Das Mietshaus – beklemmender Alltagshorror von Oke Gaster
Das Mietshaus – Alltags-Horror von Oke Gaster
Heute stellen wir euch einen der Titel vor, die unsere Jurorin Demetria Cornfield aus über 100 vorgeschlagenen Titeln (Longlist) in die Midlist Horror des Skoutz-Awards 2016 gewählt hat.
Bei das Mietshaus handelt es sich um einen über 500 Seiten starken, im Januar 2016 vom Autor selbst veröffentlichten Horrorthriller über die Abgründe, die sich in den anonymen Gängen eines x-beliebigen Hochhauses abspielen könnten, nach deren Lektüre man sicherlich seine Wohnsituation mit anderen Augen sehen wird.
Um was geht’s in Das Mietshaus?
Dies ist die Geschichte eines ganz gewöhnlichen Mietshauses und seiner Bewohner in einer ganz normalen deutschen Durchschnittsstadt.
Eine Geschichte über Liebe, Hass und Angst in einer wohlerwogenen, mehrgeschossigen Welt von sozialer Isolation.
Eine Geschichte, die von Gewalt, Sorgen, Abgrundtiefen und Wahnsinn innerhalb eines zementierten Mikrokosmos erzählt, aus dem es kein Entrinnen gibt, und der für Antizipation längst keinen Raum mehr bereithält.
Es ist eine Geschichte über Kindheit, Verfolgung, Freund- und Feindschaft. Kurzum: Eine Geschichte über das Leben.
Wie hat uns Das Mietshaus gefallen?
Das wirklich auffallende Merkmal an allen Büchern von Oke Gaster ist, dass er wie kein anderer beherrscht, Horror und Grauen aus völlig alltäglich scheinenden Situationen zu filtern, zu verdichten und daraus seine abgründigen, aber so spannend wie logisch erzählten Geschichten zu spinnen, die den Leser auch noch lange beschäftigen, nachdem er mit zittrigen Fingern das Buch oder den Reader beiseite gelegt hat. So ist das auch in diesem Buch. Das Mietshaus schildert anhand vordergündig alltäglicher Begebenheiten wie das Grauen zwischen den Mülltonnen, hinter den Türen oder in den Fugen des rissig gewordenen Betons lauert.
Skoutz-Jurorin Demetria Cornfield: Der Klappentext hört sich recht harmlos an, aber das Buch hat es tatsächlich in sich. Ist das nun eine Psychostudie, ein Thriller oder doch schon Splatter? Oke Gaster schaut genau hin, wo andere dezent weg sehen. Nach dieser Lektüre ist man froh, seine Nachbarn zu kennen – oder doch nicht? Ein außergewöhnliches Buch, das sich nicht wirklich in ein Genre einordnen lässt!
Wem verdanken wir Das Mietshaus?
Oke Gaster, Jahrgang 1986, seines Zeichens ein Kind der Stadt Flensburg, die hier als Schauplatz dient, entführt seine Leser in diesem vielfältigen und vielschichtigen Roman in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche und zeigt einmal mehr auf, wie nahe Krieg und Frieden, Horror und Alltag beieinander liegen.
Er sagt über sich auf Amazon, die Weisheit, man könne nicht in den Menschen hineinschauen, sei es, die ihn immer wieder fasziniert und dazu antreibt, Geschichten zu schreiben. Kurzum also: Die Unberechenbarkeit der Menschen. Auf ihn übe diese unwiderlegbare Tatsache, dass sich hinter jedem noch so freundlich wirkenden Menschen ein unbarmherziger Killer, ein Sadist oder ein Triebtäter verbergen könnte, eine zugegebenermaßen morbide Faszination aus. Und solche »Monster« beleben seine Bücher, denen er eine Bühne bietet, die auch seine Leser miteinbezieht, denn Oke Gaster fordert Leser, die sich dem von ihm heraufbeschworenen Grauen ausliefern – und zwar in unmittelbarer Nähe zu Opfern und Tätern.
Das klingt alles außerordentlich spannend und so war Chefredakteurin Kay Noa bei Oke zu Besuch und hat sich mit ihm über … tja Frühaufstehen, daraus ergebend Kaffeekonsum und die Autobiografie des Alltags-Horrors unterhalten (weiterlesen).