Skoutz-Sprachlabor: Das Kreuz mit dem S (und ss- oder ß)
Das eigentlich so freundlich wirkende „S“ erweist sich nicht nur im grenzüberschreitenden Sprachverkehr innerhalb des deutschsprachigen Raums als sehr bockig. Speziell wenn es in Gruppen („ss“ oder gar „sss“) auftritt oder mutiert („ß“).
Grund genug, das „S“ einmal ins Skoutz-Sprachlabor zu zerren und es genauer zu untersuchen. Speziell, wann ss oder ß zu schreiben ist.
Das „ß“
Der Buchstabe ẞ bzw. ß wird als Eszett oder scharfes S bezeichnet, umgangssprachlich gibt es eine Reihe von anderen Bezeichnungen, die regional variieren. Er kommt in der alphabetischen Auflistung nach dem „S“ und – als Sonderschreibweise – auch nach dem Doppel-S („SS“). Das „ß“ ist eine deutsche Besonderheit, die heute nur noch im Deutschen verwendet wird (wobei man es in der Schweiz z.B. generell durch „ss“ ersetzen darf, dann aber nach den gängigen Regeln).
Historisch gesehen geht das ß in der deutschen Sprache auf eine Ligatur (Verbindung) aus (langem) „s“ und „z“ zurück.
Nachdem man viele Jahrhunderte ganz gut ohne großes „ß“ zurechtgekommen ist, weil es nie am Wortanfang stehen kann und von daher nur bei Versalen (durchgängig in Großbuchstaben gehaltene WORTE) von Bedeutung ist, gibt es seit 2017 nunmehr auch ein großes ẞ (das wie ein unten offenes „B“ aussieht). Bis dahin hat man sich entweder mit „SS“ beholfen (Regel) oder in begründeten Fällen (z.B. Eigennamen in amtlichen Dokumenten) „ß“ inmitten von Großbuchstaben verwendet.
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ss oder ß
- das oder dass/daß
Im Bayrischen fällt die Unterscheidung zwischen ss oder ß leicht. Immer dann, wenn man das „das“ mundartlich verfremdet (des, dös, däs oder wie auch immer), bleibt es beim einfachen „s“. Wenn ein Bayer hingegen „das“ sagt, meint er „dass“. Immer. Wer mit seinem Dialekt benachteiligt ist, kann sich hier mit „welches“ behelfen. Wenn das „das“ durch „welches“ zu ersetzen ist, bleibt es beim einfachen „s“. - „ß“ schreibt man nach langen Vokalen
Also wenn man – wir sind schon wieder in Bayern – mit der Mass besser Maß halten sollte.
Darum werden auch gemäß (!) Duden Straßen mit „ß“ und nicht wie die Trassen mit „ss“ geschrieben. Daher ist es auch nur konsequent, wenn man heute „dass“ statt früher „daß“ schreibt. - „ß“ nach zusammengesetzten Vokalen („Diphtongen“)
„eu“, „au“, „ei“, „ie“ gelten , weil sie aus zwei Buchstaben gebildet aber wie einer gesprochen werden, gleichermaßen als lang. Folgerichtig schreibt man (meistens) mit „ß“ weiter: In alten Zeiten ließ man Weiße außen sitzen.
Das gilt nicht, wenn so Doppeldeutigkeiten entstehen und wir uns fragen müssen, ob die Weißen weise waren. Lies das bitte selbst nach. - Wenn in der Grundform ein Konsonant folgt, schreibt man „s“ (auch nach langen Vokalen)
So zum Beispiel bei Faust, Trost, Räuspern, Geist. - Nach einem kurzem Vokal schreibt man dagegen ss.
Auch am Wort- oder Silbenende: Masse, Kongress, Missgunst, missachten
Eine Ausnahme gilt für die Silbe „-nis“ wie z.B. im Zeugnis, wo die Einzahl mit einem einfachen „s“ geschrieben wird und das Doppel-s erst im Plural zum Einsatz kommt: Zeugnisse.
Warum das so ist, ist vermutlich ein Geheimnis. Oder zwei Geheimnisse.
Wie ihr mit diesen Regeln am besten umgeht, und was es sonst noch an Rechtschreibregeln gibt, könnt ihr hier nachlesen.
Hinweis: Auch wenn wir hier versuchen, die amtlichen Rechtschreibregeln nachvollziehbar darzustellen, sind wir selbst nicht vor Fehlern gefeit.