Skoutz-Classics: Bücher über Schreibblockaden
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Schreibblockaden sind ein Phänomen, das nicht erst in unseren Burnout geplagten Zeiten unter Autoren grassiert.
Man befindet sich vor einer solchen Blockade als Autor in äußerst illustrer Gesellschaft mit Samuel Becket, Douglas Adams, George RR Martin, Robert Jordan, Ernest Hemingway, Franz Kafka, Robert Musil, Marcel Proust, Joseph Conrad, J.R.R. Tolkien und vielen, vielen anderen. Wie es dazu kommt und wie man damit umgeht, haben wir in mehreren Artikeln behandelt (weiterlesen).
Wir wollen gar nicht hochrechnen, wie viele wundervolle Geschichten an dieser Blockade zerschellt sind. Es ist traurig, dass sie nie ihre Leser erreichen durften, nie erzählt worden sind. Doch andererseits gibt es auch viele wundervolle Beispiele, wie Autoren ihrer Schreibblockade ein Schnippchen geschlagen und sie einfach zum Thema ihres nächsten Buchs gemacht haben.
Hier eine kleine (!) Auswahl bekannter Bücher, die auf sehr unterschiedliche Weise von Schreibblockaden in all ihren Erscheinungsformen handeln:
Shining von Stephen King
Amerikanischer Horrorroman aus dem Jahr 1977.
Der Protagonist übernimmt einen Hausmeisterjob in einem abgelegenen, leerstehenden Hotel, um dort endlich sein Manuskript fertigzuschreiben. Doch dann beginnt er die düstere Geschichte des Hotels für ein anderes Buch zu rekonstruieren.
Frühstück bei Tiffany von Truman Capote
Amerikanischer Kurzroman/Novelle aus dem Jahr 1958 (bekannt v.a. durch den Film-Klassiker mit Audrey Hepburn)
über das exzentrischen Partygirl Holly Golightly aus der Perspektive ihres Nachbarn und Freundes Paul, der sich allzu bereitwillig von Holly von seiner Schreibarbeit an seinem Roman ablenken lässt.
Perlmanns Schweigen von Pascal Mercier
Roman, Schweiz 1995
Der angesehene Sprachwissenschaftler Philipp Perlmann trifft sich mit einer Gruppe von Kollegen in einem Hotel an der ligurischen Küste. Konfrontiert mit den Erwartungen der anderen, sieht er sich außerstande, einen Text zum Kongress beizutragen, weil alles schon gesagt ist. Dadurch gerät er bald in eine ausweglose Situation, die in ihm mörderische Energien freisetzt.
Nacht des Orakels von Paul Auster
Komplexer Roman, USA 2003.
Eine in mehrere Handlungsstränge verschachtelte Geschichte von einem Autor, der nach einem Unfall an Konzentratsionsschwächen leidet und seinen Beruf neu erlenen muss. Als er in einem Laden ein schönes blaues Notizbuch findet, beginnt er wieder zu schreiben. Über einen Schriftsteller, der mit dem Manuskript Nacht des Orakels seine Schreibblockade überwindet.
Deutschstunde von Sigfried Lenz
Roman der deutschen Nachkriegsliteratur von 1968.
Die Frage von Schuld im Nationalsozialismus, wenn man doch “nur seine Pflicht getan hat”, wird hier kritisch anlässlich der Unfähigkeit des Protagonisten einen Deutschaufsatz zu schreiben und statt dessen ein leeres Heft abgibt, durchleuchtet. Der Junge gibt überraschend an, dass er zu dem Thema “Die Freuden der Pflicht” zu viel zu sagen gehabt hätte, um irgend etwas zu schreiben.
Schwere Stunde von Thomas Mann
Diese Novelle wurde 1905 als Auftragsarbeit für den Simplicissimus geschrieben.
Ohne je Werk oder Autor beim Namen zu nennen, erzählt Thomas Mann von Schillers Nöten bei der Fertigstellung von Wallenstein. Obwohl er krank ist und ihm sein Arzt ebenso wie Goethe zur Schonung raten, will er unbedingt das Stück vollenden und Feinschliff geben, mit dem er sehr unzufrieden ist. Er hadert mit sich, empfindet sein Talent als Geißel und verachtet Goethe dafür, dass er drüben in Weimar offenbar so unbeschwert und göttlich leichthin dichten kann. Dennoch endet seine Klage positiv, nicht nur für Schiller, sondern für alle Blockierten:
„Und es wurde fertig, das Leidenswerk. Es wurde vielleicht nicht gut, aber es wurde fertig. Und als es fertig war, siehe, da war es auch gut.“
Wer weitere Lesetipps hat, kann sie gerne in die Kommentare packen. Wir freuen uns und ergänzen dann gerne auch unsere Skoutz-Buchliste.