Sprichwörtlich #3 – Redensarten über Pferde
Wie versprochen, setzen wir „Sprichwörtlich“ fort.
Die nächsten Folgen werden tierisch, denn es gibt so viele Redensarten und Sprichwörter mit Tieren, dass es sich lohnt, mehrere Folgen daraus zu machen. In Sprichwörtlich #3 haben wir uns gedacht, dass wir mit Pferden beginnen.
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Sprichwörtlich #3 – Redensarten über Pferde
Tatsächlich erkennt man an der Vielzahl der „rittigen“ Redensarten, wie wichtig Pferde für uns waren. Es gibt neben Redensarten auch eine ganze Menge Sprichwörter wie
- Alles Glück liegt auf dem Rücken der Pferde
- Man kann ein Pferd zum Wasser führen, aber man kann es nicht zum Saufen zwingen
- Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul (und warum das so ist, erklären wir unten)
- Ein gutes Springpferd springt nicht höher als es muss
Doch während die im Prinzip selbst erklärend sind, ist bei vielen Redensarten die Herkunft nicht sogleich erkennbar …
Schuften wie ein Pferd
Das ist noch einfach. Pferde waren lange Zeit Arbeitstiere bevor sie gegen Mitte des letzten Jahrhunderts zu Luxusgütern wurden.
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Ross und Reiter nennen
Wer das verlangt, ist meist genervt von Anspielungen seines Gegenübers und möchte jetzt wissen, wer gemeint ist.
Dieser Wunsch geht auf das mittelalterliche Turnierwesen zurück, wo es das Regelwerk verlangte, dass nur der Adel teilnehmen durfte. Da man den Rüstungen nicht ohne Weiteres ansah, wer sich darin verbarg, und nur Kundige die Symbole, die der Ritter im Schilde führte, deuten konnten, war es üblich, Ross und Reiter durchaus dramatisch anzukündigen – so wie es heute bei Boxkämpfen auch noch üblich ist. Das das Ross auch genannt wird, liegt nicht nur daran, dass die Redewendung besser klingt, sondern dass ein Reiter eben nur so gut ist, wie sein Pferd.
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Vom Pferd erzählen
Das sagt man, wenn man eine Geschichte für unwahr oder zumindest unsinnig hält. Was das mit seriösen Tieren wie Pferden zu tun hat, erschließt sich zunächst nicht. Auch wenn Reiter gerne ihre Lieblinge in den höchsten Tönen loben, ist der Ursprung tatsächlich literarisch. Homer berichtet in der Illias, dass Odysseus nach Jahren der Belagerung auf die Idee kam, vor den Toren Trojas ein Holzpferd zurückzulassen und einen verletzten Soldaten, der erzählte, dieses Pferd sei eine Opfergabe für die Götter. Die Trojaner holten das Pferd daraufhin in die Stadt, um es selbst als Opfergabe zu nutzen und das göttliche Wohlwollen einzuheimsen. Doch tatsächlich waren in dem Pferd Soldaten versteckt, die nachts die Tore öffneten und so den Fall Trojas besiegelten. Und so ist seit vielen tausend Jahren Vorsicht geboten, wenn einem Fremde was von einem Pferd erzählen.
Dieser Mythos führt auch dazu, dass lange nach dem Untergang Trojas man im Computerzeitalter immer noch von Trojanern spricht, wenn in vermeintlich harmloser Hülle Schadsoftware auf den Computer geladen wird. Was unfair ist, weil eigentlich müsste es ja Grieche heißen. 🙂
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Auf einem hohen Ross sitzen
Das wirft man hochnäsigen und arroganten Leuten vor, denen man unterstellt, sie würden sich für was Besseres halten.
Unbestritten lässt es sich vom Pferderücken aus leicht auf Fußgänger herunterschauen. Ob das ursprünglich angesichts der Futterwünsche des Untersatzes ganz allgemein für naturgemäß reichere Reiter galt, oder ob es besonders große Pferde waren, die ihrem Ritter speziell im Kampf den Vorteil eines günstigeren Schlagwinkels boten und damit frechere Reden ermöglichten – darüber streitet sich die Wissenschaft.
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Einen Pferdefuß haben
bedeutet, dass eine Sache einen (verdeckten) Mangel aufweist oder unangenehme Überraschungen befürchten lässt.
Tatsächlich sind die Pferde da aber eigentlich unschuldig, denn damit spielt man auf den Teufel an, der seit dem 18. Jahrhundert mit einem ihn entlarvenden Pferdefuß auftritt, wie belesene Skoutze spätestens seit Goethe wissen, der seinen Faust so Mephisto enttarnen lässt.
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Jemand zum Pferde stehlen
Das sagt man über Menschen, auf die man sich blind verlassen kann, auch in gefährlichen oder verrückten Situationen.
Und zwar seit dem 17. Jahrhundert. Pferde waren teuer und Diebstähle wurden hart bestraft. Da nahm man natürlich nur absolut vertrauenswürdige Freunde mit.
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Pferde (vor der Apotheke) kotzen sehen
Wer Pferde kotzen sieht, hat etwas unmögliches gesehen, weil Pferde sich gar nicht übergeben können.
Ein Muskel im Magen-Darm-Trakt verhindert den Rückweg der Nahrung. Mit anderen Worten: Was vorne reingeht, muss hinten raus. Was dazu führt, dass es in Situationen, wo sich Menschen einfach übergeben, bei Pferden zu Koliken kommt, die schnell lebensbedrohlich werden können. Insofern ist es mit der redensartlichen Rossnatur nicht so weit her, wie uns die Mundart glauben lassen will.
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Dich sticht der Hafer
Wenn jemanden der Hafer sticht, verhält er sich übermutig, ungeduldig oder ist besonders zappelig. Auch das kommt aus der Pferdehaltung. Hafer ist ein energiereiches Futtermittel, das Pferde sehr lauffreudig werden lässt. Zu lauffreudig gelegentlich, sodass man vermutete, dass sie dann von den spitzen Spelzen, in denen der Naturhafer steckte, gestochen würden.
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An die Kandare nehmen
um jemanden zur Disziplin zu mahnen oder auch zu bestrafen. Das macht man im übertragenen Sinne auch mit lauflustigen Pferden, bei denen man über die Zügel Druck auf die auch Kandare genannte Gebissstange des Zaumzeugs ausübt und so mehr oder minder nachdrücklich des Pferdes Ungeduld zügelt.
Umgekehrt soll man eben auch nicht gleich in der ersten Euphorie die Pferde scheu machen. Als Fluchttiere sind Pferde nämlich viel leichter aufzuregen als zu beruhigen. Es lohnt daher, nicht in blindem Aktionismus Dinge in Gang zu setzen, die man nachher nur schwer und aufwendig wieder aufhalten kann.
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Sporen verdienen
Sporen sind stumpfe Metallstifte, die an Reitstiefel geschnallt werden, um Pferde besser mit den Beinen lenken zu können. Das dient nicht dem Strafen, sondern der durch die kleinere Druckfläche präzisieren Zeichengebung. Dafür aber war es erforderlich, dass der junge Reiter erst lernt, sich perfekt auf dem Pferd auszubalancieren und seine Beine ruhig halten zu können, bevor er die Sporen bekommt, die er sich dann durch sein Können verdient hat.
Ähnlich war es in Ritterzeiten, als der junge Ritter erst einmal als Knappe ohne Rüstung begann und sich seine Ausrüstung erst durch sein Können verdienen musste, eben auch die Sporen, die wie auch das Schwert zum Standeszeichen wurden.
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Hinten höher als vorn
Wenn jemand allzu frech und übermütig ist, wirft man ihm vor, dass es jetzt hinten höher als vorn wird. Das kommt aus der Reiterei, wo junge oder ungehorsame Pferde ihre Reiter in Platznot bringen, wenn sie bocken, also mit den Hinterbeinen auskeilen und dabei eben hinten höher als vorn werden, was dazu führen kann, dass sich der Reiter katapultartig unsanft Kopf voraus dem Boden nähert.
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Auf die Hinterbeine stellen
um Widerstand zu leisten. Das tun Pferde, wenn sie miteinander rangeln, und das lernte man auch Ritterpferden, um so im Kampf Schwung und Winkel nutzen zu können.
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Auf den Zahn fühlen
das macht man, wenn man etwas genauer prüfen möchte, jemanden aushorchen oder sein Wissen auf die Probe stellen will.
Es ist nicht restlos sicher, ob das wirklich hippologische Ursprünge hat, aber bis heute überprüft man beim Pferdekauf die Zähne eines Pferdes, die durch Wachstum und Abnutzung Aufschluss über Alter und Zustand des Pferdes geben. Pferdezähne wachsen ein Leben lang und werden daher mit den Jahren immer schräger, um im Maul noch Platz zu finden. Daher spricht man an anderer Stelle auch davon, jemanden ins Maul zu schauen.
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Das Pferd von hinten aufzäumen
Diese Redewendung verwendet man, wenn jemand umständlich und in einer unsinnigen Reihenfolge an ein Projekt herangeht. Natürlich werden Pferde am Kopf stehend aufgezäumt und wenn man es von hinten versucht, wird es unnötig kompliziert.
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Wer sich für den Unterschied von Sprichwort und Redensart interessiert, kann das hier im Skoutz-Wiki nachlesen. Diese Reihe selbst hat uns übrigens so viel Spaß gemacht, dass wir sie in loser Folge fortsetzen wollen. Ihr dürft gerne eure Vorschläge posten und kommentieren oder uns schreiben.
So, das wars fürs Erste mit sprichwörtlich #3. Wir hoffen, es hat Spaß gemacht. Fortsetzung folgt.
Die bisherigen Folgen findet ihr hier.