Zu Besuch bei Jürgen Höreth
Heute sind der Skoutz und ich wieder unterwegs. Wir haben einen Termin mit Jürgen Höreth. Er hat es mit seinem Buchtitel „Kalle und Emrah: Zombies, Nazis und ein dickes Pferd“ auf die Midlist Horror von Nico von Cracau geschafft und für uns ist es ein guter Grund, ihn zu besuchen. Wir haben einige Fragen im Gepäck und wollen diese natürlich loswerden. Und Jürgen hat uns sofort zugesagt, worüber wir uns auch sehr gefreut haben.
Aber hier stehen wir schon vor der richtigen Tür, es kann also losgehen.
Zu Besuch bei Jürgen Höreth der keine Vorurteile mag
Hallo liebe Jürgen, wir freuen uns sehr, dass wir dich heute besuchen dürfen und du dir Zeit für uns genommen hast. Wir sind sehr gespannt auf deine Antworten und ich würde vorschlagen, lass uns einfach anfangen, OK? Ach ja, und unser Skoutz-Kauz ist notorisch neugierig, er schaut sich gerade bei dir um, er kann es einfach nicht lassen ….
Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?
Ich empfange Euch in meinem Wohnzimmer, ein Raum, der von einer monsterartigen schwarzen Couch und einem noch monstermäßigerem Flachbildschirm beherrscht wird.
WOW, ja ist wirklich imposant!
An meiner Seite mein treuer Hund Ayk, der auch als tierischer Staubsauger fungiert (was heißt: er lauert stets auf Krümel und Sonstigem, dass sich der Schwerkraft nicht widersetzen kann.
Ist aber ein schöner, meine Fellnase lauert auch immer wenn ich etwas esse, das kenne ich sehr gut. Auch bei uns in der Redaktion liegt alles Mögliche auf dem Boden, aber garantiert nichts Fressbares.
Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?
Mein Motto: Wird schon werden, mal sehen was kommt.
Wir im Rheinland sagen, et kütt wie es kütt. Das hilft, den Irrsinn gelassen hinzunehmen. Merkt man das auch bei deinem Schreiben?
Inwieweit sich das auf mein Schreiben auswirkt? Hm, ich plane nicht groß, erstelle keine seitenlangen Exposès, sondern schreibe, wenn mir wieder etwas Neues einfällt oder mich kurzzeitig die Muse küsst.
Ah, ich verstehe. Du lässt dich also dornröschenmäßig wachküssen. Ist das nicht riskant mit Blick auf die Verkaufszahlen?
Da ich vom Schreiben nicht leben muß, kann ich mir dies leisten.
Das ist ein Luxus, den viele, die träumen, vom Schreiben zu leben, nicht sehen. Aber es stimmt. Nur so bist du in deinen Themen wirklich frei.
Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?
Nazis, Menschen, die so vollgemüllt von Vorurteilen sind, dass sie von vollkommenen Fanatismus beherrscht werden.
Wah, die Menschen mag ich auch überhaupt nicht und ich distanziere mich absolut von sowas. Ich will und möchte mit sowas oder so jemandem zu tun haben. Aber lass uns mal von der fröhlichen Schwester des Vorurteils sprechen …
Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?
Ich habe nichts gegen Klischees. Manche Klischees sind irre witzig, so dass ich sie mit Vergnügen in einem humorvollen Kontext verwende.
Ich mag es als Leser total gerne, wenn etwas mit den Klischees gespielt wird. Das lockert auf, das macht Spaß. Wobei wir bei dieser Frage oft hören, dass Klischees gar nicht gingen. Wie siehst du das dann?
Um manche Klischees kommt man einfach nicht umhin, da sie tatsächlich universelle Wahrheiten wiedergeben. So gesehen: Nur immer her mit den Klischees.
Wir nehmen dich beim Wort und wechseln erst mal zur nächsten Frage:
In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?
Hauptsächlich schreibe ich im Horror-Genre, dabei kann es natürlich passieren, dass ich dafür die Spielräume von Western, SF oder Fantasy verwende.
Das lässt sich bei einem „Stimmungs-Genre“, das ja immer noch ein Thema und ein Set braucht, wohl auch nicht vermeiden. Aber hast du das bewusst geplant?
Bewusst dafür entschieden, hm?
Oder würfelst du mit der schmusigen Muse von vorhin?
Ich wollte immer schon einmal einen Horror-Roman schreiben, vor allem da ich in meiner Jugend Horror-Heftromane verschlungen habe und auch ein bißchen im damaligen Horror-Fandom mit Illustrationen und Kurzgeschichten aktiv war. Später las ich hauptsächlich King und Koontz und die beiden sind ja bekannt dafür nicht ausschließlich Kuschelromane zu schreiben.
Ja, das stimmt wohl. Und das hat dich dann geprägt?
Genau. Da muß also ordentlich etwas kleben geblieben sein. Später wurde ich dann ein vorbehaltloser Jünger von Joe Lansdale, einem Genre-Alleskönner und einem Humorbolzen erster Güte. Dass sich dann humorvolle Elemente in meine Stories geschlichen haben, war wohl eine natürliche Folge.
Wunderbar, da hast du für dich ja eine ganz klare Erklärung. Und ein dickes Danke an Lansdale, denn wir finden, dass Horror und Humor hervorragend zusammenpassen. Das kommt auch immer gut bei den Skoutzis da draußen an. Kollege Ralf Kor ist mit diesem Konzept immer sehr erfolgreich in unseren Listen.
Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?
Strenge Kritik habe ich tatsächlich noch gar nicht erhalten.
Oh, tatsächlich? Wie kommt es?
Dafür habe ich wohl zu wenig geschrieben und bin einfach zu unbekannt. Wenn mich mehr Leute lesen würden, würde ich sicherlich auch dann und wann eins auf den metaphorischen Latz bekommen.
Wer weiß …
Ansonsten rügt mich mein Herausgeber Sascha manchmal, dass ich ein Zeichensetzungschaot bin – das wars dann aber auch schon.
Oh, die bösen Kommas vermutlich. Aber das hält sich ja in Grenzen. Was würdest du machen, wenn ein erboster Fan dann mal die verbale Keule rausholt?
Sollte ich tatsächlich einmal strenge Kritik erfahren, schwöre ich Stein und Bein, dass ich mir diese ganz dolle zu Herzen nehmen und tief in mich gehen werden.
Braaav!
Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?
Uff, ich bin ja nicht so der Anhänger von Goldenen Weisheiten.
Nicht? Das klang bei den Klischees gerade noch anders. 🙂 Aber schön ist der Satz doch.
Ich schreibe zur reinen Unterhaltung. Für Universelle Lebensweisheiten sind andere, klügere Leute zuständig.
Meinst du das wirklich? Gerade Humor funktioniert ja nur, wenn man was Grundlegendes darin erkennt und verfremdet. Ich fand, dass man von Kalle und Emrah durchaus lebensweise Erkenntnisse ableiten kann, wenn auch eben durch die Hintertür mit der Grinsekatze über dem Rahmen.
Wir haben ja vorhin schon über Bücher gesprochen, lass uns das mal noch vertiefen:
Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?
Meine Liebe zum Lesen wurde tatsächlich mit den Dämonenkiller-Heftromanen geweckt.
Ja, die kenne ich auch noch und habe diese Heftchen früher dauernd gelesen. 🙂
Die Liebe zum Horror-Buch erweckte wohl Kings THE STAND. Weiter wurde dann diese Liebe von Koontz 80erJahren-Romanen und Nancy Collins Sonja-Blue-Romanen genährt.
The Stand hat mich damals unglaublich fasziniert und mich dazu gebracht, ganz viele Stephen King Bücher zu lesen. Und wie ging es dann bei dir weiter?
Zwischendurch hatte ich eine Lesedurststrecke, hier erfolgte dann allerdings eine Wiedererweckung durch John Irvings ZIRKUSKIND und den Hap und Leonard-Romanen von Joe Lansdale. Untermauert wurde dies dann noch durch John Niven und den humoristischen Romanen von Sprague de Camp.
Da sind wirklich tolle Bücher dabei, die ich teilweise auch gelesen habe. (Und mich motiviert, die anderen anzuschauen. Das ist ja eine Empfehlung für sie. Was meinen SuB nährt und meine Regale füllt.
Gutes Stichwort …
Wie sortierst du deine Buch-Regale?
Eigentlich nur nach Genre, dann versuche ich (ich versuche es lediglich) die Bücher eines Autors beeinander zu halten.
Ich lerne hier bei den Interviews immer wieder Menschen kennen, die genauso wie ich, an der Sortierung des Bücherregals scheitern. Bei mir ist das furchtbar! Ich wäre für Stapeldimensionen statt Bücher-Tetris! Aber lass uns mal über allgemeine Themen reden …
Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?
Solange bei der Erstellung von Kunst niemand gefährdet oder schwer beleidigt wird, sehe ich da kein Problem.
Gut, dann widmen wir uns der nächsten Frage:
Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?
Tragisch wird es, wenn diese Ki’s den Leuten, die davon leben müssen, die Butter vom Brot nehmen.
Ja, die Sorgen sind wohl berechtigt. Es zeichnet sich schon ab, oder?
Speziell im Illustrations-Bereich sehe ich da sehr dunkle Wolken aufziehen – warum sollte hier noch jemand für Cover bezahlen, wenn ihm die KI dat Dingens in Nullkommanix hinzaubert.
Das ist eine gute Frage. Ich persönlich erkenne meist Bilder, die von KI erstellt wurden, sie wirken irgendwie einfach „zu perfekt“, ich kann das ganz schlecht sagen, woran es liegt. Aber das wird sicherlich noch besser – und damit schlechter für die Human-Kunst. Spannend ist, wie das mit den Urheberrechten geklärt wird. Zwischen Programmierer, Uploader und User ist das im Moment ja relativ offen. Aber letztlich hängt es wohl davon ab, was der Markt verlangt. Und wie sich die Großen verhalten …
Ob Großverlage KI-Romane publizieren werden, wird die Zukunft zeigen – die Gesetzmäßigkeiten des Marktes werden dies offenbaren.
Das stimmt, da müssen wir vermutlich Geduld haben und warten, wie es sich weiterentwickelt. Ich bin jedoch ein Verfechter von Büchern, die von Menschen geschrieben wurden. Jetzt sind wir schon fast fertig mit unserem Interview, ich habe aber noch eine kleine Frage zum Ende hin:
Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?
OK, ist notiert. Bei deinen Titeln lohnt das auch.
Wenn wir im nächsten Jahr wiederkommen, werden wir dir vermutlich diese Frage auch stellen.
Lieber Jürgen, wir haben uns hier bei dir sehr wohl gefühlt. Wir möchten uns ganz herzlich für deine Zeit und deine Antworten bedanken. Unserm Skoutz-Kauz hat es bei dir auch total gut gefallen. Viel Erfolg im weiteren Wettbewerb.
Hier gibt es mehr über Jürgen Höreth:
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- Amazon Autorenseite*
Skoutz Lesetipp:
Kalle + Emrah und das rüde Leben nach dem Zombiecrash von Jürgen Höreth
Das neue Traum-Duo im Land des Zombiewahnsinns!
Die Erde ist im Eimer. Jedenfalls hat es den Anschein, schließlich strömen die Toten aus ihren Gräbern und haben gewaltigen Kohldampf. Infolgedessen geht auch die Zivilisation wie wir sie kennen zum Teufel. Städte wandeln sich zu stillen Totenhallen, Banden ohne Moral und Gewissen ziehen durch die Lande, morden, plündern, vergewaltigen. Grund genug, den Kopf hängen zu lassen, aber die beiden Freunde Kalle und Emrah geben nicht auf. Mit allzu großer Klappe und der entsprechenden Bewaffnung schlagen sie sich mit blutgeilen Rockerbanden, einem Psychopathenpärchen und machtlüsternen Bürgermeistern herum (und kümmern sich nebenbei noch um den ein oder anderen Zombieschädel).
Der etwas zu romantische Kalle und die Kodderschnauze Emrah lassen sich nichts gefallen und bekommen auch mal tüchtig den Arsch versohlt, aber sie wursteln sich unverdrossen durch diese grausig neue Welt.
Skoutz meint: Es gibt diese Bücher, da meint man, den Autor beim Lesen im Kopf sprechen zu hören. Oder die Protagonisten! Bei Kalle und Emrah ging es mir so. Es war ein reines Vergnügen, die beiden auf ihrer Odyssee durch eine irre Welt zu begleiten und mit ihnen ein Problem nach dem anderen zu meistern. Die Figuren sind so abgefahren und gleichzeitig normal, so völlig gnadenlos konsequent, dass ich mich jetzt schon auf ein Wiedersehen freue. Und das, obwohl ich sonst nicht in diesem Genre unterwegs bin. (kn)
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Hinweis:
Jürgen Höreth steht mit seinem Titel „Kalle und Emrah: Zombies, Nazis und ein dickes Pferd“ auf der Midlist Horror von Nico von Cracau, dem das beim KOVD verlegte Buch offenbar genauso ein Grinsen aufs Gesicht gezaubert hat.
Damit hat er natürlich gute Chancen auf den Skoutz-Award im Bereich Horror.
Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.
Und wenn ihr uns, dem Autor und vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!