Zu Besuch bei Mathilda Grace
Heute bin ich unterwegs um eine Autorin das erste Mal persönlich zu treffen. Mathilda Grace steht in diesem Jahr mit ihrem Titel „Im Herzen des Sternenlichts“ auf der Midlist Science Fiction von Janna Ruth. Die Geschichte ist wunderschön geschrieben und hat einen ganz tollen Ansatz für den ersten Kontakt. Auch der Skoutz-Kauz freut sich schon auf unser Gespräch und mahnt mich mal wieder zur Eile an.
Zu Besuch bei Mathilda Grace, die lieber immer alles anpackt, statt liegenzulassen
Hallo, liebe Mathilda, schön, dass wir dich heute persönlich treffen dürfen. Wir freuen uns schon sehr auf unser Gespräch und sind total gespannt, was du uns alles erzählen kannst. Unser Skoutz-Kauz ist notorisch neugierig und schaut sich gerade schon bei dir um …
Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?
Ich empfange euch bei köstlichem Früchtetee (für Nicht-Teefans kann ich noch Cappuccino anbieten) und selbst gebackenem Käsekuchen auf meinem Balkon, der meine kleine Seelenoase ist, und den ich mir mit vier Katzen und 10 Bienenhotels teile, denn ich liebe die kleinen, flauschigen Tierchen und gönne ihnen jedes Frühjahr eine frische Blumenvielfalt, die ich selbst in den Blumenkästen aussäe oder bereits seit Jahren (wie mein Indisches Blumenrohr) hege und pflege.
WOW, schön hast du es hier. Ich mag sehr gerne einen Früchtetee und Kuchen, ja der geht ja immer! Ich finde deine Blumen und die Bienenhotels wirklich schön. Ein toller Ort, wo es einem sicher gut geht. Schau mal, der Skoutz -Kauz und deine Katzen verstehen sich sehr gut 😀
Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?
Ich lebe nach dem Motto: »Nicht jammern, sondern machen.«
Sehr gut und heute so selten! Bei uns im Rheinland würde das heißen Nit quake, make … Wie kamst du zu der Erkenntnis?
Das liegt einer Corona-Erkrankung zugrunde, in deren Verlauf ich mein Leben gründlich auf den Kopf gestellt und vor allem einige festgefahrene Verhaltensweisen hinterfragt und geändert habe.
Oh je, das war sicherlich keine einfache Zeit für dich.
Mittlerweile bin ich wieder gesund, habe mein Leben umgekrempelt und das wirkt sich auch auf mein Schreiben aus, denn ich bin heute viel zielgerichteter und organisierter als früher.
Wenn es dazu geführt hat, dann hat es auch etwas Ggutes, denke ich mir. Und während die Krankheit überstanden ist, bleiben die positiven Effekte ja länger. Wie darf ich mir zielgerichtet und organisiert bei dir vorstellen?
Das ist für mich als Vollzeitautorin natürlich sehr praktisch, denn heute schreibe ich ein Buch innerhalb 1 Monats und kann so meine Veröffentlichungen viel besser planen und zeitlich in Ruhe vorarbeiten. Und ich habe nebenbei noch genug Zeit für mein Privatleben, das ist mir sehr wichtig.
Ja, man sollte sich immer Zeit für sich und sein Privatleben nehmen. Wichtig, sehr wichtig! Ich stelle mir vor, dass das gerade bei Jobs, die man zuhause ausübt, sehr schwierig ist. Man ist ja irgendwie immer auf Arbeit dann, wenn man sie nicht diszipliniert wegschiebt.
Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?
Faulheit.
Ach, das überrascht mich jetzt nicht – 1 Buch im Monat, wow! Aber Faulheit ist ein weites Feld. Welche Spielart meinst du konkret?
Damit meine ich nicht, dass man sich keinen faulen Abend oder Freizeit gönnen darf. Im Gegenteil. Beides ist wichtig für die Gesundheit. Für mich ist Faulheit, ständig Ausreden für etwas zu finden, im Leben nicht vorwärtszukommen, weil man den sprichwörtlichen Hintern nicht hochbekommt oder hofft, dass andere die nötige Arbeit für einen erledigen.
Also eher diese Lebens- und weniger die Situationsfaulheit. „Dieses MAN müsste mal, wobei MAN Mich Ausgenommen Natürlich heißt, das nervt mich auch. Ebenso, dass heute oft der Eindruck entsteht, es würde reichen, laut seine Wünsche herauszuschreien.
So etwas kann ich absolut nicht leiden. Wer etwas erreichen will, der muss nun mal etwas dafür tun, anders geht es auf Dauer nicht.
Das sehe ich ganz genauso! Niemand bekommt wirklich was geschenkt. Selbst Klischees … was mich zur nächsten Frage bringt.
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Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?
Darüber habe ich mir nie viele Gedanken gemacht. Klischees sind immer und überall da und wahrscheinlich treffen auf mich auch einige zu, aber mich kümmert das nicht weiter.
Dann lass uns doch mal gemeinsam überlegen …
Ich leben mein Leben, mache mein Ding, aber vor allem – ich lasse mir in meine Entscheidungen nicht reinreden, weder in die, die mein Privatleben betreffen, noch in die, die meine Schreiberei angehen.
Das kann jetzt entweder fokussiert und zielstrebig sein, aber auch etwas störrisch und beratungsresistent? Was ist es bei dir?
Ich wäre nicht da, wo ich heute bin, hätte ich auf die unzähligen Mahnungen und Warnungen gehört, die man mir in meiner Anfangszeit ständig mit auf den Weg geben wollte, weil, das wird ja eh nichts mit den Büchern. Doch, wurde es, und darauf bin ich stolz.
Das kannst du auch sein! Wenn man weiß, was man will, dann sollte man auch auf sein Herz hören. Bleiben wir bei deiner Schreiberei!
In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?
Ich habe zwei Pseudonyme, einmal für das Gay-Genre und einmal für Hetero-Geschichten. Darunter bediene ich alle Genres, die mir zusagen, das geht von Romance über Fantasy bis hin zu Thriller, Sci-Fi oder psychologischen Dramen.
Ui, toll, wie viele Genre du bedienst. Das wusste ich gar nicht. Noch dazu alles Genre, die ich gerne lese. Woher kommt diese ungewöhnliche Vielfalt?
Ich will mich diesbezüglich nicht festlegen, weil ich es langweilig finde, immer dasselbe zu schreiben. Das funktioniert seit nun mehr 11 Jahren ganz wunderbar und ich hoffe, es wird auch weiterhin so super funktionieren.
Wenn du so facettenreich bist, ist das doch eine perfekte Voraussetzung. Gerade, weil sich ja auch Lesegewohnheiten immer wieder mal ein bisschen ändern.
Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?
Von meiner Korrekturfee. Sie ist die einzige Person, die meine Bücher vor der Veröffentlichung zu sehen bekommt und wenn sie etwas kritisiert, lese ich mir genau durch, was sie anzumerken hat.
Und diesen Rat nimmst du dann an?
Ich kenne sie seit vielen Jahren und ihr Rat, sowohl fachlich als auch im Privaten, ist mir sehr wichtig.
Kommen wir zum Lesen, das gehört ja auch zum Schreiben dazu …
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Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?
Der Satz passt in meinen Augen perfekt, denn es gibt nichts Schöneres, als einen blühenden Garten in Form von unterschiedlichsten Geschichten, die darauf warten, gelesen zu werden.
Du sagst es! Das habe ich aber auch mit einem Blick auf deinen Balkon schon vermutet.
Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?
Das Buch selbst kann ich nicht mehr benennen, aber ich weiß noch, dass ich mal mit Nora Roberts‘ Romanzen anfing und das hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter gesteigert.
Ah, OK. Nora Roberts habe ich früher auch viel gelesen. Sie hat auch so einen vereinnahmenden Stil, der einen zum Immerweiterlesen bringt. Und wie ging es weiter?
Mittlerweile habe ich das Genre gewechselt und lese privat lieber Thriller (das Duo Preston & Child ist dabei mein Favorit), aber zwischendurch landen auch immer wieder Geschichten meiner anderen Lieblingsautoren in meinem Regal bzw. auf meinem Reader – z.B. TJ Klune, Nalini Singh, Nora Phoenix, Simon Beckett, Chris Carter oder Adam Nevill, um nur ein paar zu nennen.
Ui, tolle Auswahl. Ich mag auch gerne Thriller lesen und kenne die natürlich alle.
Wie sortierst du deine Buch-Regale?
Da bin ich völlig langweilig und sortiere vor allem nach Autoren (bei Reihen) und nach gelesen oder ungelesen. Ich habe derzeit an die 60 ungelesene Prints im Regal stehen, die ich unbedingt noch lesen will, doch irgendwie hat der Tag nie genug Stunden.
Haha, genau. Mir fehlt auch oft die Zeit um alles zu Lesen was ich noch ungelesen hier in den Regalen habe. Aber mir fehlt leider auch die Zeit, meine Regale mal ordentlich zu sortieren. Wir sollten uns einen Zeitumkehrer besorgen. Fürs Lesen, fürs Schreiben und auch fürs Regal sortieren.
Kommen wir noch zu ein paar zeitfressenden Themen, die aktuell die Gemüter erhitzen…
Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?
Ich halte nicht viel davon, muss ich gestehen. Die ganzen Diskussionen werden momentan so aufgeheizt und teils übertrieben geführt, dass ich mich davon fernhalte.
Verständlich! Aber irgendwie berührt es einen ja doch, ob nun frontal, von der Seite oder eben auch in Ausweichbestrebungen.
Meine Zeit gehört meinen Büchern und die schreibe ich weiterhin so, wie ich das für richtig halte. Und wenn in einer Geschichte ein Charakter ein Rassist oder homophob ist, dann wird er sich auch so ausdrücken, denn ich will authentisch schreiben und mich nicht einer laut schreienden Minderheit beugen, die versucht, ihre Argumente mit der Brechstange durchzusetzen.
Das ist auch das falsche Mittel, gerade, wenn wir mehr Toleranz verlangen. Im Moment gibt es (nach meiner Meinung) keine vernünftige Diskussionskultur und keinerlei Bereitschaft, divergierende Meinungen nebeneinander bestehen zu lassen, weniger um Lösungen als um Durchsetzung eigener Ideen. Sehr emotional all das.
Wobei ein Verzicht auf Emotionen auch wieder nix ist, wie man am nächsten Thema sieht:
Chat GPT und andere KI-Apps. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?
Da kann ich nicht mitreden, da ich nichts davon ausprobiert habe und das auch nicht tun werde.
Das muss man ja auch nicht. Aber du lebst ja nicht im Orbit, also gehört hast du sicher davon.
Was ich bisher zu dem Thema mitbekommen habe, geht mehr in die Richtung, dass Chat GPT noch lange nicht dazu in der Lage sein wird, eine vernünftige Geschichte zu verfassen.
Kommt auf die Geschichte an. Kollegen, die es schon getestet haben, Saskia Louis etwa, sehen dem Thema jedenfalls gelassen entgegen. Chat GPT und Co. scheinen jedenfalls im Moment noch keine Konkurrenz zu sein.
Wie sollte er/es auch? Das ist eine Maschine und Gefühle können nur Menschen ansprechend in Worte fassen. Ich sehe mich daher als Autorin nicht von dieser Entwicklung bedroht. Vielleicht sieht das in fünf Jahren anders aus, wer weiß, doch darum kümmere ich mich, wenn es so weit ist.
Genau, man muss sehen, wie sich das entwickelt. Schade, unser Gespräch ist fast vorbei. Ich habe nur noch eine kleine Frage an dich:
Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?
Oh nein, ich mache euch da keinerlei Vorgaben. Überrascht mich einfach. Und bringt mir ein neues Bienenhotel mit. 😉
Sehr gerne, wenn wir im nächsten Jahr wiederkommen, gibt es ein neues Bienenhotel, nicht wahr Skoutzi? Liebe Mathilda, wir möchten uns ganz herzlich bei dir bedanken, für deine Zeit und deine Antworten. Bei dir haben wir uns sehr wohl gefühlt und dein Kuchen war traumhaft, sogar unser Skoutz hat ein wenig genascht. Wir wünschen dir für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg.
Hier gibt es mehr über Mathilda Grace:
Skoutz Lesetipp:
Gefallen in Erfüllung seiner Pflicht. Das dachte Garrett Wilks zumindest, als sein für tot erklärter Verlobter, der Marine Tyler Mason, plötzlich quicklebendig vor seiner Tür steht. Jahrelang hat Garrett um Tyler getrauert. Jahrelang hat er Kade McQueen verflucht, der ihm die Nachricht von Tylers Tod überbrachte und gleichzeitig dessen bester Freund war. Heute haben sich beide Männer ein gemeinsames Leben aufgebaut, das mit Tylers Auftauchen auf den Kopf gestellt wird. Garrett und Kade sind mit der Situation vollkommen überfordert und Tylers auffälliges Verhalten macht ihnen schnell deutlich, dass es mehr brauchen wird als Medikamente und Besuche bei einem Traumatherapeuten, damit Tyler das, was ihm in seiner fünfjährigen Gefangenschaft angetan wurde, überstehen kann.
Skoutz meint: Ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Wenn das Leben weitergeht, weitergegangen ist, als sich die Gelegenheit ergibt, an einem vergangenen Punkt nochmals anzuknüpfen. Doch will man das? Kann man das? Ist man der alten oder der neuen Liebe verpflichtet? Das sind Fragen, auf die es keine universelle Antwort gibt und die allein deshalb spannend sind. Auch, weil Mathilda Grace sie so feinfühlig aufgreift und behutsam einer Lösung – zumindest für ihre Figuren – zuführt. Zugleich aber bietet die Geschichte mit ihrem Rahmen – Krieg und Trauma – einen leider wieder aktueller werdenden Bezug. Sie zeigt, was Krieg mit einem Menschen macht. Und den Menschen, die ihm nahestehen. Damit knüpft sie sehr modern an Themen an, die auch schon große Literatur der Nachkriegszeit beschäftigt hat. Und deren Vergleich braucht sie nicht zu scheuen. (kn)
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