Skoutz-Buchregal #38 – Friedliche Weihnachten
Heute ist so ein Tag, an dem uns die Zusammenstellung unseres Reports aus dem Skoutz-Regal ziemlich schwer gefallen ist. #Berlin steckt auch uns Skoutzen in den Knochen und so gerne wir schöne Geschichten erzählen wollen und von unserer Leidenschaft für Bücher schreiben, so falsch scheint das manchmal zu sein. Was empfiehlt man an einem Tag, der wieder einmal zeigt, das Ängste das individuell Schlechteste aus jedem Menschen herausholen. Ängste machen den Verzagten verzagter, den Zornigen zorniger, den Feigen feiger und den Dummen noch dümmer.
Bücher, das wurde uns heute in der Redaktion bewusst, sind Zeitzeugen. In einer Bibliothek sprechen die Toten, erinnern an das, was war und erlauben uns, von fremden Erfahrungen zu lernen. Bücher sind Zeitmaschinen, nicht nur bei Sachbüchern und Augenzeugenberichten, sondern auch weil Menschen aus anderen Epochen das tun, was wir heute nicht anders halten. Sie versuchen, ihrem Herzen Luft zu verschaffen, indem sie sich ihre Ängste von der Seele schreiben, indem sie das Erlebte in Geschichten verarbeiten, die eindringlicher als ein Tatsachenbericht vermitteln, was zwischen den Fakten, den Zeilen, den druckerschwarzen Buchstaben steht. Es sind Gefühle, die uns berühren, die in uns ein Echo werfen und durch die wir einander verbunden fühlen.
Wir haben daher heute für das Skoutz-Buchregal #38 unsere Skoutze gefragt, welche Bücher sie spontan in die Hand nehmen möchten, wenn die Welt wieder einmal gemein ist und der Hass die Dummheit durch die Straßen jagt. Herausgekommen ist eine sehr ungewöhnliche Mischung, die vor allem eines zeigt:
Bücher verbinden Menschen. Sie schlagen Brücken über Zeit und Raum und sie erreichen uns von Herz zu Herz.
Euch allen eine schöne Woche und ein besinnliches, ein friedvolles und ruhiges Fest. Weihnachten findet in den Herzen und nicht im Geldbeutel statt.
Wir melden uns zwischen den Feiertagen.
Lesetipps aus dem Skoutz-Buchregal #38
Wir haben ins Skoutz-Buchregal #38 eine ungewöhnliche Mischung gestellt. Einen Klassiker von einem der ganz großen deutschen Schriftsteller, der sich bei dieser Geschichte sehr ähnlich wie wir heute gefühlt haben dürfte. Sehr passend die Geschichte vom Kampf gegen die Dunkelheit schlechthin. Von einem Kind, das in Tagen heranwächst, die den unseren nicht so unähnlich waren. Einen erschütternden Bericht über einen Menschen, der am Krieg zerbricht und der wunderbaren Geschichte über die Kraft der Gemeinschaft und die Freude daran, Freude zu teilen.
Die Welt von gestern Erinnerungen eines Europäers – Klassiker von Stefan Zweig
Die Welt von Gestern das war aus Sicht Stefan Zweigs die bürgerliche Welt im habsburgischen Österreich, die in zwei Weltkriegen unterging. Zweig schildert das alte Wien, das Leben seiner Generation und seine eigene Biografie. Im südamerikanischen Exil, in dem er 1939-41 dieses sehr persönliche Buch niederschrieb, erreichten ihn die Schreckensmeldungen aus Hitlers Drittem Reich. Die ‚Welt von Gestern‘ war unwiederbringlich verloren, doch in diesem bewegenden Buch wurde sie für die Nachwelt aufgehoben.
»Viel mußte sich ereignen, unendlich viel mehr, als sonst einer einzelnen Generation an Geschehnissen, Katastrophen und Prüfungen zugeteilt ist, ehe ich den Mut fand, ein Buch zu beginnen, das mein Ich zur Hauptperson hat.«
Es ist eine »Welt von Gestern«, die Stefan Zweig heraufbeschwört: das Wien der 1920er Jahre, das »goldene Zeitalter der Sicherheit«, das von einer Stimmung des Aufbruchs und der kulturellen Freiheit beflügelt war. Diese Zeit endete, als sich in den 1930er Jahren die Schatten des Faschismus über Europa legten. Zweig ging ins Exil, doch seine Erinnerung an die »Welt von Gestern« blieb.
Lesetipp von Skoutz-Autoren Alex Thomas: Uns hat Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“ nachhaltig beeindruckt. In so vielen Punkten ist es einmal mehr brandaktuell. Dann haben wir noch ein Sachbuch. Jared Diamond: „Kollaps – Warum Gesellschaften überleben oder untergehen.“
Es steckt viel Wissen und Weisheit in diesen Texten.
Der Herr der Ringe – Epochale Fantasy von J.R.R. Tolkien
»Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.« Vor unvordenklichen Zeiten wurden die Ringe der Macht von den Elben geschaffen und Sauron, der Dunkle Herrscher, schmiedete heimlich den Einen Ring und füllte ihn mit seiner Macht, auf dass er über alle anderen gebieten konnte. Aber der Eine Ring wurde ihm genommen und so sehr er ihn auch in ganz Mittelerde suchte, er blieb dennoch für ihn verloren. Viele Zeitalter später fällt der Ring in die Hände des Hobbits Bilbo Beutlin … und so beginnt das größte und gefährlichste Abenteuer der Fantasyliteratur. Ein ganz und gar zeitloser Kampf gegen das Dunkle, mit dessen Beschreibung sich Tolkien seine Eindrücke aus den Kriegs- und Krisenjahren des zweiten Weltkriegs von der Seele schrieb.
Lesetipp von Skoutz-Autorin Bettina Sprenzel Ganz spontan fällt mir nur der Kampf Gut gegen Böse ein: Herr der Ringe! Aber irgendwie bin ich heute richtig „leer“ und mache meine Aufgaben mehr automatisch als überlegt.
„Schlachthaus 5“ – Antikriegsroman von Kurt Vonnegut
«EIN BUCH GEGEN DIE UNMENSCHLICHKEIT.» DIE WELT
Kurt Vonnegut hat als amerikanischer Kriegsgefangener die Luftangriffe auf Dresden im Keller eines Schlachthauses überlebt. Sein Buch über diese Erfahrungen ist einer der wichtigsten Antikriegsromane der Weltliteratur. Vonnegut beschreibt weniger die Zerstörung der Stadt als die eines Menschen. Billy Pilgrim driftet, aus der Zeit gefallen, durch die Episoden seiner eigenen Biographie – als Einzelner hilflos gegenüber den unfassbaren Schrecken und dem Grauen des Krieges.
«Kurt Vonnegut ist George Orwell, Dr. Caligari und Flash Gordon in einer Person.» time
Lesetipp von Skoutz-Autor Per Sander – „Slaughterhouse Five“ von Kurt Vonnegut ein unglaublich humorvolles Buch, das mit beeindruckend wenig Text (unter anderem) eine der schlimmsten Epochen der Weltgeschichte behandelt (WW2 aus Sicht eines amerikanischen Soldaten während der Zerstörung Dresdens), sondern auch riesige Themen wie Fatalismus vs. Selbstbestimmung, den allgemeinen Umgang mit teilweise traumatischen Lebensereignissen und sogar die grundsätzlichen Funktionsmechanismen von Zeit, ohne auch nur eine Sekunde lang zu nerven. Trocken, lustig, weise. „All this happened, more or less.“
Lauf, Lilly, Lauf! – Jugendroman aus der Zeit des zweiten Weltkriegs von Helga Hegewisch
„Ein wunderbares Buch über das Erwachsenwerden in schwieriger Zeit.“ (Focus)
Plötzlich sind die Flugzeuge über ihnen, offenbar hat niemand sie kommen sehen. Es knallt und kracht. Ruckartig kommt der Wagen zum Stehen. Die Insassen springen heraus. „Lauf, Lilly, lauf, so schnell du kannst!“ Und das tut sie. Kein einziges Mal dreht sie sich um. Sie rennt und rennt, quer durch den Wald, sie denkt nichts, sie weiß nicht einmal, dass sie rennt, sie ist wie ein Fahrzeug ohne Fahrer, immer gerade aus, immer weiter…
Krieg und trügerischer Friede, Jahre des Erwachsenwerdens in Zeiten politischer Umorientierung, das Niemandsland zwischen Naivität und Wissen, erste Liebe, Vertrauen und Verrat – und am Ende ein neuer Anfang.
Tipp von Sandra Bönninger: Das Buch beschreibt das Heranwachsen eines Mädchens und später die Probleme eines Teenagers im zweiten Weltkrieg. Die erste Liebe, Schulstress und kleine Familiendramen zwischen Trümmern, Besatzung und Flucht. Ist schon länger her dass ich das Buch gelesen habe – aber dafür mehrmals!
Das Buch zeigt dass auch nach den schlimmsten Situationen wieder gute Dinge passieren die das Leben lebenswert machen. (Fortsetzung: „Lilly und Engelchen“)
Die Geschenke meiner Mutter – Autobiografisch gefärbter Romanvon Cecillie Egern
Über eine Tochter über die Vergänglichkeit, die Kraft der Familie und die Liebe zu ihrer Mutter.
Schon lange fürchtete Cecilie sich vor diesem Tag: ihre an Alzheimer erkrankte Mutter kommt nicht mehr allein zurecht und muss ins Pflegeheim. Beim Ausräumen des Elternhauses findet die Tochter in einer Schublade ein Bündel Zettel, auf denen die Mutter über vierzig Jahre gewissenhaft alle Weihnachtsgeschenke notiert hat, die in der Familie ausgetauscht wurden. An diese umsichtig ausgewählten Gaben sind Cecilies Erinnerungen an geliebte Menschen geknüpft, deren Leben aus der Vergangenheit auftauchen – und so erzählt der Roman die wechselvolle Geschichte einer bürgerlichen Familie über ein Jahrhundert.
Tipp von Nicole Berger: Ein selten schönes, Trost spendendes Buch über die Vergänglichkeit, über die Liebe einer Tochter zu ihrer Mutter, die Kraft der Familie und über die Freude, die Schenken bereitet.
Liebe Skoutze, wenn euch dieser Report aus dem Skoutz-Buchregal #38 gefallen hat, dann kommt in unsere Facebook-Gruppe, wenn ihr mit uns über Bücher sprechen wollt, über ihre Geschichten und die Menschen, die hinter ihnen stehen, über das, was sie uns bedeuten und das, was wir aus ihnen lernen können. Wir möchten eine Gemeinschaft sein, die verbindet.
In diesem Sinne ein schönes Fest und nicht vergessen …
Bleibt skoutzig!