lag schon 20.000 Worte hinten und habe den NaNo mit meiner Zimtsternprinzessin dennoch geschafft. Abgerechnet wird am 30.11. und auch wenn man die 50.000 nicht schafft. Die Geschichte zählt.

Auch wer die 50.000 Wörter nicht erreicht, dessen NaNoWriMo-Roman nie über die Rohfassung hinauskommt – es gibt kein besseres und lustigeres Schreibtraining.

 

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