Interview Laura Newman

zu Besuch bei Laura Newman

Heute besuchen der Skoutz-Kauz und ich Designerin, Autorin und YouTuberin Laura Newman. Ich freu mich schon sehr auf dieses Treffen, denn unser letzter Besuch liegt schon eine Weile zurück und ich bin gespannt, was sie in der Zwischenzeit so alles erlebt hat. Um unser Wiedersehen gebührend zu feiern, habe ich nicht nur eine Menge Fragen im Gepäck, sondern natürlich auch einen Kuchen. Das ist natürlich kein Bestechungsversuch 😉

 

 

Martina zu Besuch bei Laura Newman – omnikreativ und mit dem unstillbaren Bedürfnis, jeden Tag etwas Neues zu erschaffen …

Liebe Laura, es ist schön wieder bei dir sein zu dürfen. Da ich aber weiß, wie beschäftigt du bist, werde ich jetzt nicht lang drum herumreden, sondern direkt loslegen …

 

Beschreibe dich in einem Wort …

kreativdurstig

 

Wie wurde aus deiner Passion Berufung?

Ich denke, es war eher andersherum 😉

Jetzt bin ich aber neugierig 🙂

Ich habe den Beruf Mediengestalter für Digital- und Printmedien gelernt und ihn 10 Jahre lang in einer Bremer Werbeagentur ausgeübt. Das Bewerben von Kaffeepackungen und Gesichtscremes stellte mich jedoch nie wirklich zufrieden, weswegen ich mich irgendwann schriftstellerisch betätigte. Seit 2013 veröffentliche ich Bücher. Dass ich meine Cover selber gestalten konnte, war natürlich sehr praktisch. Als ich dann plötzlich Anfragen erhielt, war mein „neuer“ Beruf Coverdesignerin geboren.

 

Woher nimmst du deine Ideen für deine Buchcover? Durch was lässt du dich inspirieren?

Natürlich habe ich immer ein Auge auf Trends und viral populäre Designs.

Das klingt irgendwie nach einem Aber 🙂

Oftmals sind es auch meine Kunden, die durch ihre lebendigen Beschreibungen des Lesestoffs meine Fantasie anregen und mich das Cover schon vor meinem geistigen Auge sehen lassen, bevor der erst PhotoShop-Klick getan ist. Häufig führt aber auch die zugehörige Stockbildrecherche zu ganz neuen Ansätzen.

 

Welche unterschiedlichen Schritte durchläuft ein Cover?

Schritt 1 ist immer das Kennenlernen der Person, die das Buch geschrieben hat und natürlich ein Einblick in die Geschichte. Liegen klare Vorstellungen auf dem Tisch, halte ich mich an diese. Falls das nicht der Fall ist, setze ich meine Erfahrung und Kenntnis des Markts ein, um einen ersten Entwurf zu erstellen.

Wie geht es weiter?

Anschließend stimmen der Autor und ich das Ergebnis ab, setzen eventuelle Änderungen um oder schlagen noch einmal einen ganz anderen Weg ein. Steht das Layout, geht es ans Finetuning und dann fertige ich Druckdaten und 3D-Werbebilder an.

Und wie zeitintensiv ist dies?

Je nach Anzahl der Abstimmungsrunden und Komplexität des Covers dauert dieser Prozess zwischen einer bis drei Wochen.

 

Gibt es etwas, das beim Designen, Zeichnen oder Kreieren nicht fehlen darf?

Kaffee, Musik und ein aufgeräumter Schreibtisch. Mit diesen drei Komponenten bin ich meist auf der sicheren Seite 😉

 

Hast du spezielle Tricks, um die Muse anzulocken?

Ich versuche stets alle administrativen To Do’s abzuhaken, bevor ich mich an ein neues Design setze. Lästige Pflichten im Nacken zu haben oder unter Zeitdruck zu stehen sind der Tod jedweder Kreativität.

Das kann ich sehr gut verstehen.

Gewöhnlich fange ich ein neues Layout daher nachtmittags an, wenn Buchhaltung und E-Mails bereits abgearbeitet sind, ich vielleicht noch ein wenig Sport gemacht und ein paar Runden gestrickt habe 😉

Damit der Kopf frei ist und die Kreativität fließen kann.

Ja, allerdings ist die wichtigste Regel: sofort abbrechen, wenn man spürt, dass die Muse heute keine Lust hat. Meist geht es am nächsten Tag dann viel leichter und man verschwendet keine Zeit mit der Verschlimmbesserung des Layouts.

 

Hast du sowas wie ein Markenzeichen?

Oft werden mir pastellige und helle Farben als Markenzeichen zugeschrieben, wobei mir das selbst zuvor nicht aufgefallen war 😉 Aber vermutlich lässt es sich nicht leugnen.

 

Techniker oder kreativer Freigeist – wie arbeitest du am liebsten?

Definitiv Freigeist mit Kenntnis der elementaren Design-Regeln.

Das heißt?

Ich weiche gerne von der Norm ab oder probiere neue Richtungen aus. Natürlich braucht man für mutige Designs auch mutige Kunden und hierfür gibt es meist keine Garantie 😉

 

Gibt es für dich so etwas wie das ideale Cover?

Ich glaube, das ideale Cover ist eines, dass den Leser so sehr in seinen Bann zieht, dass er weder auf Genre, noch auf Seitenzahlen oder Erscheinungsdatum achtet, sondern gar nicht anders kann, als sich die Geschichte genauer anzuschauen.

Wirklich schön formuliert …

 

Worin besteht für dich der Unterschied zwischen einem Premade und einem Auftragscover? Wann empfiehlst du das eine oder andere? Erkennt man das nachher und wenn ja, woran?

Letztlich unterscheiden sich Premades nicht von Auftragscovern. Sie haben bloß noch keinen Besitzer. Die Hürde liegt hier darin, mit einem Premade-Layout sozusagen aus Versehen genau den Kern einer zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Geschichte zu treffen.

Ist aber auch bisschen ein Wagnis, oder?

Gelegentlich geschieht dies und dann ist es für beide Seiten toll, denn das Cover wird so etwas günstiger und der Designer kann sich die Zeit für lange Abstimmungsrunden einsparen.

 

Normalerweise heißt es, man soll den Inhalt eines Buches nicht nach seinem Cover beurteilen, dennoch tauschen etliche Autoren im Nachhinein noch einmal das Titelbild. Was denkst du, sind die Vor- und Nachteile?

Meiner Meinung nach gehört das Cover ebenso zum Gesamtkunstwerk, wie Inhalt und Buchsatz. Ein Buch ist erst dann ein ideales Leseerlebnis, wenn man beim Lesen keine Kopfschmerzen bekommt – dafür der Buchsatz – und wenn allein das Cover und der kurze Klappentext bereits die Fantasie beflügeln.

Also ein rundum perfektes Lesererlebnis …

Auch finde ich, dass es nur legitim ist, sich einen Gegenstand zuzulegen, der ästhetisch ansprechend verpackt ist. Man kauft gewöhnlich ja auch kein neues Kleid, dass zusammengeknüllt in eine alte Supermarkttüte im Schaufenster liegt 😉

Mich als bekennenden Cover-Lover brauchst du da nicht überzeugen 🙂

 

Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Ein Glas Primitivo di Puglia und eine Zigarette.

 

Was ist deine größte Stärke?

Ausdauer. Definitiv.

Wie äußert sich das?

Ich lasse mich unter keinen Umständen von etwas abhalten, was ich mir leidenschaftlich vorgenommen habe. Mag es auch noch so lange dauern oder ach so schwierig umzusetzen sein. Ich ertrage es nicht aufzugeben.

 

Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?

Ein exklusiver Einblick

Lustigerweise dasselbe, wie mein heutiges Ich.

Und das wäre?

Es würde raus in die Wildnis fahren und hoffen, dass es für immer dort bleiben kann.

*schaut Laura fragend an*

Zur Erklärung: die Wildnis ist ein Hektar Land im Norden Deutschlands, auf dem mein Großvater in den Siebzigern eine wunderbare kleine Hütte gebaut hat. Ich verbrachte die Sommer meiner Kindheit dort und seit ich selbstständig bin, fahre ich jedes Jahr für etwa 30-50 Tage raus, um an diesem schönsten Ort der Welt meine Bücher zu schreiben.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Interview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Liebst du, was du tust?

Das merkt man. Definitiv! Liebe Laura Newman, vielen Dank, dass du dir wieder einmal die Zeit genommen hast, uns zu treffen und all unsere Fragen zu beantworten. Wie immer war es schön bei dir und ich freue mich schon auf das nächste Mal. Deinem Cover wünschen wir für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg.

 

Mehr über Laura Newman und ihre Projekte erfahrt ihr auf:

Homepage*

Facebook*

Instagram (Autor)*

Instagram (Designer): Instagram (Designer)*

YouTube*

 

Hinweis:

Aus über 350 Vorschlägen der Longlist Buchcover musste unser Juror Ronny Altendorf seine Favoriten wählen. Laura Newmans eindrucksvolles Cover für Andreas Otters „Das Schweigen der Götter“ hat sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt und konnte einen der begehrten Plätze der Midlist Cover 2021 ergattern.

Ronnys Eindruck: Ein relativ schlichtes, aber dennoch ausdrucksstarkes Cover, mit fein und stimmig abgestimmter Ornamentik und einer schön gearbeiteten Typografie. Für einen Mittelalter-Roman das perfekte Kleid!

Natürlich sind wir schon gespannt, wie es sich im weiteren Wettbewerb schlagen wird.

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