Kays Gedanken zu Weihnachten – Weihnachtsbrief 2017

 

Liebe Skoutze,

ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende, in dem sehr, sehr viel los war im Skoutz-Nest. Wir haben Höhen und Tiefen überwunden, innere und äußere Schwierigkeiten erfolgreich gemeistert, viel gelernt und hoffentlich viel weitergegeben. Ich bin müde nach diesem Jahr, in dem ich persönlich eine Tour vom Mariannengraben bis zum Mount Everst und wieder zurück hinter mich gebracht habe. Daher freue ich mich wie selten zuvor auf ein paar erholsame Tage zwischen den Tagen, die ich entweder im Sattel vom Mandelross oder unter einer Decke mit einer Kanne Kaffee und meinem SUB verbringen will.

Frohe Festtage

Es ist schon seltsam, dass ich zögere, wie ich die Überschrift fassen soll, um nicht eine Religionsfreiheitsdebatte anzustrengen, oder mit einem falschen Verweis auf den Weihnachtsmann oder das Christkind eine meist mit mehr Emotion als Sachkenntnis ausgetragene Debatte über Gender-Gerechtigkeit, Konsumpropaganda oder Kinderarbeit auszulösen. Das alles sind wir, das ist nicht Weihnachten.
Das eigentlich Spezielle an dem im Kern unreligiösen Weihnachten ist es doch, dass – ganz unabhängig von dem Konsumterror, den viele daraus machen – es das eine Fest im Jahr ist, wo jeder mal gehalten ist, nicht an sich, sondern an andere zu denken. Darum geht es, nicht um Kosten für Geschenke, nicht darum, ob mit dem Nikolaus (so früher bei den Katholen), dem Christkind (das eine evangelische Erfindung ist), dem Weihnachtsmann (der ungeachtet des Dresscodes fatale Ähnlichkeit mit dem russischen Väterchen Frost hat) oder den heiligen 3 Königen (wie in Spanien) gefeiert wird.
Es geht um die anderen, nicht um uns.
Darum überreicht man sich auch nicht selbst die Geschenke, sondern bemüht eine abstrakte Figur. Sie soll eigentlich verhindern, dass Schenken zum Tauschgeschäft verkommt. Es geht nicht um Sympathiepunkte, die man wie bei Payback sammeln und ggf. einlösen kann, sondern darum, in sich zu gehen und zu überlegen, wie man einem anderen (oder vielen) etwas Gutes tun kann. Wie man ein Lächeln auf ein Gesicht und Licht in eine dunkle Zeit bringen kann. Dass man sich daran erinnert, dass Freude machen Freude macht.

Weihnachten

Weihnachten ist Hoffnung und das Hohe Lied an die Fantasie, an das Geschichten erzählen. Wir wünschen uns weiße Weihnachten, mit alpiner Gebirgsdorfromantik und einem Stall mit Ochs und Esel und Hirten, die sich mit ihren Schafen durch den Schnee zur Krippe kämpfen. Erstaunlich, dass sich niemand wundert, warum man mit einer hochschwangeren Frau loszieht. Oder sich nicht beizeiten um eine Herberge kümmert. Oder wo der Schnee um Betlehem herum herkommt, weshalb die Hirten bei Schnee auf dem Feld lagern und mit ihren Schafen losziehen, um ein Baby zu betrachten …
Das alles wissen wir, aber wir glauben trotzdem lieber etwas anderes. Sofort nach erfolgter Korrektur poppt dieses Bild wieder hoch, weil es zu dem passt, was in unserem Herzen wohnt. Die Sehnsucht nach Licht, Wärme, Gemeinschaft, einem friedlichen Miteinander.
Daran wollen wir glauben und darum haben wir im Großen und Ganzen Weihnachten nicht abgeschafft. Darum tun wir uns den Stress an – murrend und knurrend – und quälen uns durch die überfüllten Innenstädte, backen, putzen, dekorieren … Selbst diejenigen, die es boykottieren, tun das nicht der Idee wegen, sondern wegen der Ausgestaltung.
Weihnachten braucht Fantasie und Optimismus. Es ist in die Zukunft gerichtet, dieses „alles wird gut“. Die Tage werden wieder länger, der Winter geht vorüber, wir helfen einander, wir sind nicht allein … Das ist die Botschaft, auch wenn sie zwischen den Zeilen steht und die tragen wir tief in uns verankert spazieren. Das lässt uns Weihnachten spüren und darum sind wir dann an Heilig Abend ganz kurz wenigstens wieder Kind und glauben.
Weihnachten ist für mich eine Geschichte, die uns viel über das Menschsein lehrt, und zeigt, worauf es eigentlich ankommt. Und es beweist eindrucksvoll, wozu eine mächtige Geschichte fähig ist. Das ist einer der Gründe, warum mich Bücher – also stofflich gewordene Geschichten – seit ich Denken kann, so faszinieren.
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Lesen ist …

Ich kann gar nicht sagen, warum ich lese, weil es mir so selbstverständlich wie das Atmen ist. Tatsächlich bedarf es dafür keines Grundes, sondern – so wie beim Atmen auch – eher einer Erklärung, warum ich mal nicht lese. Das ist dann zumeist ein Zeichen erheblicher Fehlentwicklungen in meinem Leben.
Tatsächlich sind Bücher ein wunderbares Mittel, um über Zeit und Raum und Standesschranken hinweg mit anderen zu kommunizieren, fremde Seelen zu berühren oder sich berühren zu lassen. Geschichten sind das, was uns zu Menschen macht, weil wir mit ihnen nicht nur unsere Gedanken, sondern eben auch unsere Gefühle klären, ordnen und verstehen können, weil sie in uns schwingen und wirken und Echos werfen. Bücher sind nicht nur Orte, wo man hinkann, wenn man nicht wegkann – sie sind das einfachste, friedlichste und effizienteste Mittel, um die Welt zu verändern.

… skoutzig

Weil ich daran glaube, widme ich so ziemlich alles, was ich irgendwie erübrigen kann, dem Projekt Skoutz. Darum bin ich sehr, sehr froh, dass ich Mitstreiter gefunden habe, die auch dann, wenn es gelegentlich schwierig ist, wenn die Welt gemein, das Geld zu knapp und die Nerven nicht nur blank, sondern wundgescheuert sind, auch skoutzig sind und mit- und immer weitermachen.

So versuchen wir mit sehr, sehr beschränkten (nämlich unseren privaten) Mitteln Autoren eine Plattform zu geben, auf der sie frei ihre Geschichten präsentieren dürfen. Darum präsentieren wir gerne Blogs, die der Liebe zu Geschichten eine Heimat bieten. Sprechen mit Buchhändlern, die Emotionen und Erlebnisse und nicht Produkte verkaufen. Besuchen Verlage, die Herzblut in Druckerschwärze gießen und überhaupt alle Gleichgesinnten. Bei Skoutz bedarf es keiner optimierten Key-Words und kreativer Kategorien und übertriebener Gewinnspiele, um wahrgenommen zu werden. Darum bieten wir auf den Messen und den Leserpartys Orte der Begegnung, wo nicht all die Nebensächlichkeiten stören, die uns so leicht den Blick versperren, auf das, worum es doch eigentlich geht: die Geschichte selbst und die Liebe zu den Geschichten, die uns zu Buchmenschen macht.

Dankeschön!

Ich danke allen Menschen, die mich im vergangenen Jahr begleitet, tätig oder durch Zuspruch oder auch nur ihren Glauben an die Sache unterstützt haben. So etwa Martina und Andrea für ihre Mühen rund ums Magazin, Freydis für ihren unvergleichlichen Messedienst, Lisa für die kreativen Einfälle, Janika für die Bereitschaft, sich um die Events und den Kalender zu kümmern, Sabine für ihre Arbeit am Qlu, Madeline, Herbert und Peter für all den endlosen Orgakram, Emily für die hochwillkommene Verstärkung bei den Buchbewertungen, Grundel für ihre Verlagsarbeit, allen Autoren, Bloggern, Lesern, Verlegern, Lektoren, Übersetzern, Coverdesignern, Juroren, Unterstützern. Und auch den Hatern, die uns zwingen einfach stetig besser zu werden. Bitte unterstützt uns weiterhin auf diesem Weg, seid aktiv und nehmt teil, wir freuen uns über jedes Wort, jede Hand, jeden Daumen.

Ich wünsche euch ein frohes Fest, ein braves Christkind, lesereiche Tage, einen guten Rutsch in ein wundervolles, geschichtenreiches, spannendes und bewegtes 2018, das wir von Skoutz in seiner ganzen Fülle mit euch teilen wollen.

Eure Kay

 

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