Ich lese aktuell in vielen Diskussionen: Kommerziell geht nicht, aber privat schon. Man will ja nur spielen und würde nicht bezahlen. Da verliert also keiner was. Das finde ich etwas bequem,
- Denn mit diesen Spielereien ebnet man KI den Weg. Wir trainieren mit unseren Ergebnisse eben auch die Verbesserung der KI und damit die Unkenntlichmachung der Ausgangskunst. Man schadet also der freien handgemachten Kunst gerade auch mit diesen Spielereien.
- Das ist die ähnliche Logik wie bei illegalen Downloads: Hätte ich ja nie gekauft, also ist kein Schaden passiert. Doch. Wer seine Kunst nicht unter freie Lizenzen stellt, will nicht, dass sie verwendet wird. Wer das ignoriert, ignoriert diesen Willen. Wer sich Produkten bedient, die diesen Willen bekanntermaßen ignorieren, leistet Vorschub und macht sich in jur. Dimenstionen zum Mittäter.
- Wer bei Butinette oder Heimwerker Krempel für sein Hobby holt, kann doch auch nicht nicht bezahlen mit dem Argument, dass damit kein Geld verdienen wird und es „nur dem Spaß“ dient.
- Anders als im Profibereich, wo man eben auch sehen muss, dass man seine Kosten reinbekommt, wo man – dazu komme ich noch – Marktdruck ausgesetzt ist, ist es im Freizeitbereich doch auch viel leichte, etwas zu lassen. Gerade weil man nicht darauf angewiesen ist und es ebenso gut lassen kann.
Und rein rechtlich?
Das gern gelesene etwas überhebliche Argument, die KI-Entwickler hätten die Juristen abgehängt, ist falsch. Die waren ähnlich wie die Igel schon längst dort, wo der KI-Hase hinhoppelt. Urheberrechtlich ist es keine Grauzone, sondern tatbestandlich eine Schutzrechtsverletzung. Gegenüber dem Urheberr haften in den meisten Konstellationen alle, die sich des Werks direkt oder indirekt bedient haben zunächst mal gesamtschuldnerisch. Einer für alle. Dann kann man im Innenverhältnis kucken, ob das der „Bastler“ ist, der KI-Betreiber, dessen Entwickler, die Plattform, über die das Ausgangsmaterial beschafft wurde, kann dann von diesen im Innenverhältnis geklärt werden.
Warum das nicht geschieht, oder nur sehr allmählich:
Weil man nachweisen muss, dass das eigene Werk definitiv genehmigungslos verwendet wurde. Und je zersägter die KI durch unser Training wird, desto schwerer wird das. Das ist aber kein rechtliches, sondern ein ermittlungstaktisches oder eben ein technisches Problem. Insofern hängt das Elend der Kunst nicht an den Paragraphen, sondern an der Technik.
Hier wird aktuell sehr viel geforscht und es steht zu erwarten, dass KI auch dafür eingesetzt wird, sich selbst in einem homogenen Kunstwerk zu erkennen. Spannender wird, bis zu welchem Anteil man eine Verwendung vernachlässigen kann, auch wenn keine ausdrückliche Freigabe vorliegt?
Wer wird dann verklagt? Erfahrungsgemäß diejenigen, die vorn stehen, als derjenige, der das KI-Werk veröffentlicht, der Blog mit seinem autogenerierten Text, der Coverdesigner … Auch, weil die sich nicht so gut wehren können wie ein im Ausland sitzender Multikonzern.
Es kann natürlich auch sein, dass man über AGB gezwungen wird, im Prinzip jeder Weitergabe eines Werkes für solche KI-Trainingszwecke zuzustimmen, wenn man die liebgewordenen Plattformen weiter nutzen will. Umgekehrt rüsten große Datenverarbeiter wie zB Amazon auch schon auf und hinterfragen, woher ihr Content kommt. Auch wenn das eher nach Haftungsfreistellung wie nach Verzicht aussieht.
In Brüssel und Berlin wird aktuell eine Beweislastumkehr diskutiert, wonach die KI-Entwickler eben nachweisen müssen, woher sie ihren Datensatz haben und große Firmen in meinem Dunstkreis, die mit KI arbeiten wollen, trainieren sie derzeit auch nur mit originären/eigenen Datensätzen, um hier „safe“ zu sein. Aber da ist natürlich bei allen, die „ja nur spielen wollen“ massiver Lobbydruck dagegen. Oder vielmehr von denen, die diese Spielereien nutzen, um sich kostengünstig das zusammengeklau(b)te Zeug sortieren und immer granularer zerlegen zu lassen.
Aber was tun, wenn es alle tun?
Ich bin ratios!
Das Problem, dem ich mich aber ausgesetzt sehe: Wenn es alle machen, speziell in gewissen Marktsegmenten, kann man sich schon zurückhalten, aber dann zieht die Karawane halt ohne einen weiter. Weil man man nicht die hübschen Bilder hat. Oder man braucht halt viel länger für seine Bilder und Texte als die Konkurrenz oder hat höhere Kosten.
Das heißt, gerade da, wo man verdienen will/muss, ist es u.U. sehr schwer den sich etablierenden Markterwartungen, der Kostenstruktur und so hässlichen Sachzwängen zu widerstehen. Also wie haltet ihr das? Seid ihr standhaft? Gebt ihr nach? Achtet ihr als Verbraucher darauf, dass Fair Trade auch im Kreativbereich gilt?