Skoutz-Interview mit Autorin Kay Noa

Zu Besuch bei Kay Noa (Jury Crime 2022)

Heute sind der Skoutz und ich unterwegs nach München, wir fahren ins Skoutznest zu Kay Noa. Kay hat beim Skoutz Award dieses Jahr den Juryposten in der Kategorie Crime übernommen und das ist für uns doch eine tolle Gelegenheit Kay mal zu Hause zu besuchen. Wenn jemand Skoutz ist, dann sie! Ohne Kay gäbe es uns gar nicht und heute bin ich auch sehr nervös. Es soll ja alles gut funktionieren und ich möchte mich in allerbestem Licht zeigen. Skoutz hat mich heute schon beruhigt und ist total gut drauf, endlich wieder ins Skoutz Nest zu fliegen.

Zu Besuch bei Kay Noa, die gerne der Sonne beim Untergehen zusieht

Liebe Kay, WOW so sieht also das Eulennest aus. Auch wenn ich schon länger bei den Skoutzen bin, hierher hat es mich noch nie verschlagen. Ich freue mich sehr, heute bei dir zu sein. Obwohl ich zugeben muss, ich bin auch ziemlich nervös, es ist ja nicht alltäglich seinen Chef mit Fragen zu löchern. Lass uns einfach anfangen, OK?

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …? (Und warum?)

Ein Bär.

Oh, und warum?

Bären sind irgendwie cool. Die können gut allein sein, sind aber auch gesellig. Und sind sehr vielseitig.

Ja das stimmt und es gibt ja auch viele verschiedene Bären.

Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Wenn ich irgendwo in Ruhe sitzen und der Sonne beim Untergehen zusehen darf. Das ist nicht viel, aber wenn ich so überlege, sind das immer die Momente, wo ich mir denke: Joah! Eigentlich ist es doch recht nett hier.

Ach, das klingt toll! Mit solchen Momenten kann man sich viel holen, finde ich. 

Vor allem, weil sie in meinem Leben so selten sind. Aber da bin ich selbst schuld. 🙂

Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

Das geht Hand in Hand. Ich wünsche mir sehr, dass wir aufhören, immer nur um uns und uns allein zu kreisen. Ich möchte nach Gemeinsamkeiten suchen und Unterschiede vergessen. Ich will nach vorn sehen und diese Wege gemeinsam gehen. Auf dem Planeten, der uns allen Heimat ist.

Das hast du gut gesagt, das ist für mich eine unglaublich tolle Vorstellung.  Und wie wollen wir das machen? 

Ganz einfach, eigentlich. Im Alltag, im Umgang mit anderen, mit der Welt. Dass wir den Mut finden, einander wieder zu vertrauen, als in allem immer einen Affront gegen irgendwen oder irgendwas zu sehen, was so oft zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird.

Schlimm, oder? Manchmal frage ich mich, wie das so passieren kann. Auch in unseren Interviews merkt man ja, dass die Menschen darunter leiden und traurig sind, dass alles so aggressiv und finster geworden ist. Was könnte helfen?

Dass wir den Mut finden, uns selbst nicht so wichtig zu nehmen. Demut vor der Schöpfung. Diese Arroganz, mit der wir sagen, ein Tier, dass seinen Lebensraum zu nah an uns beansprucht, hat sein Lebensrecht verwirkt. Die Annahme, unsere Definition von Intelligenz sei das Maß der Dinge. Die Annahme, unser Lebensweg sei der einzig Richtige. Dass wir weniger und intensiver nutzen. Da bin ich wieder beim Sonnenuntergang hinten am Feld oder am Dachfenster. Das muss nicht die Serengeti sein (auch wenn die toll ist).

Ich finde deine Einstellung richtig gut. Und nein, ich möchte dir damit nicht schmeicheln oder so. Das kommt sehr, sehr nahe an meine heran.

Aber auch mit dir möchte ich ein wenig über Bücher plaudern. Ich fange mal an. 

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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?

Ein Pixiebuch namens „Da kommt ein Hund!“.

Ach, das ist ja niedlich. Ich kenne diese kleinen Bücher natürlich auch. Aber wie kommt’s?

Das war meine erste große Buchliebe und hat eine Leidenschaft ausgelöst, die mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Danach kamen viele andere Bücher, die mich mal bewusster, mal unbewusster durch mein Leben begleitet haben. Oft ganz unpädagogisch und nebenbei. Ohne Karl May wäre mein Interesse an Indianern nicht geweckt worden, hätte ich mich nicht über die Urbevölkerung Amerikas und die Kolonialgeschichte interessiert, die mich dann zu Amnesty International und sogar zur UNO geführt hat.

WOW, ja das weiß ich ja schon. Aber das finde ich toll, was so aus einigen Büchern bei einem passieren kann. 

Bücher haben Macht! Sie stoßen Gedanken an, wecken Interesse oder betonen Selbstverständlichkeiten. Schau, dank Marion Zimmer Bradley und ihrer beiläufigen Art, lesbische, schwule Liebe neben die heterosexuelle zu stellen, war meine erste Annäherung an Sex tatsächlich erstaunlich geschlechtsunspezifisch. Ein „Sex gibt es in vielen Varianten“, das für mich damit auch gar nicht mehr spannend war.

Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB? Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?

Aktuell habe ich tatsächlich keinen, den ich meine, lesen zu müssen.

Das ist doch wunderbar! Wie schaffst du das? 

Mit einem entspannten Umgang mit Leselisten! Es gibt zu viele Bücher, um alle zu lesen, auch Klassiker, die ich für ein Verständnis unserer Erzähltradition und Vorstellung von einer guten Geschichte für unglaublich wichtig halte. Also lese ich in jeder Sparte die Bücher, die mich anlachen. Die Muse wird schon wissen, wohin sie mein Auge lenkt.

Da sagst du was!  Mich lachen Bücher auch immer an und sie landen in meinem Buchregal. Aber hast du gar kein Problembuch? 

Sehr viele Anläufe habe ich allerdings für den Herrn der Ringe gebraucht. Da hatte ich immer das Gefühl, dass es einfach nicht losgeht. Mit der Vorfreude auf Bilbos Geburtstag, oder als sie dann endlich losgeritten sind …. Gelöst habe ich das erst mit den Bildern von Jacksons erstem Teil vor meinem inneren Auge (und ein bisschen querlesen und weiterblättern).

Manchmal muss man sich selber überlisten, oder?  Aber gerne würde ich dich auch ein wenig übers Schreiben ausfragen. Bist du bereit?

Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?

Hm … Gute Frage.

Aber immer doch 😀

Ich habe zwar viele Ideen auf dem SuM, meinem Stapel ungeschriebener Manuskripte, aber irgendwie hat sich bisher ganz von selbst ergeben, was ich als Nächstes schreiben will.

Das ist dann doch perfekt, wenn es sich von selbst ergibt. 

Ja, das läuft ganz gut. Ich habe tatsächlich auch erst zweimal ein angefangenes Manuskript abgebrochen und (erst einmal) beiseite gelegt.

Bleiben wir beim Schreiben direkt! 

Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?

Erst mal stürze ich mich mit Schwung und lautem Halali mitten in die Szene und bin wirklich immer ganz dicht dran.

Immer vorwärts, mittendrin. Finde ich gut, das ziehst du in allen Lebenslagen durch, oder?

Oh ja, durchaus! 🙂 Ich teste Kampfszenen sehr zum Befremden meines Tierparks im Garten mit dem Regenschirm und hetze mein armes Ross durchs Wasser, um zu sehen, ob das so geht, wie ich denke.

Schreiben als Sport, hahaha!

Nicht nur! Auch emotional, was für meinen Mann manchmal schwierig ist, weil er nicht weiß, dass ich nicht wegen ihm sauer bin, sondern weil meine Figur gerade sauer ist und ich eben solidarisch auch.

Ui, das klingt total spannend. Ich wäre zu gerne mal dabei!

Nicht wirklich, denn dann wäre ich ja mit dir knatschig. (Zwinker)

Und wie geht es dann weiter?

Beim Überarbeiten bin ich ein strenger Cutter, stelle um, ergänze, kürze, streiche … Da lass ich dann auch meine Figuren nicht mehr mit mir verhandeln. Da müssen wir dann aus den Episoden, Anekdoten und Szenen irgendwie eine Geschichte mit einem Plot hinbekommen.

Klingt für mich total gut und strukturiert.

Ich würde sagen, es ist ein guter Kompromiss.

Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?

Ich finde immer die gerade aktuelle Szene am schwersten.

Ja, ich glaube, das habe ich in der letzten Zeit auch schon mal von dir gehört. Wie darf ich mir das vorstellen?

Bei mir ist Schreiben harte Arbeit. Ich ringe um jedes Wort, jedes Detail. Meine Geschichten haben auch alle irgendwie ein Eigenleben, dem ich mühsam entsprechen muss.

Und wie findest du das?

Furchtbar. Lilly Labord, mein Schreibbuddy, kann da mehrere Lieder dazu singen.

Haha, kann ich mir ganz gut vorstellen! Ich frage bei Gelegenheit Lilly Labord mal nach den Liedern …. Nur warum schreibst du dann?

Gute Frage, vielleicht, weil die Geschichte raus muss! Und wenn der Geburtsschmerz ausgestanden ist und das Buch dann da – dann bin ich schon sehr sehr glücklich mit meinen Geschichten.

Wie schön, das klingt doch sehr entspannt und wunderbar.

Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

Auf Respekt.

Respekt?

Respekt vor meinen Fans, die mir ihre knapp bemessene Zeit schenken, um meinen Geschichten zum Leben und Wirken zu verhelfen. Darum will ich ihre Erwartungen nicht enttäuschen.

Das finde ich wirklich schön!

Respekt vor meinen Figuren, die ich authentisch entwickeln will. Deren Sorgen ich ernst nehmen möchte, die keine Abziehbilder sein wollen, sondern Platz zum Entfalten und Entwickeln brauchen.

Ich liebe ja solche Figuren, die in meinem Kopf total lebendig sind und mein Kopfkino anschalten!!

Respekt vor der Geschichte, die eben auch eine Wahrheit enthalten soll. Nicht mit der Keule, aber eben so, dass man sieht, dass das (mir) wichtig ist. Freundschaft, Loyalität sind so Themen. Toleranz. Ich möchte schreibend der Welt so ein bisschen Ansporn geben, sich anzustrengen, besser zu werden. Nicht als Apell. Aber als Anreiz.

Super, ich habe diesen Anreiz bei vielen deiner Geschichten entdeckt und das gefällt mir total gut! Mal sehen, ob ich dich jetzt ein wenig aus der Reserve locken kann. 

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Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Ich glaube, mein Wahnsinn besteht darin, dass ich glaube, dass ich was bewirken kann.

Aber das ist doch gut! 

Hängt von der individuellen Frusttoleranz ab. 🙂 Dass ich es versuche, ganz egal, wie sehr ich dafür angefeindet, angeschossen, bedroht und beleidigt werde. Darum glaube ich auch fest an zweite Chancen. Und dritte und vierte. Ich mag, gerade weil ich die Geschichte kenne, einfach nach vorn schauen. Jeden Tag wieder.

Ja, ich glaube, ich kann nachvollziehen was du meinst. Aber ich finde das bewundernswert. Nochmal zurück zu Büchern, ja?

Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen

Hexe Truly muss lernen, dass wenig im Leben lästiger ist, als Wünsche, die in Erfüllung gehen. Besonders, wenn man nebenbei noch einen Mordfall aufzuklären hat, bei dem man sicher ist, dass der Geständige nicht der Mörder ist. Mal sehen, wohin das führt.

Truly 😀 Ich mag sie ja total gerne!

Das freut mich! Ich hoffe, dass ich Truly 6 – Rolling Stones noch im Herbst veröffentlichen kann.

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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Oh je! Da gibt es so viel!

Dann hau raus, ich habe die Ohren gespitzt. 

Ich bin so leicht zu faszinieren, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Obwohl – Expresslernen vielleicht?

😀

Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Es war kein Moment, sondern eine Episode. Als bei mir ein bösartiger Krebs mit geringer Heilungschance diagnostiziert wurde, habe ich tatsächlich Expresslernen gehabt.

WOW, ja ich verstehe dich sehr gut! Und was hast du gelernt?

Dass ganz andere Dinge im Leben wichtig sind als die, die wir im Alltag für wichtig halten. Dass Menschen sehr komisch sind, wenn man – egal aus welchem Grund – aus der Rolle fällt. Dass es sehr schwer ist, an Meinungen vorbei über Fakten zu sprechen. Dass nichts so schlimm ist, dass es nicht auch gut sein könnte. Und dass eben erst zum Schluss abgerechnet wird.

Hier kann ich dir nur voll Recht geben!

Was sollen deine letzten Worte sein?

Oh, wenn ich das vorbereiten kann, dann gerne „Guad war’s!“. Aber wie ich mich kenne, wird es wahrscheinlich „Ups!“ oder „Ich sagte, nicht drücken!“

OK 😀 

Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?

Mit einem Kaffee! Soll ich frischen aufsetzen?

Oh ja, ich habe jetzt furchtbaren Kaffeedurst! Sehr gerne und magst du mir deinen Tierpark noch zeigen? Ich lese die Posts immer so gerne und möchte sie unbedingt auch sehen. Ich hoffe, dir hat es gefallen. Skoutz und ich jedenfalls haben es so genossen hier, es war wirklich toll. Dankeschön für diesen schönen Tag!

 

Hier gibt es mehr über Kay Noa:

Wir waren natürlich schon öfter bei Kay im Eulennest. Hier etwa haben wir mit ihr über die hohe Kunst des Improvisierens, Bankette für Buchhelden, Schlafstörungen und natürlich Bücher geplaudert.

 

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Skoutz-Lesetipp:

Der Himmel kann die Hölle sein: Hellion 3 – Höllisches Finale von Kay Noas himmlischer Trilogie

Das lange erwartete Finale um Lucia und ihren komplizierten Engel !

Nachdem die Gremien aus Himmel und Hölle zuguterletzt doch zugestimmt haben, dürfen Lucia und Uriel ihre Liebe ganz offiziell genießen.
Wenn Lucia da nicht eine Kleinigkeit übersehen hätte …
Zum Glück hat sie inzwischen einiges gelernt und so gelingt ihr, was niemand im Purgatory für möglich gehalten hätte: Sie kann noch einmal mit dem Teufel persönlich verhandeln! So besteht die Chance, dass doch noch alles zu einem glücklichen Ende kommt. Doch dazu muss Lucia drei von Luzifer gestellte Aufgaben meistern! Schnell zeigt sich:
Der Weg in den Himmel führt Uriel und sie erneut mitten durch die Hölle!

Skoutz meint: Lange erwartet und keineswegs enttäuschend drehen Lucia, Uriel und Auro nochmal richtig auf, um eine Wette zu gewinnen, die selbst den Teufel an seine Grenzen bringt. Dieser Mix aus Fakten und Fiktion funktioniert auch hier wieder gut. Und während man mit den Figuren durch Italien reist, bekommt man nicht nur beste Unterhaltung mit Witz und Action, sondern lernt auch so einiges über Religion, Mythen und Kunst. (jf)

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