Georg Büchner-Preis 2019 an Lukas Bärfuss
Alle Jahre wieder vergibt die Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung seit 1951 den Georg Büchner-Preis. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Der Preis wird an Schriftsteller vergeben, die „durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten“ und „an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben“. Zu den Preisträgern gehören Max Frisch (1958), Günter Grass (1965) und Heinrich Böll (1967).
Nun geht der Georg Büchner-Preis 2019 an den Schweizer Lukas Bärfuss.
Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass Bärfuss einer der herausragenden Erzähler und Dramatiker der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur sei. Sein sich aus Novellen, Essays und Theaterstücken zusammensetzendes Werk erhielt mehrfach Auszeichnungen. In seiner Dankesrede mahnte Bärfuss vor einem Vergessen der Nazi-Diktatur. Es bliebe die Aufgabe seiner Generation, die Erinnerung lebendig zu halten, denn wer den letzten Krieg vergesse, bereite schon den nächsten vor. Für ihn seien die Nazis und ihr Gedankengut nicht plötzlich wieder da, sie seien überhaupt ni e weg gewesen.
Über den Preisträger
Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört Bärfuss Debüt „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“. Das Bühnenstück erzählt von der Liebe eines geistig behinderten Mädchens zu einem deutlich älteren Mann. Auch Romane wie „Hundert Tage“ über den Völkermord in Ruanda und „Koala“ über den Suizid seines Bruders, wurden viel beachtet.
Lukas Bärfuss ist ein Mann, der hinschaut, wo andere wegschauen. Der Fragen stellt und Antworten erwartet. Er bezeichnet die Schweizer als „Volk von Zwergen“ und beklagt die Okkupation von Medien und Kulturinstitutionen durch rechtsgerichtete Politiker und Kapitalisten. In diesem Kampfeswillen gleicht Bärfuss Georg Büchner. Er sieht auf ein bewegtes Leben zurück und hat viel von dem, was er schreibt, auch erlebt. Geboren 1971 in Thun in der Schweiz, flog er mit 16 Jahren von der Schule, schlug sich mit Hilfsjobs durch und landete im Drogenmilieu, ganz unten, ganz außen, am Rande der Gesellschaft. Er selbst sagt, dass ihn das Lesen gerettet hat. Er las mit 18 Jahren Eschenbachs Parzival und entdeckte die Literatur für sich. Begann in einer Buchhandlung zu arbeiten und zu schreiben.
Über den Georg Büchner-Preis
Namensgeber des Preises ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner („Woyzeck“). Er wurde 1813 im Großherzogtum Hessen geboren und starb 1837 in Zürich. Büchner war ein politisch äußerst kritischer Autor und Gegner der wirklichkeitsfremden romantischen Dichtung. Sowohl in Kampfschriften wie dem berühmten „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“-Pamplet aus dem Hessischen Landboten von 1834, als auch in seinem literarischen Werk wie „Dantons Tod“, rüttelt Büchner an einem von ihm als falsch empfundenen Status quo. So hadern seine Figuren mit komplexen, sie überfordernden Problemen, können sich über widerstreitende Gefühle keine Klarheit verschaffen und scheitern deshalb häufig. Die psychologische Tiefe seiner Figuren ist beeindruckend.
Der Georg Büchner Preis existiert seit 1923, wird seit 1951 als reiner Literaturpreis verliehen und ist heute der höchstdotierte deutsche Literaturpreis.
Mehr über den Georg Büchner-Preis weiß wie so oft Wikipedia.