Leserunde: Vaticanum #5 (der Schluss)

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ACHTUNG! SPOILERGEFAHR!

Willkommen zu unserem vierten und somit letzten wirklichen Leseabschnitt der Leserunde zu J.R. Dos Santos’ “Vaticanum”. Lange haben wir gefiebert, gerätselt und spekuliert … Jetzt fällt der Vorhang …

Was genau passiert in diesem letzten Leseabschnitt:

Quelle Pixabay

Nicht nur die Kloake, durch die Tomás in die Privaträume des Papstes gekrochen ist, stinken, sondern der ganze Korruptionssumpf, den Catherine und Tomás aufdecken. Ein Skandal jagt den nächsten. Wurde Papst Johannes Paul I. umgebracht? Wieso wurde so lange geduldet, dass die Mafia ihr Geld in der Vatikanbank wäscht? Korrupte Politiker haben zudem ihre Hände im Spiel …

Skandale über Skandale werden bekannt … und endlich auch der Mörder.

 

Bevor wir uns allerdings der wilden Diskussion hingeben, noch ein paar Gedanken zur katholischen Kirche:

 

Glaube und Umsetzung – zwei komplett unterschiedliche Dinge:

Sex ist einzig und allein als Geschenk für Ehepaare gedacht – so zumindest die Theorie. Wenn man aber ihren eigenen Lehren glaubt, so müssen sich die meisten Kleriker beim Jüngsten Gericht warm anziehen (oder einen hieb- und stichfesten Ablassbrief haben), denn in der Bibel heißt es:

„Bei euch allen soll die Ehe in Ehren gehalten werden. Das Ehebett soll nicht durch Ehebruch verunreinigt werden. Denn Gott wird die richten, die seine Ordnungen im Bereich der Sexualität missachten, und auch die, die die Ehe brechen“ (Hebräer 13:4, Das Buch)

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Dass in der Praxis menschliche Gelüste hinzukommen, darüber hat man schon immer großzügig hinweggesehen. Früher war das ja auch kein Problem. Als einer der beiden „herrschenden“ Gewalten konnte man die Dinge ruhig etwas lockerer auslegen und auch ausleben. Wer wollte einem da schon an den Karren fahren.

Heute, in der bösen Zeit der Aufklärung und Emanzipation, in der die Gläubigen nicht mehr ganz so tolerant mit den Ausschweifungen des Klerus umgehen, jagt beinahe schon ein Skandal den nächsten. Immer mehr Geschädigte brechen ihr Schweigen und bringen Dinge ans Licht, die man lange vermutet, aber nie hat beweisen können. Endlich wird reagiert, Fälle kommen vor Gericht – wobei diese Zahl leider noch verschwindend gering ist im Vergleich zu denen, die verjährt sind oder unter den Teppich gekehrt werden. Immer mehr Menschen wenden sich von Glauben ab, Kirchen verwaisen nach und nach, selbst innerhalb der Kirche regt sich der Protest.

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Die katholische Kirche ist sehr traditionsbehaftet (andere würden vielleicht andere Worte wählen), frauenfeindlich (zumindest, was ihre eigenen Machtstrukturen angeht) und homophob (was hinter verschlossenen Türen gemacht wird, geht hier niemanden etwas an!). Der christliche Gedanke, der im Grunde positiv ist, wird durch Scheinheiligkeit und gelebte Doppelmoral immer wieder ad absurdum geführt.

Zukunft der Kirche

Dass die drei Prophezeiungen sich bewahrheiten und ein Ende des Pontifikats ansteht, ist also nicht ganz so abwegig. Bei all dem, was in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgedeckt wurde, ist es also nicht verwunderlich, dass ein Papst wie Franziskus mit seinem Verhalten alte Traditionen bricht. Viel verwunderlicher ist, dass er damit noch im Amt ist.

Wie die Kirche zukünftig mit Missbrauchsfällen, dem Zölibat und Veruntreuungen umgehen wird, bleibt abzuwarten. Ein Kurswechsel wurde mit Papst Franziskus erhofft, doch inwieweit er dessen gerecht wird, werden wir sehen. Dass eine Reform aber dringend nötig ist, haben scheinbar auch einige Geistliche verstanden …

Aber zurück zum Buch …

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J.R. Dos Santos‘ „Vaticanum“ greift viele dieser Fragen auf. Was denkt ihr? Destabilisiert sich der Vatikan selbst? Wird Franziskus möglicherweise doch der letzte Papst sein? Oder ist das nur alles Zufall oder fehlinterpretiert? Was denkt ihr über das Zölibat und die doch eher konservative Einstellung des Vatikans?

Wer dachtet ihr, sei der Maulwurf? Habt ihr damit gerechnet? Glaubt ihr, nach der Anziehungskraft, die Catherine auf Tomás ausübte, die Hochzeit mit Maria Flor ist eine gute Idee?

 

 

 

 

 

Hier geht es weiter zum letzten Halt der Leserunde: eure Rezensionen und Eindrücke

8 Comments

  • Katrin

    Puh, das sind Fragen die ich hier nicht so kurz beantworten kann.
    Ob er wirklich der letzte Papst sein wird, weiß ich nicht. Ich kann natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob alles Fehlinterpretation war. Allerdings halte ich ein paar Dinge für Zufall. Ich bin kein Kirchgänger und gehöre auch keiner Kirche mehr an, trotzdem glaube ich an Höheres. Aber Weissagung ist schwierig. Hab mir darüber noch nie Gedanken gemacht.
    Zölibat? Da bin ich absolut dagegen. Ich bin gerne bereit über das warum zu diskutieren, aber hier? Vielleicht nicht so sinnvoll, würde auch zu lang dauern.
    Nur eins dazu, ich habe bei Franziskaner Nonnen damals meine Ausbildung gemacht ( ja , wir passten ganz und gar nicht zueinander 😂, aber die Ausbildung war gut) und jede Nonne hatte ihre Freundin, teils wurde , wenn man sich ungestört fühlte, sogar Händchen gehalten und was weiß ich noch alles😉. Aber zugegeben hätte das keiner. Wie soll mir ein Pfarrer der im Zölibat lebt was über die Ehe o.ä erzählen.
    Zum Buch:

    Diese Hochzeit warum nicht. Ich fand nicht, dass er genug Interesse an Catherine hatte, um die Hochzeit nicht durchzuziehen.
    Der Maulwurf: hm, schwierig. Ich wusste, es muss jeman ganz nah im Vatikan sein, aber wer, da war ich mir nicht ganz sicher. Ich hatte wohl zuerst den richtigen Riecher, es mir aber irgendwie schnell wieder anders überlegt. Warum weiß ich gar nicht mehr so genau.

  • Marion

    so bin nun auch durch, ich dachte ich würde hier etwas mehr an Kommentaren finden da ich ja doch ziemlich hinterherhinkte? wo sind denn die anderen abgeblieben?
    Nun denn:

    ich bin gedanklich noch im Buch, und ja mein Gefühl trog mich nicht, allerdings hab ich den einen nicht mit in Betracht gezogen

    Zölibat – abschaffen es kann einfach auf Dauer nicht guttun wie man aus den Erfahrungen nun ableiten kann

    Was für eine deströse Maschinerie sich da entwickelt hat ich bin sprachlos – und ja ich bin der Meinung es wird Zeit für Veränderungen in vielerlei Hinsicht mit Konsequenzen
    mir stellen sich die Nackenhaare angesichts der hier beschriebenen Dinge auf

    spannend war es allemal, den ein oder andern Punkt fand ich ein wenig auschweifend , aber notwendig für s bessere Verständnis und Überblicke

    mit dem letzten Punkt würd ich mir gern noch ein Weilchen Zeit lassen

    • Katrin

      Finde es auch etwas schade, dass sich nur so wenige beteiligen. Ich dachte auch, es wäre mehr Diskussion. Gerade bei so einem Thema

  • Marion

    ich schieb noch bissel was hinterher, ja ich glaub schon daß die Kirche als Institution sich destabilisiert, der Imageschaden wird immer größer, immer mehr Leute wenden sich von der Kirche ab
    solange sich nicht grundlegend etwas ändert wird sich auch dieser Weg nach unten weiterentwickeln, die Einstellung zu verschiedenen Aspekten wird das ganze noch forcieren

    wohin das ganze steuert kann ich allerdings nicht sagen

    noch zum Buch, ich würde gerne mehr über diese Weissagungen egal in welcher Art erfahren, das hat mich sehr neugierig gemacht, und daß Tomas Maria heiratet, warum nicht? mit der Vorstellung : meine Verlobte hat er in meinen Augen das Feld klar abgesteckt 😉
    stellenweise hat es mich ein wenig überfordert mit den vielen, schnellen Wechseln und manchesmal hing ich etwas fest in den sehr detailiert beschriebenen Szenen
    es war für mich eine schöne Lesereise mit viel Abwechslung und Spannung,

  • Clarissa Klug

    Also ich glaube nicht wirklich, dass Franziskus der letzte Papst sein wird, und ich fände es irgendwie auch schade, wenn die katholische Kirche sich plötzlich auflösen würde. Nicht, dass mir persönlich viel daran gelegen ist – aber es ist nun einmal unser aller „kulturelles Erbe“. Wir sind – wenn auch nicht im religiösen Sinn, so doch im moralisch-ethischen – christlich geprägt. Und wenn die katholische (oder evangelische) Kirche sich auflösen würden, wäre das eine massive Schwächung gegenüber anderen religiösen Einflüssen … die ja auch im Buch erwähnt werden, sprich dem Islam. Da sind mir die christlichen Werte doch deutlich lieber. Somit setze ich eher auf eine Reform innerhalb der Kirche. Inklusive Abschaffung des Zölibats!
    Was die Prophezeiungen angeht, habe ich selbst bzw. eine Freundin schon erstaunliche Dinge erlebt, bei denen wir uns auch gefragt haben, ob das Zufall oder „übersinnliche“ Wahrnehmung war. Von daher lasse ich mich einfach mal überraschen, wäre aber wie gesagt eher dafür, dass die Kirche bestehen bleibt (s. oben).

    Dieser letzte Buchabschnitt jedenfalls hat mir sehr gut gefallen (okay, manchmal etwas sehr ausführlich, aber irgendwie musste der Autor die ganzen Verwicklungen ja auch erklären und aufdröseln). 😉 Mit dem Ende und der Aufklärung hatte ich so nicht wirklich gerechnet, was aber auch daran liegen mag, dass ich einfach weiter und weiter gelesen habe, ohne selbst allzu groß nachzudenken… Jedenfalls kann ich das Buch jedem nur empfehlen und schreibe in den nächsten Tagen dann auch gern meine Rezi.

  • Tina Dutge von Tina's Leseecke

    Hallo,
    ich habe eben das Buch ausgelesen und bin noch etwas geplättet.
    Mit meiner Vermutung was den Judas betrifft lag ich nicht so falsch, nur den Ablauf habe ich nicht so interpretiert. Dafür war mir relativ schnell klar, dass der Papst noch im Vatikan ist und auch das Petrusgrab war mir nach dem Lesen der Videobotschaft sofort in den Sinn gekommen.

    Trodela mag ich nach wie vor nicht. Das hat sich bis zum Ende des Buches nicht geändert. So ein Unsympath.

    Was die Hochzeit betrifft, gute Frage. Aber immerhin hat er ja kurz vor dem Countdown auch nen Rückzieher gemacht, weswegen Catherine vermutlich abgeschwirrt ist. Also denk ich mal schon, dass es klappen kann. Er hat ja nur schlechte Erfahrungen gemacht. Wobei ich nicht weiß, wie die Ehe auseinander ging. Ob es mit dem Tod der Tochter zusammenhing, was möglich wäre.

    Für mich persönlich war der Abschnitt über die Mafia etwas zu lange. Ich denke das hätte auch kürzer gefasst werden können und trotzdem alles erfasst. Aber ansonsten ließ sich der Abschnitt flüssig lesen und war auch recht spannend.

    Ob Franziskus der letzte Papst ist glaube ich nicht. Ich vermute eher, dass die Liste nicht vollständig ist und somit die Folgepäpste fehlen. Vielleicht ist der Prophet nicht fertig geworden?
    Über die Enthüllungen um Papst Johannes Paul II. bin ich etwas erstaunt. Da er für mich der bisher längste Papst war. Ihn gab es bereits vor meiner Geburt und bis 2005. Vermutlich liegt es aber daran, dass ich mich im allgemeinen eher weniger für die Päpste und die Machenschaften der Kirche interessiere und diese lieber über solche Romane aufsauge.

    Ich bin auf jeden Fall für die Abschaffung des Zölibats. Jeder Mensch (egal ob gläubig oder nicht) hat Bedürfnisse. Um dem Missbrauch vorzubeugen, wäre die Abschaffung wünschenswert. Wie Katrin schon geschrieben hat, wie soll einer im Zölibat etwas über die Ehe wissen?

    Ich möchte auf jeden Fall in der nächsten Zeit auch die restlichen Bücher noch lesen und wissen wie es mit Tomás anfing. Auch bin ich auf die Folgebände gespannt.

    Vielen Dank für die tolle Leserunde und meine Rezension folgt in den nächsten Tagen. Bin allerdings auch etwas vermundert, dass es nur so wenige Kommentare im letzten Abschnitt gibt. Bin ja nun doch schon reichlich spät.

    Genießt noch das sonnige Wetter.

    Liebe Grüße

    Tina von Tina’s Leseecke

    • Martina Suhr

      Huhu Tina, ja, das mit Johannes Paul II. war für mich auch seltsam. Er war der Papst meiner Kindheit und mit ihm habe ich immer nur Gutes verbunden. Scheinbar bekommt man als Kind wohl doch weniger mit, als man denkt 🙂

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