Zu Besuch bei Melisa Schwermer
Heute hat sich Heike den Skoutz geschnappt und ist unterwegs zu Melisa Schwermer, die wir bei Skoutz natürlich schon kennen. Ihr Titel „So düster die Rache“ ist auf der Midlist Crime und hat unsere Jurorin Kay Noa überzeugt. Also sind wir losgezogen um mit Melisa zu reden. Speziell beim Skoutz ist die Wiedersehensfreude groß und weil Heike das Geflatter inzwischen ziemlich nervt, ist sie froh, dass sie da ist.
Zu Besuch bei Melisa Schwermer, die schon ein spannendes Buch glücklich machen kann
Hallo liebe Melisa, wir freuen uns sehr, dass du uns deine Zeit schenkst und wir uns endlich wieder einmal treffen. Sollen wir direkt anfangen?
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Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?
Puh. Schwierige Frage.
Ja, wir haben ja nicht gesagt, es wäre einfach.
Früher dachte ich, dass ich dann eine Eidechse wäre, da die sich durch den Schwanzabwurf retten können.
Oh, ja guter Gedanke!
Heute wäre ich glaube ich lieber ein Tier, das in der Obhut eines guten Menschen lebt und sich nicht allein in der wilden Natur durchschlagen muss.
Hat auch was —
Also vermutlich eine Katze, die haben ihren eigenen Kopf, schlafen viel und haben – zumindest bei uns – das Sagen.
Ja, das haben wir bei dieser Frage schon gelegentlich gehört.
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Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?
Auf jeden Fall mit einem guten Essen und einem spannenden Buch. Ich bin genügsam 😊
Klingt super! Und Genügsamkeit ist hier auch der Garant für Erfüllung. Lass uns aber mal größer denken!
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Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?
Dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, ist, glaube ich klar und auch ganz gut so, denn so bleibt man demütig.
Stimmt. Und was tust du dafür, dass wenigstens ein paar ihr Häkchen bekommen?
Wenn ich wirklich an etwas glaube und es unbedingt will, dann bin ich bereit zu kämpfen und alles zu tun, was in meiner Macht steht.
Das klingt sehr entschlossen. Wo läge dann doch eine Grenze für dich?
Dabei würde ich aber niemals jemand anderem Schaden zufügen oder betrügen.
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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?
Muss ich wirklich eines auswählen? Das ist ziemlich schwierig.
Nur, wenn dir ein Buch einfällt, das in Frage kommt …
Ich würde mich, glaube ich, für Stephen Kings „Das Spiel“ entscheiden.
Das ist jetzt ein etwas unbekannterer King. Cool. Und sonst?
Schon als Kind hab ich gern „gruselige“ Bücher gelesen. Rüdiger, der kleine Vampir, war zum Beispiel ganz oben auf meiner Liste.
Ja als Jugendliche war das auch mein bevorzugtes Genre. Und die wundervollen Bücher von Angela Sommer-Bodenburg haben wir auch als Kinderbuch-Klassiker auf unserer Classics-Liste. Die müssten wir jetzt endlich mal veröffentlichen (Notiz!). Und wie ging es bei deiner Grusel-Leidenschaft weiter? King ist ja eher untypisch als Kinderbuch.
Als ich im Alter von vielleicht elf Jahren bei meinem Vater am Bücherregal dieses Buch geklaut und heimlich gelesen habe, war meine Liebe zu angsteinflößenden Büchern endgültig besiegelt. Ich habe mich dermaßen gefürchtet und konnte gleichzeitig nicht aufhören zu lesen, das war faszinierend.
WOW, das Gefühl an sich kenne ich. Und das hast du ja jetzt schreibenderweise auch gut umgesetzt und weitergegeben.
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Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB? Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?
Klassiker, hmm. Die Buddenbrooks würde ich sagen, um die habe ich mich selbst in meinem Germanistik-Studium gedrückt.
Wirklich? Also ich fand das damals toll!
Ansonsten bin ich da um nicht viele Klassiker herumgekommen, die Lektüre gehört ja zwangsläufig dazu. Generell mehr Leser und Leserinnen hätte meiner Meinung nach Kafka verdient, alles von ihm. Den liebe ich heiß und innig und habe ihn auch in meiner Haut verewigt.
Oh OK, alles kenne ich nicht von ihm aber schon einiges. Wir haben auch einige Kafka-Fans in unserer Redaktion und Kay hat z.B. die Verwandlung ausführlich vorgestellt (weiterlesen).
Aber lass uns über deine Bücher sprechen!
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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?
Das fällt mir nicht schwer, denn ich bin jemand, der nur von Buch zu Buch denkt.
Ja ist ein guter Ansatz! Spart viel Frust.
Anders als viele meiner Kollegen und Kolleginnen kann ich nicht schon während des Schreibens der einen Geschichte bereits die nächste im Kopf verwirklichen.
Das stelle ich mir auch schwierig vor!
Oft habe ich während eines Buches das Gefühl, dass mir niemals wieder etwas einfallen wird und dass dies wohl mein letzter Thriller gewesen sein muss.
Niemals! Das wäre schlimM! Aber wie ging es dann bisher weiter?
Wenn ich mit dem Kopf dann aber raus aus der Geschichte bin und wieder Luft habe, kommt die nächste Idee von ganz allein.
Du sagst grad „mit dem Kopf aus der Geschichte raus“ …
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Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?
Das ist sehr unterschiedlich.
Ich bin ganz Ohr.
Beim Thriller geht es ja für das Ermittlerteam auch oft darum, analytisch zusammenzufassen, was bisher herausgefunden wurde und wie die nächsten Schritte aussehen. Dabei bin ich dann sehr konzentriert und betrachte natürlich alles von außen. Wenn ich Szenen mit Opfern oder den Tätern bzw. Täterinnen schreibe, befinde ich mich durchaus in der Szene und diese gehen mir dann auch leicht von der Hand. An solchen Tagen schreibe ich auch mal gern 5000 Wörter, an Tagen mit Szenen, bei denen es um harte Fakten geht, kommen auch mal nur 1200 Wörter bei raus.
Finde ich spannend! Gerade die Unterschiede in der Schreibmenge.
Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?
Ha, das habe ich ja quasi oben beantwortet.
OK 🙂 Aber vielleicht magst du es noch ergänzen?
Mir fällt es manchmal schwer, die Ermittlungen zu schreiben. Im Endeffekt ähneln sich gewisse Vorgänge natürlich, das ist bei anderen Thriller und Krimis auch so, und trotzdem habe ich dann nicht selten das Gefühl, mich zu wiederholen (oh, da sind sie ja schon wieder im Sektionssaal, wie abwechslungsreich, na, mal wieder eine Dienstbesprechung). Da ich dennoch versuche, solche Szenen auch abgesehen von den Fakten, die von Fall zu Fall unterschiedlich sind, abwechslungsreich zu gestalten, ist das schon manchmal sehr nervenaufreibend für mich, weil ich schnell unzufrieden mit mir bin.
Das zeigt aber doch, dass du mittendrin bist, oder? Und wie löst du das Dilemma?
Ich beiße mich dann einfach durch oder schreibe zur Abwechslung auch mal eine andere Szene, die eigentlich später im Buch kommen würde oder lese zur Ablenkung etwas, um zu sehen, dass andere Autoren und Autorinnen eben auch immer wieder im Sektionssaal sind, ohne dass es langweilig wird.
Ich denke, gewisse Szenen wollen auch wiederholt werden. Ich erwarte das als Leser sogar. Bücher, die mit Gewalt alles anders machen wollen, finde ich oft anstrengend.
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Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?
Auch hier kann ich bei der vorigen Antwort anknüpfen.
So gehört sich das auch für ein schönes Gespräch, finde ich.
Ich mag es für mich beim Schreiben nicht, wenn sich jeder Fall von der Struktur her ähnelt. Deshalb versuche ich, nicht einfach die Kripo bei ihrer Aufklärung des nächsten Mordfalls zu beschreiben, sondern ich denke mir immer eine ganz eigene Geschichte aus.
Klingt für mich total nachvollziehbar und es gelingt dir meiner Meinung nach auch wirklich gut.
Deshalb findet man bei mir auch eher weniger den typischen Serienmörder, sondern meist haben meine Fälle etwas sehr Persönliches mit den Figuren zu tun, deren Geschichte ich immer erzähle.
Tatsächlich wiederholst du in deinen Büchern erstaunlich wenig.
Also, Abwechslung ist für mich das Wichtigste, denn sonst wird mir beim Schreiben langweilig und dem Publikum am Ende auch.
Ich kann jetzt für mich sprechen, mir ist beim Lesen deiner Bücher noch nie langweilig gewesen! Eine persönliche Frage habe ich noch:
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Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?
Ich bin zutiefst pessimistisch und ich wünschte, das wäre nicht so.
Oh!
Für mich geht in meinem Kopf immer alles schief, was irgendwie schiefgehen kann und ich male mir immer den schlimmsten Ausgang aus, den eine Sache nehmen kann. So habe ich das Gefühl, dass ich vorbereitet bin, wenn es so weit kommt und wenn nicht, kann ich mich darüber freuen.
Ist das nicht irgendwie Zweckpessimismus?
Jedenfalls stresse ich mich im Vorfeld immer ziemlich, was nicht besonders förderlich ist. Aber irgendwie kann ich da nicht aus meiner Haut, auch wenn ich weiß, dass etwas mehr Optimismus gesünder wäre.
Ja da kann man nicht aus seiner Haut. Aber vielleicht tröstet dich, dass du so nur positiv überrascht werden kannst.
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Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen
Das, was ich gerade schreibe?
Gern! Da wäre ich neugierig!
Es ist Fabian Priors Jubiläum, der neunte Fall, und dabei geht es ihm richtig an den Kragen. Bei der Suche nach dem Täter stößt er auf einen erschütternden Hinweis, der sein Weltbild ins Wanken bringt. Müssen es drei Sätze sein? Ich will nicht zu viel verraten 😀
Nein! Alles gut!
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Was würdest du noch gerne lernen?
Es gibt viel, das ich gern lernen würde. Weitere Sprachen (als würde ich so viele sprechen, haha), einfach, weil ich es interessant finde und die meisten Sprachen interessanter klingen als Deutsch.
Ja, Sprachen mag ich auch sehr gerne.
Auch Gitarre würde ich gern spielen können, habe auch mal angefangen, aber mir taten die Fingerkuppen danach so weh, dass ich es gleich wieder gelassen habe (ja, die empfindlichen Autorinnen-Hände, jammer, heul).
Dafür hab ich so gar kein Talent, aber ich würde dir willig zuhören. Und wozu würdest du das gern lernen? Hat es einen bestimmten Grund?
Weil ich es schön finde, wenn man ein Instrument spielen kann. Mein Freund spielt Schlagzeug, das finde ich auch faszinierend, aber mir geht das Rhythmusgefühl dafür ab, ich habe es versucht.
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Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?
Oh. Mit fast vierzig kann ich das gar nicht auf einen Moment reduzieren, denn unser gesamtes Leben und all unsere Erfahrung prägen uns ja.
Auf jeden Fall! Und eine sehr philosophische Antwort. Hast du trotzdem ein Beispiel?
Vielleicht, da es noch nicht so lange her ist, als ich letztes Jahr entschieden habe, meinen Brotjob zu kündigen und mich in das Abenteuer zu stürzen, vom Schreiben zu leben. Erst danach habe ich gemerkt, wie stressig die Zeit vorher war so mit Job und Schreiben und Veröffentlichen und und und …
Ich habe danach gelernt, alles mit etwas mehr Ruhe und Gelassenheit anzugehen, denn generell bin ich ein eher hektischer Mensch und es tut mir gut, jetzt auch mal mehr durchzuatmen und nicht mehr den ganzen Tag unter Strom zu stehen, um alles irgendwie zu schaffen.
Das klingt doch wunderbar, wenn du jetzt alles etwas ruhiger angehen lassen kannst!
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Was sollen deine letzten Worte sein?
Generell jetzt so? Am besten einfach „Gute Nacht“ und dann wacht man nicht mehr auf.
Eigentlich praktisch!
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Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?
Gute Nacht. Nein, Spaß 😉 Ich bin echt schlecht in so etwas.
Als würden dir je wirklich Worte fehlen …
Auf jeden Fall bedanke ich mich für dieses Interview, die außergewöhnlichen Fragen und natürlich für die Nominierung. Und an alle, die das Interview gelesen haben: Macht’s euch schön.
Liebe Melisa, wir haben dieses Gespräch total genossen und es war toll, die mal wieder zu treffen! Vielen lieben Dank für deine Zeit und dass wir dich besuchen durften! Viel Glück beim weiteren Verlauf des Wettbewerbs.
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Mehr über Melisa Schwermer erfahrt ihr hier:
Skoutz – Lesetipp:
Düsterhof – Psychothriller von Melisa Schwermer
Er will Macht über sie – und er entscheidet sich für ihren Tod!
Eine junge Frau wird in ihrer Wohnung überfallen und bestialisch ermordet. In scheinbar blinder Wut hat der Täter unzählige Male auf sie eingestochen. Schnell fällt der Verdacht auf ihren Ex-Freund, der die Trennung offenbar nicht überwunden hat.
Doch seine Anwältin Annabelle Hart glaubt nicht, dass er der Täter ist, auch wenn alles auf ihn hindeutet. Gemeinsam mit dem Privatdetektiv Felix Hertzlich macht Annabelle sich daran, die Unschuld ihres Mandanten zu beweisen und stößt dabei auf einen kranken Killer, der eine Frau nach der anderen hinrichtet.
Als Annabell und Felix dem Täter auf einem düsteren Hof schließlich näher kommen, als sie es jemals hätten tun sollen, beginnt für sie ein Spiel um Leben und Tod…
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Hinweis:
So düster die Rache, ein weiterer Thriller aus der überaus erfolgreichen Fabian-Prior-Reihe von Melisa Schwermer, gefiel Kay Noa gut genug, um den Titel für die Midlist Crime des Skoutz-Awards auszuwählen. Wir haben uns das Buch daher genau angesehen und besprochen. (weiterlesen).
Wir hoffen natürlich, dass dieses Interview euer Interesse an dem Award, unseren Nominierten und deren Büchern geweckt hat und freuen uns über jeden skoutzifizierten Buchfan. Wer Lust hat, kann die Wettbewerbs-Titel und auch alle anderen Bücher in der Skoutz-Buchsuche mit einer Buchfieberkurve rezensieren. 5 Klicks statt 5 Sterne für einenersten Eindruck, der allen auch wirklich weiterhilft.