Sag’s mit Stil! Hier sind die Mittel
Stilmittel im Skoutz-Wiki
Stil ist nicht das Ende des Besens, sondern der Anfang eines mitreißenden Textes.
Stilmittel sagen ebenso wie Sprichwörter und Redensarten viel über eine Sprache, das Sprachvolk und die aktuell Sprechenden aus. Allein deshalb sind sie wichtig – weit über den Deutsch-Unterricht hinaus, als wir alle mehr oder minder erfolgreich auf der Jagd nach ihnen die Texte durchforsteten. Werbung, Politik und Kultur kämen ohne sie nicht weit.
Und auch beim Schreiben kann man mit dem gezielten Einsatz von Stilmitteln Erstaunliches erreichen. Denn durch sie wird eine bestimmte Aussage, schneller, einfacher, witziger transportiert. Stilmittel machen einen Text bunter und farbenfroher, sie sind – um gleich noch ein Stilmittel zu bemühen – die Acessoires. Es gibt also keinen Grund, sich vor ihnen zu fürchten. Im Gegenteil, Stilmittel machen – richtig eingesetzt – richtig Spaß.
Doch seht selbst:
.
Stilmittel in Kürze
Im Duden werden Stilmittel als „einen Stil kennzeichnendes Ausdrucksmittel“ definiert und finden sich vor allem in Kunst, Musik und Sprachwissenschaft. Sie zu erforschen, ist Aufgabe der Stilistik.
Hier geht es um sprachliche oder rhetorische Stilmittel, also solche, die mittels Sprache ausgedrückt werden, um Texte lebendiger und wirkungsvoller zu machen. Besonders häufig trifft man hier Stilelemente, bei denen mit den Wörtern gespielt wird oder mit Wortbildern gearbeitet wird.
.
Ausführlich betrachtet
Stilmittel kennzeichnen (wenig überraschend) einen bestimmten Stil. Dabei kann es sich zum Beispiel um den Stil eines Werks, eines Autors oder einer Künstlerin handeln, aber auch um den typischen Stil einer Epoche. Stilmittel finden sich in in allen Ausdrucks- und Kunstformen.
Stilmittel weichen oft unbewusst eingesetzt vom alltäglichen Sprachgebrauch ab. Sie heben einzelne Teile eines Textes oder einer Rede hervor: durch Betonung, Veranschaulichung oder besondere Einprägsamkeit.
Und weil wir wollen, dass ihr beim Schreiben und Lesen besser werdet, stellen wir euch künftig im Skoutz-Wiki die gängigen und weniger gängigen Stilmittel der Reihe nach vor und verraten euch auch, wann und wie man sie wirkungsvoll einsetzt.
Neben den klassischen Stilmitteln gibt es auch zahlreiche andere Ausdrucksmöglichkeiten:
- Jugendsprache
- Fachsprache
- Dialekt und Umgangssprache
- Fremdsprachige Wörter
Beginnen wir mit ein bisschen Theorie, die uns später die Kommunikation und Einordnung erleichtert.
Notwendige Theorie
Sprachliche Stilmittel unterteilt man in zwei Bereiche: Rhetorische und lyrische Mittel. Letztere befassen sich – vereinfacht – mehr mit Klang und Rhythmus, erstere mehr mit dem Wortsinn. Oder mit anderen Worten: sie wirken auf der Ausdrucks- oder der Inhaltsebene.
Rhetorische Stilmittel werden dabei etwas irritierend in Figuren und Tropen unterteilt. Darüber kann man literatur- und sprachwissenschaftlich ganze Dissertationen schreiben, aber in der Praxis ist es eigentlich nicht so wichtig. Darum genügt uns die vereinfachte Merkhilfe, dass Figuren in der Regel auf der Ebene der Grammatik wirken, also in das Gefüge des Satzbaus eingreifen, z.B durch Auslassungen und Umstellungen. Tropen hingegen sind keineswegs das Reiseziel braver Autoren, sondern wirken auf das einzelne Wort und seine Bedeutung, wie etwa eine Beschönigung. Speziell im Beamtendeutsch wimmelt es von Tropen, wenn man mal genauer aufpasst.
Kategorien
Für alle, die sich für Sprache und ihre Wirkung interessieren, ist ein gewisses Grundverständnis vom Umgang mit Stilmitteln Teil des Handwerks. Dazu ist jetzt nach der Deutsch-Klausur weniger erforderlich, diese mit der korrekten lateinischen oder griechischen Bezeichnung aufsagen zu können, als vielmehr ein Gespür für deren Einsatz und Wirkung. Im Grunde lassen sich die meisten Stilmittel in vier Gruppen zusammenfassen, wobei es auch – wie fast immer – Überschneidungen gibt:
- Wortbezogene (Tropen), bei denen man von dem üblicherweise zu verwendenden Wort abweicht, z.B. bei der Hyperbel (Übertreibung) oder der Metapher.
- Satzbezogene (Figuren), bei denen man von dem zu erwartenden Satzbau abweicht, meist um etwas zu betonen, z.B. bei der Anapher.
- Klangfiguren, die wirklich mit der Sprache und dem Klang des gesprochenen Wortes an sich spielen, z.B. bei der Alliteration (Stabreime)
- Gedankenfiguren, die den Erzählfluss durchbrechen, z.B. mit rhetorischen Fragen oder Ironie.
.
Wirkung von Stilmitteln
Stilmittel erlauben uns, mit unserem Text über den reinen Wortlaut hinaus Informationen zu vermitteln. Sie erleichtern eindrucksvoll den Ausdruck, indem sie
- Gefühle vermitteln;
- eine hohe Aussagekraft erzeugen und so einen Text verdichten;
- einen Text unterhaltsamer, lebendiger und emotionaler gestalten;
- die Wirkung und Überzeugungskraft des Textes erhöhen;
- überraschen, Aufmerksamkeit erzwingen und einprägsame Bilder erzeugen, die nachwirken
Gerade das Nachwirken macht Stilmittel in der Politik, in der Werbung und natürlich auch beim Lesen so unverzichtbar.
.
Die wichtigsten Stilmittel
Der Versuch eine umfassende Liste aller Stilmittel aufzuführen, ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt, denn dafür ist Sprache selbst viel zu kreativ. Aber es gibt natürlich eine Reihe üblicher Verdächtiger, die deutlich häufiger vorkommen als andere. Wir waren deshalb am Skoutz-Regal und haben einmal geprüft, welche Stilmittel uns besonders häufig über den Weg gelaufen sind. Dies gilt natürlich nur für deutsche Texte. In anderen Sprachen, mit anderen Anforderungen an Grammatik, Satzbau, Wortbildung, wird diese Liste naturgemäß anders ausfallen.
Gehen wir einfach mal von der Häufigkeit der verwendeten Mittel aus und fassen dann allzu sprachwissenschaftlich detailverliebte Unterscheidungen wieder zusammen, so sind die wichtigsten Stilmittel Folgende:
- Metapher – Bilder und Vergleiche
- Alliteration – Klangspiele mit Gleichlauten
- Oxymoron (und Antithese) – scheinbar Widersprüchliches
- Euphemismus – Beschönigendes
- Ellipse – Auslassungen
Diese – und viele weitere stellen wir euch alsbald hier vor.
Beispiele für den Einsatz dieser Stilmittel lassen sich nahezu überall finden: in den Klassikern der Weltliteratur ebenso wie im Groschenheft am Bahnhofskino, in der Werbung, in der Presse und natürlich in der Politik. Und wenn man darauf achtet, dann auch überall im Alltag.
.
Einsatz in der Belletristik
Jeder Text ist ein Kunstprodukt, das durch seine Machart über die reine Information hinausgeht. Dies zeigt sich schon im Wort „Text“, der ähnlich wie „Textilien“ von dem lateinischen Verb „texere“ für „weben“ abstammt.
Allein durch die Wortwahl verändert sich der Aussagegehalt bereits ein wenig. Stilmittel verstärken also in ihrer Wirkung das Anliegen des Autors über die reine Tatsachenübermittlung hinaus. Mit anderen Worten, um den Menschen vor dem Buch in die Geschichte zu ziehen, sind Stilmittel die Haken und Netze, mit denen wir arbeiten. Es geht natürlich auch ohne, aber mit Stil wird das Gelesene einfach schöner, runder und erfühlbarer. Es ist einprägsam und wirkt nach.
.
Wortmagie und Heimlichkeit
Stilmittel lieben es heimlich, sie werden oft unbewusst eingesetzt, einem vagen Sprachgefühl folgend. Und ebenso wirken sie unbemerkt am besten. Darum gelingt es in der Laboratmosphäre des Deutschunterrichts auch immer wieder, auch die spannendsten Texte so lange in ihre Bestandteile zu zerlegen, bis sie kalt und langweilig vor uns liegen. So, als würde man einen Teddybär in seine Bestandteile zerlegen. Man hat dann zwar Stoff, zwei Glasperlen und ein wenig Füllmasse, aber eben nicht mehr den Freund aus Kindheitstagen.
Wenn wir nun also Stilmittel sachlich und eher wissenschaftlich vorstellen wollen, dann nur, damit ihr sie mal bewusst gesehen habt. Mit Beispielen wollen wir eure Fantasie anregen, seid kreativ und nutzt sie. Mit eurem Stil vermittelt ihr zwischen eurer Vorstellung und der eurer Leser! Zaubert, begeistert, fühlt …
Das Salz in der Suppe
Wenn wir sagen, Stilmittel seien für einen Text wie das Salz in der Suppe, verwenden wir damit bereits gleich selbst eines, nämlich eine Metapher.
Damit ist in einem Satz das gesagt, was ausführlich wie folgt lautet:
Stilmittel sind für ein spannendes Leseerlebnis nahezu unverzichtbar. Ohne sie ist ein Text trocken und fade. Aber ein Übermaß oder eine falsche Zugabe können den Text ebenso wie die Suppe auch verderben. Dann wird es schnell bemüht und lächerlich. Von daher ist weniger oft mehr und kritisches Gegenlesen unerlässlich.
Denn immer wieder geht Autoren beim Schreiben der kreative Gaul durch. Mit anderen Worten: Sie erliegen der Versuchung, mit ihrem Wortwitz und ihrer Kreativität anzugeben. 🙂 Und das ist niemals gut.
.
Bonuswissen: Stilmittel in Fachtexten (Klugscheiß-Modus)
Stilmittel sind außerhalb sprachwissenschaftlicher Arbeiten mit entsprechendem Thema mit Vorsicht zu genießen. Dort ist Sachlichkeit geboten, der ein allzu fantasievoller Sprachgebrauch eher abträglich ist.
Bei Vorträgen, Referaten oder dergleichen sind sie dagegen eine wertvolle Hilfe, um das Publikum – ganz im Sinne unseres Themas – bei der Stange zu halten. Rhetorisch wirkungsvoll heißt ja keineswegs blumig oder poetisch.
Wer sich für Stilmittel in der Politik interessiert, dem empfehlen wir diesen sehr spannenden wissenschaftlichen Artikel* über die Rhetorik von Donald Trump in seiner Antrittsrede auf der Seite der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg.
.
Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Lesen und bleibt auch bei den Folgebeiträgen dabei. Wir freuen uns auch über Feedback und Themenvorschläge.
Mehr zum Thema Sprache und Schreibschule findet ihr in den entsprechenden Rubriken in unserem Skoutz-Wiki.