Skoutz-Sprachlabor: Ein Leben zwischen den Stühlen – das Semikolon
Heute widmet sich das Skoutz-Sprachlabor einem stiefmütterlich behandelten Satzzeichen, das als Hybrid aus Punkt und Komma weder Fisch noch Fleisch ist und von daher ein trauriges Leben zwischen allen grammatikalischen Stühlen fristet: das Semikolon.
Wir wollen mal sehen, ob wir nicht doch ein bisschen für seinen – tatsächlich oft hilfreichen – Einsatz werben können.
Das Semikolon – das Kellerkind der Satzzeichen
Das Semikolon (oder in südwestlichen Gefilden des deutschen Sprachraums auch Strichpunkt) dient der Verbindung zweier gleichrangiger Sätze oder Wortgruppen. Dabei ist sein äußeres Erscheinungsbild, die Kombination aus Komma und Strich gut gewählt, denn tatsächlich soll es eine stärkere Trennung als das Komma, aber eine schwächere als der Punkt bewirken. Nach einem Semikolon (Plural: Semikola) wird nach der deutschen Rechtschreibung klein weitergeschrieben, sofern kein von Natur aus groß geschriebenes Wort (Substantiv o.ä.) folgt.
Der Duden weist dem Semikolon zwei Aufgaben zu:
Abgrenzung von gleichrangigen Sätzen oder Wortgruppen
Der Strichpunkt steht immer dort, wo bei einer Abgrenzung zweier Sätze ein Komma zu schwach wäre, aber ein Punkt trennen würde, was zusammengehört. Dabei bestimmt zunächst der Autor selbst, wie eng er diese Hauptsätze aneinanderbinden will, ob er also Komma, Semikolon oder Punkt einsetzen möchte.
Wenn die in Frage stehenden Sätze ihrerseits Kommas enthalten, liegt es nahe allerdings nahe, sie durch ein Semikolon zu trennen, um die hier erforderliche stärkere Trennung zu betonen.
Man kann die Frage nach dem richtigen Einsatz eines Semikolons also nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten; vielmehr muss man hier etwas weiter ausholen, um die Feinheiten aufzuzeigen.
Würde im zweiten Satz kein Komma vorkommen, wäre es eine Frage der Betonung, welches Satzzeichen man verwendet. So reduziert sich die Wahl aber auf Semilkolon oder Punkt.
Bei Aufzählungen mit gestufter innerer Gliederung
Um innerhalb einer Aufzählung verschiedene Gruppen oder innere Zusammengehörigkeiten zu betonen, taucht anstelle eines Kommas manchmal verstärkend ein Semikolon auf.
Skoutz ist ein bunter Haufen aus Autoren und Autorinnen; Rezensenten, Bloggern und normalen Lesern; Technikern, Finanzleuten, Eventmanagern sowie verschiedenen anderen Verrückten.
Dies gilt insbesondere dann, wenn die Listenelemente selbst Kommata enthalten können.
Renaissance des Semikolons dank des Smileys
😉 Weil Totgesagte bekanntlich länger leben, erfreut sich in unseren modernen Zeiten das Semikolon plötzlich allerhöchster Beliebtheit, benötigt man es doch, um ein Zwinkern darzustellen. Das finden wir besonders schön, denn irgendwie passt das nicht nur grafisch, sondern auch inhaltlich sehr schön zum Semikolon, das damit am Ende doch am besten lacht. 😀
Ein wichtiger Partner in vielen Programmiersprachen
Seine Kompromissbereitschaft macht das Semikolon heute als Trennzeichen in vielen Skript- und Programmiersprachen unentbehrlich. Das ist schön, weil es hier wenigstens zu etwas Ansehen kommt. So schließt oder trennt es Anweisungen von einander oder ermöglicht eine stringente Kommunikation mit dem Parser.
Der Laie sieht das am Häufigsten bei E-Mails, wo mehrere Adressaten im Eingabefeld durch Semikola getrennt werden. Auch Excel möchte, dass ganze Zahlen mit Semikola getrennt werden, damit man sie von Dezimalzahlen unterscheiden kann:
5,5 meint Fünfeinhalb während 5;5 zweimal fünf bedeutet.
Hinweis: Auch wenn wir hier versuchen, die amtlichen Rechtschreibregeln nachvollziehbar darzustellen, sind wir selbst nicht vor Fehlern gefeit.