Buch Formatierung

Skoutz-Wiki: Buch-Formatierung

Buchsatz oder die Formatierung eines Buches ist eine der Hürden, die auf ein Manuskript auf dem Weg zu seinem Leser erwarten, die nach dem „Ende“ kommt.

Erstaunlich viele unserer Autoren machen sich kaum Gedanken dazu, wie sie ihre Bücher formatieren wollen, was schade ist. Denn tatsächlich kann die Formatierung erheblich zum Lesespaß und damit zum Erfolg eines Buches beitragen. Grund genug, dass wir uns in der Skoutz-Schreibstube mit der Buchformatierung ausführlicher befassen.

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Formatierung: Vorlage oder Freihand

Die meisten Print-on-Demand-Anbieter, von Amazon bis BoD bieten für ihre Autoren Druckvorlagen an, mit denen sie ihr Manuskript schreiben oder einkopieren und formatieren können. Diese Vorlagen haben den Vorteil, dass alle Formatkriterien wie Seitenränder, Titel, Untertitel, Seitenzahl, Zeilenbastand, Schriftart  bereits formatiert sind.

Arbeit hat man damit trotzdem, denn die Umbrüche und die Zuweisung der Formate muss der Autor natürlich immer noch machen.

Freihand ist man in der Gestaltung frei. Man kann sich künstlerisch austoben und das Beste für sein Manuskript herausholen. Das ist allerdings sehr viel Arbeit und sollte gerade, wenn man noch keine Erfahrung hat, nicht unterschätzt werden.

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Formatierung 1: Schrift

Beginnen wir mit den Schriftzeichen selbst, also dem, was man bei Word mit „Zeichen“ formatieren würde.

 

Was ist ein Font?

Grob vereinfacht gesagt sind Fonts die Schriften, die man auf einem Computer oder angeschlossenen Geräten benutzt. Dabei gibt es Bitmap-Formate, die sich an einem Raster orientieren oder Vektorfonts, die frei skalierbar sind. Bekannte Fontformate sind TrueType, PostScript und OpenType.

Innerhalb eines Fonts sind die einzelnen Buchstaben, Silbenzeichen, Zahlen, Satz- und Sonderzeichen jeweils als einzelne Teil des Font-Satzes bezeichnet, oder auch als sogenannte Glyphe.

(Näheres im Wikipedia-Artikel*)

 

Was für Fonts nimmt man?

In einem E-Book ist es völlig egal, welche Schriftart und – größe man nimmt, weil der Reader ohnehin meist voreingestellte Schriften hat und der Leser auch noch zusätzlich für den eigenen Lesespaß, diese nach Bedarf umstellen kann. Um hier Frust zu vermeiden, ist es wichtig, dass man in der Datei für das E-Book (Word/PDF) die Schriften nicht einbettet.

Ganz anders verhält es sich mit Printausgaben, bei denen der Verleger die Schriftart bestimmt. Sinnvoller weise eine Schrift, die sich gut und ohne Anstrengung lesen lässt. Hierfür eigenen sich besonders Serifenschriften (Wikipedia-Artikel*), deren Buchstaben mit kleinen Endstrichen ausgestaltet sind, die eine Art Zeile bilden, die das Lesen erleichtert. Mehr Gestaltungsfreiheit hat man bei Titel und Kapitelüberschriften, die etwas mehr Effekt auf Kosten der Lesbarkeit vertragen.

Welche Schriftart man letztlich wählt, hängt vom Genre des Romans ab. Ein Thriller oder Sachbuch wirkt mit anderen Schriften als ein Liebes- oder Historienroman. Hier kann und soll man ein wenig herumspielen (aber Achtung! Nicht alle Schriften darf man für kommerzielle Zwecke nutzen!).

Einzelheiten zur Auswahl der geeigneten Schrift ist uns einen gesonderten Artikel wert.

 

Nicht zu viele Fonts nehmen

Weniger ist mehr! Ein harmonisches Bild entsteht nur, wenn man sich in der Zahl der verwendeten Schriften beschränkt und deutlich voneinander abgrenzbare, aber zueinander passende Fonts verwendet. Dabei sind deutliche Unterschiede, beispielsweise zwischen Überschrift und Fließtext, angenehm für die optische Gliederung und somit zur schnellen und besseren Erfassbarkeit eines Textes. Während eine Fließtextschrift angenehm zu lesen sein muss, kann eine Überschrift auch etwas anspruchsvoller sein, wenn sie Stimmung ausdrückt. Mehr als drei verschiedene Schriften sollten in einem Text nicht verwendet werden (z.B. Überschrift, Fließtext und „Handschriftliches“).

 

Schriftgröße (Schriftgrad)

Die Frage nach der optimalen Schriftgröße hängt von der Schrift ab, weil diese innerhalb einer Schriftgröße (z.B. 10) unterschiedlich groß ausfallen.

Auch hier geht es um Lesbarkeit, möglichst ohne Lupe. Gleichzeitig beeinflusst die Schriftgröße wie der Zeilenabstand ganz erheblich die Seitenzahlen, den Umfang des Buchs – und damit seinen Preis. Einen dicken High Fantasy- oder Historienschmöker wird man – um das Buch erschwinglich zu halten – eher mit einer kleineren Schrift formatieren, als einen Erotikroman, wo es meistens auf ein paar Seiten mehr nicht ankommt.

Die meisten Bücher orientieren sich an einer Zeilenbreite von ca 60 bis 70 Zeichen, das ist bei einem deutschsprachigen Text eine durchschnittliche Wortzahl von 10 Wörtern pro Zeile.

 

Hervorhebung oder Auszeichnungen

Ein eindrucksvolles Stilmittel, auf das auch Romanautoren nicht verzichten wollen, ist die Betonung einzelner Worte oder Passagen, durch Kursiva, Fettdruck oder Kapitalen.

So kann eine Betonung in einer wörtlichen Rede optisch ausgedrückt, Zitate kenntlich gemacht oder auch ganze Gedanken als solche ausgezeichnet werden.

In englischen Texten sind solche Auszeichnungen recht beliebt. In deutschen Texten nicht.

Wer mit Auszeichnungen in seinem Text arbeiten will, sollte bei der Wahl seiner Schrift darauf achten, dass es diese auch in Kursiv oder fett angeboten werden oder Kapitale beinhalten. Bei längeren Passagen (mehrere Zeilen) in kursiver Schrift, sollte der Schriftgrad etwas verkleinert und die Laufweite etwas vergrößert werden, damit das Schriftbild harmonisch bleibt und auch den Grauwert nicht verändern.

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Formatierung 2: Schriftbild

Das Schriftbild ist mit dem Font und der Schriftgröße allein nicht beschrieben. Es gibt noch weitere Kriterien, die bei Word unter „Absatz“ stehen und dessen Formatierung betreffen:

 

Absätze

Absätze strukturieren den Text und erleichtern dem Leser die Orientierung. Zu lange Absätze strengen an, zu häufige Teilungen allerdings auch. Wenn in einem Dialog der Gesprächspartner wechselt, sollte das durch einen Absatz kenntlich gemacht werden.

Nach abgeschlossenen Szenen kommt häufig ein großer Absatz, der dem Leser verdeutlicht, dass hier ein Wechsel kommt, auch wenn er vielleicht noch kein neues Kapitel rechtfertigt.

 

Einrückungen

Oft wird die erste Zeile bei der Formatierung etwas eingerückt. Um wie viel hängt wieder von Font und Gesamtbild ab. Nach dem Lehrbuch macht man das allerdings nie zu Beginn eines Kapitels oder einer Seite. Wie sehr man sich allerdings mit diesen Feinheiten spielen will, ist auch wieder eine Frage des persönlichen Perfektionismus. Der Sinn der Einrückung ist, dass er dem Leser zeigt, dass ein neuer Absatz beginnt, auch wenn der vorangegangene die letzte Zeile (fast) ausgefüllt hat. Der Verzicht auf die Einrückung am Seitenbeginn dient hingegen einem ausgewogeneren Seitenlayout und hat mehr ästhetische Gründe.

 

Zeilenabstand und Durchschuss

Der Zeilenabstand bemisst sich von der Grundlinie einer Zeile bis zur Grundlinie der darauffolgenden Zeile. In der Regel ist der Zeilenabstand größer als der Schriftgrad (sonst würden sich die Buchstaben berühren). Diesen zusätzlichen Abstand nennt man in der Typografie Durchschuss.

Der Zeilenabstand ist für den Lesekomfort sehr wichtig. Zu enge Abstände pressen die Zeilen aufeinander, es ist zu wenig weiße Fläche vorhanden und dem Auge fällt es schwer, einzelne Buchstaben zu erkennen und die Zeile beim Lesen zu halten. Ein zu großer Zeilenabstand hingegen lässt den Text verloren wirken, beim Wechsel von Zeilenende zu Zeilenanfang (dem Rückschwung) verliert der Leser den Bezug und auch das stört den Lesefluss.

Welcher Zeilenabstand optimal ist, hängt von der Art der Schrift ab, eine verspielte braucht mehr Abstand als eine klare. Aber auch von der Zeilenlänge und der Schriftgröße. Eine bewährte Faustregel ist für übliche Schriftgrößen 120%, also bei einer 10 Punkt-Schrift, ein 12 Punkt Abstand. Mehr als 150% (1,5 Zeilen) ist hingegen für die meisten Leser bei längeren Fließtexten unangenehm.

 

Zeilen- und Seitenumbruch

Der Zeilen- und der Seitenumbruch sind wichtige Aspekte beim Satz eines Buches. Hier kommt es nicht nur auf richtig oder falsch, sondern vor allem auch auf einige ästhetische Aspekte an.

Wenn Sie den Text des Manuskripts in eine Satzvorlage einfließen lassen – egal, ob in Word oder InDesign –, erhalten Sie zunächst den Rohumbruch; dies ist ein Umbruch ohne Beachtung der Umbruchregeln. Nun muss der Umbruch händisch nachgearbeitet werden.

Beim Zeilen- und Seitenumbruch geht es um zweierlei: zum einen um rechtschreib- und typografiegerechte Worttrennungen am Zeilenende und am Seitenumbruch sowie zum anderen um ästhetische und dem Lesekomfort gerecht werdende Umbrüche: Auch Trennungen dürfen den Lesefluss nicht stören.

Die am häufigsten auftretenden Satzfehler beim Umbruch sind Schusterjungen (eine einzelne Zeile eines Absatzes am Ende einer Spalte oder Seite), Hurenkinder (die letzte Zeile eines Absatzes am Anfang einer neuen Seite), der sogenannte Fliegenschiss (die letzte Zeile eines Absatzes, die aus einer einzelnen Silbe eines getrennten Wortes besteht), Löcher (zu große und/oder variierende Wortabstände) sowie Gassen (auch als Gießbach bezeichnet: vertikale, über mehrere Zeilen laufende, direkt übereinanderstehende Wortzwischenräume). Solche Probleme mit dem Textfluss lassen sich relativ leicht mit manuellen Eingriffen in die Zeilenlaufweite oder durch das Ausprobieren alternativer Worttrennungen beheben.

 

Blocksatz oder Flattersatz

Grundsätzlich ist es eine Geschmacksfrage, ob man den rechten Abschluss einheitlich oder offen haben will. In vielen wissenschaftlichen Abstracts wird inzwischen linksbündig gesetzt, also mit Flattersatz. Das hat den Vorteil, dass die Leerräume in der Zeile gleichgroß sind, aber dass man sich beim Zeilenwechsel verliert, weil sich das Auge am Schriftblock orientiert. Aus diesem Grunde arbeitet man im Buchdruck bei der Formatierung normalerweise mit Blocksatz und eben Silbentrennung.

 

Trennungen

Grundsätzlich sollten vor allem in belletristischen Texten wenig Trennungen vorkommen; dass es ohne Trennungen beim Blocksatz nicht geht, ist selbstverständlich auch klar. Wenn getrennt wird, dann sollte bei zusammengesetzten Wörtern möglichst nach Sinneinheiten getrennt werden (Blumentopf-erde statt Blumento-pferde) Urin-stinkt anstatt Ur-instinkt).

Daneben gibt es weitere Aspekte, die beachtet werden sollten:  . Namen sollten möglichst nicht getrennt werden, insbesondere dann nicht, wenn der Vorname nach dem ersten Buchstaben abgekürzt ist, dies gilt ebenso für Namenszusätze wie Dr.; auch Namenspräfixe wie „von“ sollten immer auf einer Zeile mit dem Nachnamen stehen. Dazu gibt es spezielle Leerzeichen, die sicherstellen, dass zusammenbleibt, was zusammenbleiben soll (Umschalt + Strg + Leerzeichen).

Und dann kommt noch der Feinschliff:

  • Mehrere Trennungen in Folge sind nicht schön, aber okay, mehr als drei sollten es aber nicht sein;
  • Wörter mit weniger als fünf Buchstaben sollten nicht getrennt werden (nach einer Trennung sollten auf der neuen Zeile mindestens drei Buchstaben stehen);
  • Mehrere untereinander stehende Trennungen mit gleicher Anfangssilbe sehen jedoch nicht besonders toll aus (ver-reisen, ver-wirrt, ver-sonnen)
  • „sinnlose“ Trennungen wie am Zeilenanfang die Silbe -gung (Kündi-gung) sind unangenehm zu lesen .

Aber das ist letztlich ein Stück weit Ansichtssache und eine Frage des persönlichen Monk-Faktors. An irgendeinem Punkt der Bearbeitung des Satzes muss man sich bei der Formatierung (s)einen Mittelweg zwischen einem geschlossenen Satzbild mit harmonischen, regelmäßigen Wortabständen auf der einen Seite und einem intakten Wortbild auf der anderen Seite suchen.

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Formatierung 3: Seitenlayout

Auch das Seitenlayout bestimmt bei gedruckten Büchern in hohem Maße den Lesekomfort. Einerseits durch das Verhältnis zwischen Text und Hintergrund, andererseits auch ganz praktisch, ob man das Buch bequem aufschlagen und halten kann, ohne Teile des Textes zu verdecken.

 

Grauwert

Den Grauwert zieht man in der Typografie heran, um dem Leser einen ruhigen, gleichmäßigen und harmonischen Text anzubieten. Auch er ist ein wesentliches Kriterium für eine gelungene Formatierung.

Man meint damit das Verhältnis von schwarzem (Druck-) und weißem (Papier-) Anteilen einer Seite. Wie hoch der Druckanteil ist, hängt von Schriftart, Schriftgröße, Schriftschnitt, Zeichen- und Wortabstand sowie Zeilenlänge und Zeilenabstand ab.

Der Grauwert ist keine wissenschaftliche Formel, sondern eher ein ästhetischer Richtwert. Am Ende entscheidet der Geschmack. Je dunkler und dichter der Grauwert, desto anstrengender ist der Text zu lesen. Ein guter Grauwert beeinflusst massiv die Erfassbarkeit und den Lesekomfort eines Textes.

 

Seitenränder 

  • Bücher sollten über einen umlaufenden, unbedruckten Seitenrand, von mindestens 10 mm verfügen.
  • Die inneren Seitenränder (im Bund) bitte mindestens 5 mm breiter als die Außenränder anlegen (je größer die Seitenzahl, desto größer sollte auch der innere Rand sein, um das Buch noch ohne Bruch des Bundes so aufklappen zu können, dass das Zeilenende gut lesbar ist).
  • Soll der Buchinhalt mit Seiten im Anschnitt gedruckt werden, bitte  bei der Formatierung rundum 3 mm Beschnittzugabe anlegen.

Kopf- und Fußzeilen

Auch hier kann man einem Buch eine sehr persönliche Note geben.  Ob man die Seitenzahlen nach oben oder nach unten nimmt, zentriert oder nach außen, mit oder ohne kleine Trennzeichen (Grafiken), ist eine Frage des Geschmacks und sicherlich auch des Inhalts des Buches. Oft sieht man, dass in der Kopfzeile der Buchtitel oder das Kapitel angegeben werden, manchmal auch Grafiken, die den Text künstlerisch aufwerten sollen.

Initiale

Dieses Schmuckelement wollen wir euch auch nicht vorenthalten. In alten Büchern sieht man das oft und auch moderne Werke greifen das gerne auf: Die prächtig verzierten ersten Buchstaben zu Beginn eines Kapitels. Manchmal auch Ziermajuskel genannt, sind sie Relikte aus der Zeit der Buchmalerei, als man noch liebevoll jede einzelne Seite der wertvollen Folianten von Hand gestaltet hat, weil es keinen Buchdruck (und schon gar nicht den von Gutenberg mit den beweglichen Lettern) gab.

Das geht übrigens sogar mit Word, wenn man sich ein bisschen spielen mag. 🙂

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Buchsatz

Beim Buchsatz selbst (also dem Einpassen des formatierten Textes in ein Druck-Manuskript) sind auch noch ein paar technische Dinge zu beachten. Die haben wir uns schon vor einiger Zeit im entsprechenden Wiki-Eintrag angesehen.

 

Ihr seht, es gibt viel zu bedenken, und wenn ihr das nächste Mal ein Buch in Händen haltet, achtet mal auf sein Schriftbild. Hinter seiner Formatierung steckt sehr viel Arbeit und Handwerk.

3 Comments

  • Sabine

    Bei fast allem gebe ich Dir recht…
    Da ich selbst liebend gern in der Bibliothek in die Bücher reinlese, und ab und zu ein Buch zurücklasse, nur weil es innen unsympathisch aussieht 😉

    Aber bist Du Dir bei der Trennung vom Urinstinkt sicher? Denn der Sinn wäre bei mir eher Ur-instinkt, oder habe ich da einen Denkfehler?
    Danke schön!

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