Skoutz Autoreninterview Franziska Henze

Zu Besuch bei Franziska Henze

Heute sind der Skoutz-Kauz und ich unterwegs um die Autorin Franziska Henze zu besuchen. Sie steht mit dem von ihr und ihren Kolleginnen Anke Küpper und Yvonne Wüstel herausgegebenen Titel „Tatort Nord: Urlaubskurzkrimis von Sylt bis Fehmarn“ auf der Midlist Anthologie und für uns ist das natürlich ein guter Grund mit ihr ein Interview zu führen. Persönlich kennen wir sie noch nicht, aber das holen wir ja heute nach. Wir freuen uns auf sie und haben eine Menge Fragen im Gepäck; wir sollten uns also sputenm um nicht zu spät zu kommen.

Zu Besuch bei Franziska Henze, die Unfreundlichkeit und Egoismus gar nicht mag

Hallo, liebe Franziska! Wir freuen uns sehr, dass wir dich heute persönlich treffen dürfen und sind auch schon gespannt auf unser Gespräch. Während wir hier noch herumstehen, ist der Skoutz-Kauz schon an uns vorbeigeflattert und schaut sich – wie immer notorisch neugierig – schon einmal bei dir um …

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Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Wir sitzen zwischen Him- und Brombeeren, Lavendel, Salbei und Thymian auf unserer Terrasse mitten in der Hamburger Innenstadt. Mein Hund Juli liegt vor uns in der Sonne.

Es riecht hier so schön, erinnert mich an meinen Balkon, dort duftet es auch nach Lavendel und Kräutern. Man glaubt gar nicht, dass wir hier mitten in der City sind! Das ist richtiges Urlaubsfeeling!

Herrlich, dass wir heute so schönes Wetter haben. Möchtest du einen Eistee?

Oh, ja sehr gerne. 

Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Behandle jeden Menschen mit Respekt, bewerte ihn nicht – du kennst seine Geschichte nicht.

Das ist ein gutes Motto und es gefällt mir total gut! Das würde ich gerne unserer modernen Gesellschaft verschreiben. Beide Teile! Ziehst du das auch in deinen Büchern durch?

So trete ich auch den Figuren in meinen Geschichten gegenüber. Ich will sie kennenlernen, höre ihnen zu, tauche in ihre Gedankenwelt ein. Ich empfinde mit, was sie fühlen. Ergründe, was sie zu den Menschen werden ließ, die sie heute sind. Denn auch fiktive Personen spiegeln in gewisser Weise Menschen aus unserer Gesellschaft.

Beim Lesen empfinde ich das oft so. In meiner Erinnerung sind manche fiktiven Figuren genauso echt, wie z.B. Schulkameraden. Vermutlich, weil ihre Autoren genauso empathisch mit ihren Protagonisten umgegangen sind, wie du das mit deinen tust. Ist logisch, wenn diese Beobachtung dann vermutlich beim Publikum genau so ankommt. 

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Unfreundlichkeit und Egoismus.

Ja, das ist mit Blick auf dein Motto sehr logisch. Daher interessiert mich die Antwort auf unsere nächste Frage besonders:

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

Im Alltag gebe ich nicht viel auf Stereotype. Menschen sind individuell, daher sollten wir sie nicht in Schubladen stecken. Auch beim Schreiben achte ich darauf, bekannte Klischees zu durchbrechen.

Naja, um sie zu durchbrechen, müssen sie ja zunächst einmal da sein. Ich finde, dass Klischees auf jeden Menschen in Teilen zutreffen, das macht ja ein Klischee aus. Aber eben kein Mensch nur ein Klischee ist. Im Detail kann also eine Schublade passen, im Ganzen nicht. Das Spannende ist ja dann auch, wie eben das Oberflächliche, das Klischee bei größerer Nähe durchlässig wird, und die Persönlichkeit sich zeigt. Im Leben wie im Buch. Wobei Klischees in Erotikromanen natürlich andere als in Horror-Storys sind.    

In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

Hauptsächlich bin ich im Thriller- und Krimigenre unterwegs, habe aber auch noch ein anderes Roman-Herzensprojekt, an dem ich arbeite.

So geheimnisvoll wie du dabei lächelst, frage ich jetzt nicht weiter nach. Aber wir würden uns sehr freuen, wenn du es uns vorstellst, wenn du soweit bist. Wir tratschen es dann auch garantiert an all unsere buchbegeisterten Skoutze weiter. 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Von meinem Mann. Er ist mein strengster Kritiker, aber auch mein größter Fan.

Ach, wie schön! Wie darf ich mir Fan und Kritiker in Personalunion vorstellen?

Seine Anmerkungen zu meinen Texten legen oft den Finger in die Wunde, sind aber immer gut durchdacht und hilfreich.

Das macht ja einen guten Kritiker aus. 

Lass uns über das Lesen sprechen …

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Bei einem Garten in der Tasche denke ich hauptsächlich an Erdkrümel und Steine, die sich in der Jackentasche breit machen und hinterher Unwesen in der Waschmaschine anrichten.

Hahaha! Das ist ein sehr naturalistischer Ansatz. Oder ist das dann expressionistisch. Welchen Vergleich würdest du bevorzugen?

Für mich ist ein gutes Buch  eher wie eine Hausapotheke, die für jeden Moment das richtige Medikament bereithält.

Ja, gut, das ist auch ein guter Vergleich. und auch sehr passend. Obwohl ich bei Apotheken immer gleich an Krank denke, was nicht so schön ist. Daher mag ich den Vergleich mit dem Garten lieber, ich denke da gar nicht an die Erdkrümel … 

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Mit den großartigen Büchern von Erich Kästner. Die liebe ich heute noch, weil die nicht nur spannende Geschichten erzählen, sondern auch sprachlich toll sind.

Oh ja, seine Bücher mag ich auch unglaublich gerne lesen. Es hat schon Gründe, warum sie jede neue Generation wieder in ihren Bann schlagen. Aber du hast ja bestimmt noch mehr Bücher als diese … 

 

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Tatsächlich seit ein paar Jahren nach Farbe, auch wenn das bedeutet, dass ich manchmal ein Buch, das ich lesen möchte, googlen muss, damit ich weiß, welche Farbe der Buchrücken hat.

Oh, tatsächlich? Das finde ich unter ästhetischen Aspekten gut. Wahnsinn!

Ich scheitere mit meiner Sortierung bei meinen Buchregalen regelmäßig schon viel früher, mir fehlt einfach der nötige Platz.  Und dann gebe ich auf. 

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Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Kunst ist für die Gesellschaft unabdingbar: sie spiegelt aktuelle Debatten wider, zeigt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und bietet einen Ausblick auf die mögliche Entwicklung unserer Gesellschaft. Das sollte so wenig wie möglich eingeschränkt werden.

Da kann ich dir nur Recht geben! Aber absolute Freiheit ist eben auch gefährlich, um mal für die Verbotsbefürworter zu sprechen. 

Allerdings birgt dieses Recht im Gegenzug die Gefahr des Missbrauches, z.B. durch Diskriminierung bestimmter Gesellschaftsgruppen oder Personen. Die Ausübung der Kunstfreiheit darf niemals dazu führen, dass andere dadurch in ihren Grundrechten verletzt werden.

Das würde ich sofort unterschreiben. Allerdings denke ich mir dann bei einzelnen Fällen schon auch mal, dass hier in Bezug auf eine mögliche Verletzung zu tief gegraben wurde. Das theoretische Verletztseinkönnen sollte nicht der Maßstab sein, sondern etwas abstrakter, weniger individuell gefasst werden. 

Entscheidend ist insofern ein verantwortungsvoller Umgang damit.

Definitiv, das trifft auf beide Seiten und auch auf andere Themen zu. Eines hätte ich auch gleich auf meiner Frageliste …  

Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Da kommt die Juristin in mir durch: der Werkbegriff nach dem Urhebergesetz verlangt eine persönliche geistige Schöpfung, die liegt bei von KI verfassten Büchern nicht vor.

Das sehe ich auch so, aber auf dem Buchmarkt wird leider nicht zwischen Werk und Machwerk unterschieden. Der Geschichte selbst sieht man das ja zunächst nicht an, oder?

Was die mit KI erstellten Geschichten als solche betrifft: ich denke, das ist wie der Unterschied zwischen maschinell erzeugtem Fastfood und frisch gekochtem Essen. Kann man machen, aber man merkt deutliche Qualitätsunterschiede.

Diese Abgrenzung habe ich in Variation schon von mehreren Befragten gehört. Das klingt für mich auch stimmig und irgendwie nach einem Kompromiss. So gern ich gut essen und schön koche, so sehr habe ich manchmal auch Lust auf einen Fastfoodburger von der Frittenbude. Ich hoffe nur, dass die Hausmannskost sich in der Literatur besser als in der Gastronomie behaupten kann. 

Und jetzt so kurz vor Ende des Interviews haben wir noch eine klitzekleine Frage an dich:

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

Welches Buch hättest du gerne geschrieben?

Ist notiert! Das ist eine tolle Frage. Hast du noch eine? 

Hast du die Ziele, die du dir für das vergangene Jahr vorgenommen hast, erreicht?

Und?

Beinahe. Entscheidend ist ja immer, dass die Ziele nicht vom Mitwirken anderer abhängig sind 🙂

Wunderbar, vielen lieben Dank liebe Franziska. Wir haben uns hier bei dir sehr gut und wohl gefühlt. Dein Eistee war sehr lecker. Auch der Skoutz-Kauz ist richtig entspannt und freut sich auf ein Wiedersehen mit Juli. Und wir haben für dieses nächste Treffen ja schon mal Fragenvorschläge von dir. Jetzt erst mal toi toi toi für den weiteren Wettbewerb.  

Hier gibt es mehr über Franziska Henze:

 

Skoutz Lesetipp:

Tatort Nord 2 – Küstenkrimi Anthologie herausgegeben von Franziska Henze, Anke Küpper Yvonne Wüstel

Die deutsche Küste und der Norden haben so einiges zu bieten: frische Luft, tolle Landschaft, wortkarge Mitmenschen – und den ein oder anderen Mörder!

Während die Sonne scheint und die Wellen glitzernd an den Strand spülen, stehen unsere Ermittler vor einer Herausforderung. In 21 Kurzkrimis untersuchen sie die Fälle, die alle nur eins gemeinsam haben: den Tatort …

Mit Kurzkrimis von Gesine Berg, Ulrike Bliefert, Carola Christiansen, Anja Gust, Jutta Götze, Kathrin Hanke, Franziska Henze, Eva Jensen, Anke Küpper, Angela Lautenschläger, Alexa Linell, Anja Marschall, Bettina Mittelacher, Ricarda Oertel, Alex Roller, Regina Schleheck, Bea Schreiner, Regine Seemann, Carolyn Srugies, Sabine Weiß und Fenna Williams

Skoutz meint: Ein Blick ins Autorenverzeichnis zeigt schon, dass das Buch nicht schlecht sein kann. Wir haben sehr viele schon für Skoutz besucht und wissen, was da an geballter Schreibkunst und kriminellen Energien versammelt ist. Dazu ein Set, von dem der Teil der Welt träumt, der dort nicht wohnen darf – das ist Leseurlaub pur. Unterhaltsam und spannend. Viel Spaß! Wir hatten ihn (kn)

Und wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, schaut euch das Buch doch genauer an. Hier über unseren Amazon-Affiliate-Link*

 

Hinweis:

Franziska Henze steht mit ihrem Titel Tatort Nord: Urlaubskurzkrimis von Sylt bis Fehmarn“ auf der Midlist Anthologie von Petra K. Gungl und Fenna Williams.  Damit hat sie natürlich die Chance auf den Award im Bereich Anthologie.

Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.

 

 

Und wenn ihr uns, der Autorin und dem Verlag sowie vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!

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