zu Besuch bei: Linda Mignani
Für meinen Besuch bei Erotik-Autorin Linda Mignani habe ich mir aus gutem Grund und mit sicherem Instinkt etwas mehr Zeit genommen. Kaum im Hause Mignani angekommen, werde ich in eine Art Hasenstall entführt, wo Linda mir durch großherzige Gastfreundschaft und eine bisher für mich noch nicht dagewesene Redebereitschaft eindrucksvoll beweist, dass auch eine gebürtige Schottin durchaus freigiebig sein kann… (Wobei das mit dem Redefluss natürlich auch der Einfluss von Herrn Mignani, einem Italiener sein könnte…).
Zu Besuch bei Linda Mignani im Plotbunny-Atelier
Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?
Ich bin ein reiner Bauchschreiber, habe eine Idee und daraus entwickelt sich dann irgendwie ein ganzer Roman. Und diese Ideen lauern überall. Viele Autoren nennen sie Plotbunnys und ich muss zugeben, dass ich bunnysüchtig bin.
Wie dürfen wir uns das denn vorstellen?
Diese kleinen, flauschigen, niedlichen Biester sind einfach überall. Sie hüpfen im Schlafzimmer herum, im Kleiderschrank, im Kühlschrank, fallen mich auf der Treppe an, gerne auch in der Badewanne…
Das wurde auch von anderen Kollegen schon erwähnt. Bunnys scheinen darauf zu warten, dass der Autor sich in eine wehrlose Position begibt.
Sie plumpsen von der Decke und verfolgen mich sogar beim Wandern, beim Joggen, beim Kochen. Überall höre ich ihre niedlichen Füße, die mich auf Schritt und Tritt verfolgen.
(Wenn Linda jetzt beginnt, irre zu kichern, nehme ich reißaus. Dann wurde sie bunnyfiziert und ist ansteckend!)
*räusper*
Und wie geht es dann weiter?
Ich liebe es zu schreiben und es ist eine Leidenschaft, die mich vom ersten bis zum letzten Wort des Romans durchströmt. Sie ist wie Licht und Schatten auf einem Gemälde, wie Lasuren, die übereinander aufgetragen werden, bis das Werk richtig strahlt. Jeder Satz ist wie ein Rausch und ich tauche tief hinein, bis ich zufrieden bin, mit dem, was ich zu Papier gebracht habe. Hier noch ein Wort, da noch eine Zeile, polieren und feilen, bis alles stimmig ist.
Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?
Dann würde ich wieder malen.
Was heißt hier wieder? Du hast ja gerade sehr wortgewaltig und eindrucksvoll geschildert, dass du quasi mit Worten malst, wenn du schreibst.
Aber das ist eine sehr böse Frage, denn man kann die Bunnys doch nicht einfach einsperren und mich dazu.
Warum nicht? Wenn man dir einen Pinsel in die Zelle wirft, werden halt aus den Plotbunnys Motivbunnys und schon läuft’s … äh … hoppelt’s.
Nein, das geht nicht. Flauschies brauchen ihre Freiheit.
Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?
Zu keinem Anlass. Das wäre, als wenn ich zu atmen aufhören würde. Wenn ich die ganzen Geschichten, die mir auf der Seele liegen, nicht zu Papier bringen könnte, wäre ich sehr, sehr unglücklich.
Du sagtest ja gerade selbst, dass notfalls Leinwand auch als Ventil durchgehen könnte.
Mein Fell würde ausfallen und meine Ohren herunterhängen.
Ups. Das wollen wir natürlich nicht.
Nach den Gefühlsausbrüchen bei den ersten drei Fragen, trau ich mich fast nicht, die nächste Frage zu stellen:
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Das war / ist mein Roman „Die Tränen der Lilien“. Ich habe diese Geschichte meinen beiden Schwestern Ingrid und Sonia gewidmet und jedes Wort war – nein, ist – schwer gewesen.
Inwiefern?
In den Lilien steckt eine besondere Art von Herzblut, eine andere, als in all meinen anderen Romanen.
Das würde ich gern so stehen lassen, denn darin schwingt eine ganz eigene Geschichte, verborgen zwischen den Zeilen, die – so finde ich – jeder Leser alleine erspüren sollte. Auch das ist Buchmagie.
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
Ich schreibe hauptsächliche erotische Romane, aber auch Fantasy.
Ich weiß. Na und?
Daher wünschte ich mir, ich wäre wirklich schon mal auf Sumapask gewesen und auf einem Drachen geritten. Mein Roman „Kriegsbeute“ spielt auf Sumapask. Aber da Erotik, nach wie vor mit einem Hauch des Verruchten behandelt wird, könnte ich jetzt behaupten, dass ich mir ganz viele Sexsklaven halte – in Bunnykostümen …
Wir würden dir glauben. Und was machst du mit denen?
Die könnte ich dann praktischerweise opfern, falls ich auf Krimis umsteige.
Ich stecke zwar in all meinen Romanen, weil ich sie geschrieben habe, aber wenn sie alle autobiografisch wären, dann hätte ich viel zu tun. Ja, man findet mich in jedem Wort, weil jedes einzelne davon aus meinem Gehirn entsprungen ist und dann aufs Papier gehoppelt ist, aber mein Leben ist viel zu langweilig, um den Stoff für die vielen Romane herzugeben, die ich bisher geschrieben habe.
Der langen Rede kurzer Sinn wäre dann also: Da es deine Bunnys sind, ist es auch dein Leben, das da mitschwingt. Aber man findet dich eher in den Details als im eigentlich Plot wieder.
Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?
Ich habe bei deinem Roman geweint, weil er mich so berührt hat.
Ich habe bei deinem Roman Tränen gelacht, weil ich nicht anders konnte.
Also – um mit dem großen Fantasy-Autor Frank Herbert zu sprechen – gebt reichlich Wasser für Linda.
Wer ist für dich dein idealer Leser?
Einfach jeder Leser.
Genauer bitte.
Ich liebe es unglaublich, wenn jemand ein Buch kauft und dann ganz in dieser Welt versinkt. Ich habe das Glück Leser zu haben, die zum Beispiel die Romane um den Federzirkel bereits mehrere Male gelesen haben. Die nicht genug davon bekommen können, und mich von Anfang an, bei jeder Neuveröffentlichung begleitet haben. Die Rezensionen schreiben, mir liebe Dinge auf meine Facebook Chronik posten, meine Bücher kaufen und jedes Wort verschlingen. Die sich ein neues Buch herunterladen und die ganze Nacht lesen, obwohl sie um fünf Uhr in der Früh aufstehen müssen. Die mich fragen, ob ich ihnen nicht die Adresse vom Federzirkel geben kann und die auch gerne einen Vlad hätten. Mehr kann man nicht verlangen.
Nein. Da fällt mir gerade auch nichts mehr ergänzend ein. Also, liebe Leser, hier ist eine wunderbare Checkliste zur Autorenbeglückung.
Angesichts deiner Eloquenz bin ich ja auf die nächste Antwort sehr gespannt.:
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Bei keinem. Ich bin ein sehr stiller Mensch und eine gute Beobachterin, daher versetze ich mich immer ganz in meine Protagonisten hinein, wenn ich über sie schreibe.
Ja und? Ich zum Beispiel kann ganz wunderbar auch mich höchstpersönlich extrem schwierig finden, mich auch mal überhaupt nicht leiden können und mir am liebsten die Freundschaft kündigen (aber mein Psychiater arbeitet daran…)
Und da kann ich meinen Figuren nicht böse sein. Sie sind nicht ohne Fehl und Tadel und sie überraschen mich oft. Daher wird es nie langweilig mit ihnen. Einfach nie.
Aber impliziert dieses „nicht langweilig“ nicht gerade auch Reibungsflächen?
Es gibt keine perfekten Menschen und auch keine perfekten Protas. Sie sind, wie sie sind, und dafür mag ich sie sehr.
Fazit: Irgendwie sind sie alle schwierig, aber das magst du.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
Bist du gerade von Hasen umrundet?
Warum wundert mich das nicht? Und jetzt pack die Möhrchen weg!!!
Liebe Linda, vielen Dank für dieses fraglos umfangreichste aller bisher geführten Interviews. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dich in deinem Hasenstall zu besuchen und ich wünsche dir noch viel Erfolg für den weiteren Wettbewerb.
Hier könnt ihr Linda Mignani treffen:
Linda Mignani auf Facebook
Autorenhomepage von Linda Mignani
Skoutz-Lesetipp: Dark Tango – BDSM-Erotikthriller von Linda Mignani
Kann eine Liebe, geboren in der Dunkelheit, im Licht überleben?
Audrey Summers möchte bei einer Party frische Luft schnappen. Doch im Garten versinkt die Welt im Nichts und sie wacht gefesselt in einem fremden Bett auf. Ihr Entführer behauptet, dass sie ihm für drei Monate gehört, und er hat die Papiere, um es zu belegen. Er fordert sein Recht auf ihren Körper und ihre Seele ein, auf eine Weise, die ihre kühnsten Träume und schlimmsten Albträume weit in den Schatten stellt.
Sie will ihn hassen …
Sie kann ihm nicht entkommen …
Jayce Rivers hat spezielle Bedürfnisse, abtrünnige finstere Begierden, die den Rahmen des Legalen sprengen. In Audrey sieht er sein perfektes Gegenstück und erkennt zu spät, dass sie beide in eine Falle getappt sind.
Er will sie nicht lieben …
Er kann sie nicht gehen lassen …
Allerdings haben ihre Gegner die Macht der Liebe unterschätzt.
Skoutz meint:Linda Mignani hat im Genre einen gewissen Ruf erlangt, dem sie auch mit diesem Buch gerecht wird. Niveauvolle Erotik, bei der Sex nicht Selbstzweck ist, sondern Teil der Handlung. In „Dark Tango“ beschreibt sie keine klassische Dominanz-Sex-Story, sondern hinterlegt das Ganze mit einem durch verschiedene Intrigen geschützten Geheimnis, dem die Protagonisten nur gemeinsam auf die Spur kommen können. Dabei schildert sie die Figuren selbst durchaus glaubwürdig und von einer inneren Logik heraus handelnd, dass der Leser ihnen willig durch das Buch folgt. Hat Spaß gemacht.
Hinweis:
Unsere Jurorin Charlotte Taylor hat aus über 100 vorgeschlagenen Titeln Lindas Buch „Wild Card Society: The Hunt“ in die Midlist Erotik des Skoutz-Awards 2016 gewählt.
Wie immer haben wir uns daraufhin den BDSM-Erotikroman sofort geschnappt und genauer untersucht. „The Hunt“ handelt von einem exklusiven Club in dem devoten Frauen die wildesten Fantasien erfüllt werden. Wer wissen will, was wir dazu zu sagen hatten, nachdem unsere Ohren wieder abgekühlt waren, kann einfach hier weiterlesen.
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