Skoutz-Classics: Niemalsland – Urban Fantasy von Neil Gaiman
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Niemalsland (Neverwhere) basiert auf der gleichnamigen, ebenfalls von Neil Gaiman entworfenen, Mini-Serie und setzte 1996 mit seinen skurrilen Einfällen im Bereich Urban Fantasy Maßstäbe, die auch nachfolgende Autoren ersichtlich inspirierten.
Man liest häufig, Niemalsland sei ein Märchen für Erwachsene, was uns weniger überzeugt, da unseres Erachtens typisch märchenhafte Elemente fehlen. Eher ist Niemalsland noch in den von Skoutz nicht eigens behandelten Bereich der Funny Fantasy und damit auch als Klassiker des Humors zu führen.
Um was geht’s in Niemalsland?
Trotz eines leichten Nerd-Einschlags ist Richard Mayhew als Broker in London ziemlich erfolgreich und mit seinem Leben sehr zufrieden. Als er auf dem Weg zu einem wichtigen Treffen mit seiner Verlobten, ein verletztes Mädchen findet und mit zu sich nach Hause nimmt, ändert sich das schlagartig. Door, wie das Mädchen heißt, erholt sich zwar schnell, bittet ihn aber um einen weiteren Gefallen, bevor sie wieder geht. Richard soll einen Freund für sie ausfindig machen, der sie vor den Auftragskillern beschützen kann, die Door überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht haben. Richard willigt ein und ist einigermaßen erleichtert, als Door ihn tatsächlich verlässt. Doch dann stellt sich heraus, dass Door irgendwie Richards Leben mitgenommen hat. Niemand erinnert sich an ihn, seine Kreditkarten sind gesperrt, sein Job ist weg, seine Verlobte verlässt ihn … Richard ist sehr entschlossen, Door zu finden und sich sein Leben zurückzuholen.
Er folgt Door nach Unter-London. Dort haben sich in verlassenen U-Bahnhöfen, Katakomben und Kanälen seltsame Wesen eine Parallelwelt geschaffen, die eigenen Gesetzen folgt. So versucht Richard, zusammen mit Door und verschiedenen Helfern, die Auftraggeber der Killer zu finden, die erst Doors Familie getötet haben. Doch das gestaltet sich unerwartet schwierig und zwingt Richard und Door zu einer irren Reise voll bizarrer Gefahren.
Wie hat uns Niemalsland gefallen?
Wer einen kunstvoll ausgestalteten Plot und straffe Handlungsstränge sucht, wird an dem Buch keine Freude haben. Allen anderen wollen wir es aber empfehlen. Niemalsland ist in der Tradition von Piers Anthony’s Xanth-Serie eine Geschichte voller versteckter Wortspiele, Andeutungen und intelligenter Anspielungen, die sich allerdings nur bedingt ins Deutsche übertragen lassen. Die Wesen Unter-Londons sind so bunt und vielfältig, teils so überzogen gezeichnet, dass man sich beim Umblättern schon auf die nächste Begegnung freut. Und das, obwohl sie häufig dunkel, düster und bedrohlich sind. Die Wendungen, die Richards Story auf ihrem Weg durch Unter-London beschreibt, sind überraschend, verrückt, genial und spielen ironisch mit gängigen Verschwörungstheorien.
Da Fantasy darin besteht, mit dem Phantastischen zu spielen und atmosphärisch so darzurstellen, dass der Leser daran glaubt, gehört für uns Niemalsland zu den Klassikern seines Genres. Ein Buch, dass Humor in die Urban Fantasy gebracht hat. Wie auf unter 400 Seiten eine so bunte, so komplexe Welt voller höchst lebendig gezeichneter Figuren entstehen konnte, muss uns Neil Gaman vielleicht nochmal erklären, sollten wir ihn einmal interviewen dürfen.
Wem verdanken wir Niemalsland?
Neil Gaiman wurde 1960 in England geboren und studierte zunächst einmal Journalismus. Sein erstes Buch veröffentlichte er über Douglas Adams, den Autor von „Per Anhalter durch die Galaxis“. Mit seiner Comic-Reihe „Sandman“ über Morpheus, den Herrscher des Traumreichs, wurde er zunächst als Comic-Autor international bekannt.
1992 wanderte er in die USA aus und widmete sich nun Romanen und Erzählungen. Seinen ersten Roman „Good Omens“ über die bevorstehende Apokalypse schrieb er zusammen mit seinem Freund Terry Pratchett. Weitere Bücher und eben auch Niemalsland folgten. Zudem gibt es von Neil Gaiman auch verschiedene Kinderbücher.
Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem renommierten Nebula Award oder dem Deutschen Phantastik Preis für seine fantastischen Werke. Dazu erhielt er mehrere Auszeichnungen für seine Kinderbücher.
Zusammen mit seiner Frau, der Musikerin Amanda Palmer, und seinen Kindern lebt Neil Gaiman heute bei Minneapolis.
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