Skoutz-Classics: Nussknacker und Mausekönig – ein Kunstmärchen von E.T.A. Hoffmann


Nußknacker und Mausekönig ist ein Kunstmärchen, das 1816 in Berling von E.T.A. Hoffmann für seine Sammlung „Die Serapionsbrüder“ verfasst wurde. Die Geschichte vom Krieg im Spielzeugland, in den das tapfere Mädchen Marie hineingerät, wurde vor allem durch das Ballett von Tschaikowsky „Der Nussknacker“ weltberühmt, die auf E.T.A. Hoffmanns Geschichte in der Überarbeitung seines nicht minder berühmten Kollegen Alexandre Dumas basiert.
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Um was geht es in Nussknacker und Mausekönig?

(Originalzeichnung von E.T.A. Hoffmann, Staatsbibliothek Bamberg)

Die beiden Kinder Marie und Fritz bekommen am Weihnachtsabend einen Nussknacker geschenkt. Doch leider geht der bei Fritz‘ Versuch, mit ihm ein paar harte Nüsse zu knacken sofort kaputt. Marie hat Mitleid mit dem zahnlosen Nussknacker und platziert ihn trotzdem neben den Spielzeughusaren ihres Bruders.

Als Marie sich etwas später vor dem Zubettgehen noch von den Geschenken verabschieden will, bemerkt sie eine Bewegung unter den Spielzeugsoldaten, die sich offenbar unter dem Befehl des Nussknackers auf eine Schlacht gegen die Arme des bösen Mäusekönigs, eines siebenköpfigen Ungeheuers vorbereiten. Als der Kampf beginnt, verlässt die Husaren der Mut und nur Maries beherztes Eingreifen, bei dem sie mit einem Pantoffel nach den Mäusen wirft, kann eine Niederlage verhindern.

Der Patenonkel der Kinder, der alte Droßelmeier, erzählt den beiden daraufhin die tragische Geschichte vom Nussknacker und Mausekönig und auch, dass der Nussknacker ein verzauberter Prinz ist, der dafür bestraft wurde, dass er mit Zaubernüssen sein Umfeld in Spielzeug verwandelt hat.

Marie beschließt daraufhin, für diese Zeit ungewöhnlich emanzipiert, ihren Prinzen von dem Fluch zu befreien, doch das ist leichter gesagt als getan.

Die Redensart: „Eine harte Nuss“ stammt übrigens aus dem in die Erzählung eingebetteten Märchen.

Wie fanden wir Nussknacker und Mausekönig?

Als ich das Buch in der Schule gelesen habe, hat es mich nicht so angesprochen, aber das ging mir bei vielen Büchern so, die ich eigentlich mag. Jahre später habe ich es wieder in die Hand genommen und war begeistert von der in die kleine Geschichte eingeflossenen Fantasie, von ihrem ungewöhnlichen Aufbau mit der Rahmenhandlung am Weihnachtsabend, der Rückblende in der Erzählung des Patenonkels und schließlich der Auflösung mit einer sehr emanzipierten Protagonistin, die für ihren Prinzen ins Puppenland reist und sich den Herausforderungen dort stellt. Es ist ein dunkles, düsteres Buch, das nur vordergründig als Kindergeschichte getarnt ist, und bei dem Gut und Böse nicht wirklich klar bestimmbar sind. Das ist eigentlich märchenuntypisch, macht aber die Lektüre dann auch so überraschend und spannend.
Wir haben das Buch in die Fantasy-Klassiker aufgenommen, weil sein Autor, auch wenn er in Deutschland nie die Anerkennung fand, doch im Ausland viele Autoren von Weltruhm inspiriert und beeinflusst hat, und weil seine Geschichten heute noch in der einen oder anderen Form zum Standard-Repertoire zählen. So bassiert zum Beispiel Tschaikowskis weltberühmtes Ballett „Der Nussknacker“ auf der Adaption dieses Märchens von A. Dumas.

Wem verdanken wir Nussknacker und Mausekönig?

E.T.A. steht für Ernst Theodor Amadeus, was insofern irritierend ist, weil er eigentlich Ernst Theodor Wilhelm hieß. Doch der dritte Namen wurde von E.T.A. Hoffmann als Zeichen der Bewunderung für Wolfgang Amadeus Mozart  ausgetauscht. Ein früher dokumentierter Fall ernsten Fandoms.

Der 1776 in Königsberg geborene Autor war übrigens ein echtes Universalgenie. Zählt er nicht nur zu den Großen der deutschen Romantik, sondern wirkte auch als Komponist und Zeicher/Karikaturist.

Gleichwohl war er zu Lebzeiten nicht unumstritten. Goethe, von Eichendorff und auch Wilhelm Grimm konnten ihm und vor allem seinem Werk nicht wirklich etwas abgewinnen. Anders Heinrich Heine oder vor allem auch ausländische Autoren wie George Sand oder Honoré de Balzac. Speziell in Frankreich war Hoffmanns Werk stilbildend für viele nachfolgende Autoren wie  Victor Hugo, Charles Baudelaire, Guy de Maupassant. Auch außerhalb von Frankreich sagt man ihm Einfluss nach, etwa in den Werken von Alexander Puschkin und Fjodor Dostojewski.

Wo könnt ihr lesen?

Ganz legal und kostenlos (!) gibt es Nussknacker und Mausekönig beim Projekt Gutenberg-DE.

Oder hören bei Vorleser.net.

Weitere Klassiker der Fantasy (oder genauer der phantastischen Literatur) haben wir euch in unserer Fantasy-Classics-Liste vorgestellt.

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