zu Besuch bei: Inka Loreen Minden, Monika Dennerlein und einigen mehr
Inka Loreen Minden oder vielmehr Monika Dennerlein gehört zu den Autoren, mit denen ich zumindest virtuell seit Jahren befreundet bin. Das virtuelle Kennen ist in diesem Fall etwas irritierend, weil wir in derselben Stadt wohnen und wirklich schon oft geplant haben, uns mal auf einen Autorenratsch zu treffen. Doch irgendwie … waren die Musen bislang dagegen. Umso mehr freut mich, dass es jetzt endlich geklappt hat. Zumal ich Monika sehr dafür bewundere, wie sie mit ihren multiplen Autorenpersönlichkeiten jongliert. Die Vielzahl ihrer Pseudonyme ist jedenfalls beeindruckend und wenn ich irgendwann mal ein Special über Pseudonyme mache, ist Monika definitiv mein favorisierter Interviewpartner – oder eben Inka Loreen Minden oder Lucy Palmer, Loreen Ravenscroft, Mona Hanke und Monica Davis.
Also hallo erstmal alle miteinander…
Zu Besuch bei Inka Loreen Minden – einer Autorin aus und für Leidenschaft
Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?
Das fragen mich immer alle…
Wir beginnen zum Warmup immer ganz bewusst mit vertrauten Fragen, wobei die Antworten doch immer erstaunlich verschieden ausfallen.
Sie sind einfach immer da, überfallen mich bei Tag und besonders bei Nacht (beim Einschlafen), lauern in jeder Ecke und treiben mich manchmal in den Wahnsinn.
Siehst du … diese extrem aggressive, übergriffige Art von Sprit ist schon eher selten. Viele Autoren finden zwar auch ihre Ideen überall und speziell in Ecken, aber da eher sitzend und winkend – und vielleicht auch arm schauend, damit man sich ihrer annimmt – aber diese Ideen-Guerilla scheint sich eher selektiv auf dich einzuschießen.
Oft habe ich so viele Ideen, dass ich mittlerweile einen ganzen Ordner mit Notizen habe, denn wenn ich sie nicht auslagere, werde ich vielleicht eines Tages tatsächlich verrückt ?
Ich schreibe ja überwiegend Fantasy / Sci-Fi (mit der realen Welt kann ich leider nicht so viel anfangen) und da ist es schwer, mal auf einen Gargoyle, Vampir, Engel oder Dämon zu treffen, mit dem man sich mal austauschen könnte. Alles sehr scheue Wesen 🙂
Einspruch! Was glaubst du denn, wer es ist, der diese Ideen aufscheucht und auf dich hetzt? Schattenwesen sind nach meiner Erfahrung weniger scheu als diskret.
Trotzdem habe ich das Gefühl, sie alle zu kennen, ihre Wünsche, Sehnsüchte und düsteren Gedanken und ihre Welten bereist zu haben.
Siehste!
Okay, ich bin doch ein bisschen verrückt …
Dazu möchte ich mich erst zum Schluss äußern. Jedenfalls bist du gesprächig, denn auf diese oft gehörte und genauso oft gestellte Standardfrage hat bei weit über 50 bisher geführten Interviews noch niemand so ausführlich geantwortet. Wie viel Zeit haben wir für dieses Gespräch veranschlagt???
Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?
Dann würde ich lektorieren oder etwas anderes machen, das mit Büchern zu tun hat. Und falls das nicht ausreichen würde, meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, würde ich wieder als Zahntechnikerin arbeiten. Ich bin da recht flexibel.
Das du bei dem Beruf nicht Horrorgeschichten schreibst …. Brrrr. Hab ich erwähnt, dass ich dentaphob bin?
Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?
Noch nie habe ich daran gedacht, mit dem Schreiben aufzuhören, denn das brauche ich wie Luft zum Atmen. Ich schreibe, seit ich es gelernt habe.
Das überrascht mich jetzt, denn über die Jahre hatten wir doch schon einige dunkle „ich mag nicht mehr“-Momente miteinander geteilt. Gerade so in Zeiten besonders aktiver Buchpiraten.
Aber ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, meine Texte nicht mehr zu veröffentlichen.
Okay, so herum wird ein Schuh daraus…
Es tut einfach weh, macht traurig und wütend, wenn die Arbeit / Idee eines Autors gestohlen / nicht gewürdigt wird oder jemand nicht bereit ist, dafür zu bezahlen, obwohl er meine Bücher unbedingt lesen will. Leute, sie kosten meist weniger als ein Becher Kaffee, doch ihr habt stundenlang was davon
Das kann man nicht oft genug betonen. Wenn wir dazu mal was schreiben, lade ich dich auf alle Fälle auch ein.
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Ich weiß nicht, ob es da einen besonders emotionalen Moment gab, denn ich stecke beim Schreiben so tief in meinen Figuren, dass ich grundsätzlich heule, wenn sie es tun, oder seufze, schmunzle, lache … Daher bin ich froh, dass mich meistens niemand sieht, während ich arbeite
Was uns wieder zur Verrücktheit führt …
Ich bin eben ein sehr sensibler, empathischer und emotionaler Mensch.
Oder so.
Ich kann auch im echten Leben immer fühlen, wie es meinem Gegenüber geht, und dann heulen wir schon mal gemeinsam. Ist mir auch nicht peinlich, weil dann müsste es mir ja auch peinlich sein, zu lachen. Ich stehe zu meinen Gefühlen und kann sie auch nicht verbergen. Wenn es mir nicht gut geht, merkt das jeder, und wenn ich einen Clown gefrühstückt habe, müssen meine Mitmenschen meine Verrücktheiten ertragen.
Oder dich einsperren – was jetzt bei deinen kannibalistischen Diätgewohnheiten auch unter strafrechtlichen Aspekten vertretbar wäre. Hehehe …
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
In meinen Geschichten stecken eine Menge Allgemeinwissen und vielleicht Erfahrungen aus früheren Leben, wer weiß ? Ansonsten schreibe ich immer aus den Figuren heraus, und die sind alle eigene Persönlichkeiten, vertreten oft nicht im Geringsten meine Wünsche oder Interessen. Sie besuchen mich in meinem Kopf, erzählen mir ihre Geschichte und bringen mich genauso zum Lachen und Weinen, wie nach der Veröffentlichung vielleicht auch meine Leser.
Ein Mensch ist ja nicht nur durch seine Taten, sondern auch durch seine Beobachtungen charakterisiert. Es gibt nicht nur aktiv, sondern auch passiv, von daher denke ich, dass auch die Gegenpole eigener Wünsche, eine aus der eigenen Erfahrung und Erziehung heraus getroffene Wertung „So nicht“, auch Teil des Ganzen sind. Und wenn du das alles spätestens beim Aufschreiben durchlebst, ist das doch irgendwie auch autobiografisch?
Ich bin kein schwuler Mann, trotzdem schreiben mich Männer an und sind fasziniert, wie glaubhaft ich meine Protagonisten rüberbringe.
Gut, ich persönlich glaube da jetzt naiv an die Liebe als allumfassendes Vehikel, dass sich unterm Strich nicht so unterscheidet, zumal eine heterosexuelle Frau ja durchaus auch Erfahrungen mit männlicher Sexualität macht. Halt passiv, beobachtend.
Ich war auch noch nie ein Dämon – vermute ich mal ?
Das ist noch nicht raus.
und auch kein Engel (flöt), trotzdem schreibe ich über sie und ihre Welten.
Okay, jetzt hast du mich. Niemand hat behauptet, dass alles autobiografisch ist.
Meine Fantasie war schon immer grenzenlos, das mussten auch meine Deutschlehrer feststellen ? Und ich bin dem Universum unendlich dankbar, dass ich mit dieser Gabe ausgestattet wurde.
Das ist jetzt vielleicht etwas arg philosophisch, aber egal: Glaubst du wirklich, dass Fantasie eine Gabe ist? Ich stelle sie mir immer als eine Kraft, eine Urgewalt vor, so wie „Leben“ oder auch „Glaube“. Fantasie ist – wie du selbst gerade mit dem wirklich absurden Bild, du könntest ein Engel sein, gezeigt hast – eine Energie, aus der Saat des Gesehenen, Erlebten, Erhofften heraus etwas ganz und gar Neues entsteht, das so zuvor noch nicht da war. Dafür bin ich dankbar – und dafür dass ich zu den Menschen gehöre, die Zugriff auf diese Kraft haben. Oder du, denn die Inka Loreen Minden Bücher lese ich sehr gern.
Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?
Ich freue mich über jedes schöne Feedback 🙂
Wer ist für dich dein idealer Leser?
Ich mag all meine Leser.
Ach komm! Du darfst dir einen wünschen …
Ideal ist natürlich der Leser, dem meine Art zu schreiben und meine Ideen gefallen und mir ein Feedback gibt
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Bei keinem.
Soso…. Das glaube ich dir nicht. Du hast vorhin erst gesagt, deine Protas seien „alle eigene Persönlichkeiten, vertreten oft nicht im Geringsten meine Wünsche oder Interessen“. Dann sagst du, du seist ein sehr, sehr emotionaler Mensch und ich weiß, dass du deine eigene Meinung auch sehr vehement vertrittst. Dass es da nie interne Probleme gab – noch dazu bei so aggressiven Ideenträgern – das kann ich mir nicht vorstellen.
Aber gut.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
Würdest du die Welt gerne zu einem besseren Ort machen wollen?
Da stimme ich dir von Herzen zu und kann dir versichern, dass du einen Beruf hast, der dir genau das ermöglicht. Denn Bücher sind Orte, wo man hinkann, wenn man nicht wegkann und das ist ebenso inspirierend wie tröstlich.
Hier könnt ihr Inka Loreen Minden (bzw. Monika Dennerlein) treffen:
Inka Loreen Minden/Monika Dennerlein auf Facebook.
Homepage von Inka Loreen Minden
Inka Loreen Minden auf Twitter
Lesetipp: „Outcasts – Lost Island“ – eine Dystopie von Monica Davis (ein anderes Pseudonym derselben tollen Autorin)
Eine Insel, 300 Ausgestoßene, unzählige Gefahren …
Die Polkappen sind geschmolzen, der Meeresspiegel angestiegen. Landfläche ist knapp, daher gibt es in den neuen Verwaltungszonen strenge Regeln, um das Überleben zu sichern.
Die siebzehnjährige Kate wohnt in der kleinen Stadt Welltown, errichtet auf einem Berg im ehemaligen England, umgeben von Wasser. Sie fühlt sich sicher in dem diktatorischen System und alles könnte perfekt sein, wäre da nicht ihr Mitschüler Liam, in den sie sich verliebt hat. Doch der junge Mann schlägt sich auf die falsche Seite, und Kate ist gezwungen, ihn auszuliefern.
Nach Liams Verhaftung muss Kate eine harte Prüfung bestehen, um Senatorin werden zu dürfen. Auf der Strafinsel »Lost Island« soll sie herausfinden, wo die Rebellen ihren Unterschlupf haben. Kate traut ihren Augen kaum, als sie dort Liam wiedertrifft. Was wird geschehen, wenn er erfährt, dass sie ihn einst verraten hat?
Skoutz meint: Lost Island ist der erste Band einer vierteiligen Romanreihe, die auf insgesamt gut 1000 Seiten allerfeinste Spannung, Action und Romantik verspricht. In der Tradition von Panem liefert Monica Davis ihre ganz eigene Version einer Gesellschaft, der das Gefühl für Menschlichkeit verloren gegangen ist.
Hinweis:
Der unter dem Pseudonym Inka Loreen Minden veröffentlichte Erotik-Roman „Dunkle Leidenschaft – Shadows of Love“ wurde von Charlotte Taylor für die Midlist Erotik ausgesucht und von den Lesern und der restlichen Jury in die Shortlist gewählt. Das heißt, die Geschichte tritt gegen zwei weitere Konkurrenten im Kampf um den Erotik-Skoutz 2016 an, der im Oktober zur FBM verliehen wird.
Für uns war das Grund genug, das Buch genauer anzuschauen und es hier ausführlich vorzustellen.