Leitfaden Buchmarketing – Von dicken Fischen, feinen Ködern und tiefen Wassern
Es ist erstaunlich, wie oft die berühmten vier Buchstaben E N D E nicht in Triumph sonder Ratlosigkeit münden. Bemerkenswert oft folgt die Frage „Mein Buch ist fertig, und nun?“
Tja, jetzt beginnt die andere Hälfte der Arbeit. Nachdem wir die Geschichte haben, müssen wir sie zum Publikum bringen. Unbedingt, denn machen wir uns nichts vor – eine Geschichte, die keiner liest, ist irgendwie tot. Erst beim Lesen entfaltet sich die Buchmagie, entstehen Bilder, erwachen Figuren zum Erleben, werden Gefühle echt.
Und damit das klappt, stellen wir euch heute mal wieder die Basics vor, mit denen ihr eurem Buch helfen könnt.
Leitfaden Buchmarketing
Fisch ist nicht Fisch
Selbst der krasseste Mainstream-Titel wird nicht jedem gefallen – und auch nicht jedermann. Egal, wie schwer es euch fällt, wenn ihr wollt, dass eure Geschichte gelesen wird, müsst ihr eine ungefähre Idee haben, wem ihr sie vorstellt. Je genauer ihr wisst, wer sich für diese spezielle Geschichte interessiert, desto besser. Definiert eure Leser mit den fünf Ws: Wer, Was, Wo, Wann und Warum. Das ist die erste Aufgabe in unserem Leitfaden Buchmarketing.
Wer liest euer Buch?
Versucht es mit einem Steckbrief – Alter? Bildungsstand? Einkommensniveau?
Das hat nichts mit Vorurteilen zu tun, sondern damit, dass ihr die richtigen Texte schreibt, um auf eure Geschichte aufmerksam zu machen. Welches Vokabular benutzt die Zielgruppe? Und das hängt von Alter und Bildungsstand ab.
Auch das Einkommensniveau ist ein wichtiger Parameter, weil sich dadurch entscheidet, ob ihr euer Buch besser am Bus oder am Taxistand bewerben solltet. Alter und Einkommen entscheiden auch über das Format – zumindest statistisch betrachtet.
Wann sollte euer Buch geschrieben werden?
Als nächstes überlegt ihr euch, wann das Buch am ehesten gekauft wird. Spielt in der Geschichte ein Feiertag, eine Jahreszeit eine Rolle? Ist das Buch als Geschenk geeignet? Dann plant vor allem auch den Vorlauf richtig ein. Je nachdem, auf welchem Weg euer Buch zum Leser kommen soll, können das Tage, Wochen oder Monate sein.
Das fandet ihr schwer? Das war das Warmup.
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Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Fischer schmecken
Denn dann ist da die zentrale Frage:
Warum sollte jemand euer Buch kaufen?
Jedes Jahr kommen hunderttausende neuer Titel auf den Markt. Auf einen Markt, der nicht proportional mitwächst. Auf dem sich Leser tummeln, die nicht mehr Lesezeit haben werden als vor ein paar Jahren, sondern im Gegenteil ihre Frei-Zeit nicht nur zwischen verschiedenen Büchern aufteilen, sondern auch Netflix & Co. ihren Anteil lassen.
Überlegt nicht, wie ihr euer Buch seht, sondern mit welchem Zauberwort ihr jene Neugier wecken könnt, die euer Buch stillt – denn dann werden aus Interessenten Fans.
Bücher werden nach meiner Erfahrung viel zu sachlich angeboten. Mit Textschnipseln, mit Inhaltsbeschreibungen, mit sachlichen Informationen, auch wenn es um ein Märchen geht. Das ist nicht falsch. Aber es ist noch lange nicht richtig.
Ihr verkauft nicht „ein Buch“. In der Belletristik kaufen wir mit der Lektüre weniger Information als Emotion. Weltenflucht, Gesellschaft, Inspiration, Trost oder auch Grusel …
Für den Leitfaden Buchmarketing daher eine wichtige Übung: Wenn ihr nur ein einziges Schlagwort hättet, mit dem ihr beschreiben sollt, was man beim Lesen bekommt – welches wäre es?
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Schuppen oder Pailletten?
Warum schauen so viel mehr Menschen bei Netflix vorbei als in ein Buch? Es ist zu einfach, das auf die Bequemlichkeit zu schieben. Seit Hörbücher etabliert sind, gilt nicht einmal mehr, dass man neben dem Fernseher noch andere Dinge tun kann.
Nein – Weil Netflix eine Show verkauft, mit Erlebnissen lockt.
Wir verkaufen nicht, wir informieren. Wir Buchmenschen sagen ganz sachlich, dass es gesund ist Omega-3-Fettsäuren und Eiweiß zu verzehren. Und dann erwarten wir, dass unsere Leser selbst darauf kommen, dass in unserem Fisch all das drin ist. Vielleicht sagen wir ihnen das ganz mutig noch und erwähnen vielleicht sogar noch in einer homöopathischen Form des Frontalmarketings, dass unsere Fische aus nachhaltiger Zucht stammen, fangfrisch sind und nicht gequält wurden.
Aber wie würde das bei den Serienkanälen klingen? Schaut her, das ist das Geschmackserlebnis, auf das ihr gewartet habt. Das Gesündeste, was ihr je gegessen habt! Ein Jungbrunnen, der euch alle Altersgebrechen vergessen lässt. Und dann kommen die Infos, mit denen wir angefangen haben, die diese Behauptungen plausibel machen. Aber da sind die Köder längst geschluckt, die Neugier geweckt und der Fisch verkauft.
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Der kleine Fisch im großen Schwarm
Es reicht nicht, zu wissen, wer vermutlich mit eurem Buch Spaß haben würde. Ihr müsst vor all den anderen Titeln, auf die das auch zutrifft, den Warenkorb eurer künftigen Fans erreichen. Dazu müsst ihr wissen, was euer Buch für diese Menschen besser kann, als all die anderen.
Das ist ein Thema unseres Leitfaden Buchmarketing, das übrigens nicht nur Selfpublisher betrifft, denn wenn ihr Verlage, Buchhandlungen oder Agenturen von euch und eurem Buch überzeugen wollt, gelingt euch das nur, wenn die daran glauben, dass es da draußen genug Leser für diese Geschichte gibt.
Lotsenfische nutzen
Man kann sich Lotsenfische mieten – spezielle Agenturen oder auch Verlagsleute, die das für euch machen. Aber ihr könnt auch sehen, wohin die anderen schwimmen. Was also treibt die Konkurrenz, speziell die Erfolgreiche? Was machen die anders als die weniger erfolgreichen? Diese Fragen könn(t)en euch Profis jederzeit beantworten. Ob sie es tun, oder das als ihr Geschäftsgeheimnis hüten, ist dann eine andere Frage. 🙂
Seht euch an, was eure Zielgruppe von ihren Büchern erwartet, welche Informationen sie verlangen, welche Goodies üblich sind, welche Cover sie ansprechen, wie die Klappentexte geschrieben sind …
Kurz: was gewünscht, erwartet oder auch abgelehnt wird. Missversteht mich nicht – ihr müsst nicht genauso schreiben. Aber da stehen eure künftige Fans, mit diesen Erwartungen müsst ihr sie abholen und in eure Buchwelt locken.
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Angeln, wo die Fische sind
Das ist logisch. Meint man. Aber tatsächlich solltet ihr sehr genau überlegen, wo ihr euer Buch anpreist und wo ihr es verkauft. Und schon sind wir im nächsten Kapitel des Leitfaden Buchmarketing.
Social Media ist ein unendlich wichtiger Marketingplatz geworden. Doch es ist unmöglich, alle Kanäle zu bespielen und nebenbei noch Bücher zu produzieren, deretwegen man ja eigentlich auf Facebook, Instagram, Tiktok, Twitch & Co. herumstreunt. Und wieder müsst ihr die Menschen hinter dem unbestimmten Begriff „Publikum“ kennen und verstehen. Welcher Kanal ist für eure Zielgruppe der Wichtigste? Da müsst ihr hin.
Wo kaufen diese Menschen ihre Bücher? Auf Amazon? Im Buchhandel? An Bahnhöfen und Flughäfen? Oder an den Auslagetischen in Supermärkten?
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Das richtige Rezept?
Eingangs haben wir uns überlegt, wie euer Publikum wohl aussieht, welche Fische euch ins Geschichtennetz gehen sollten. Für die Frage, ob sich das rentiert, also in einem Sinne, der eure Miete bezahlt, müsst ihr wissen, wieviele eurer Fische es gibt, und auch, was sie auf die Waage bringen. Und, wieviele dieser Fische euch ins Netz gehen.
Rechnet da mal lieber nicht zu optimistisch. Angenehme Überraschungen sind immer den unangenehmen vorzuziehen. Vergesst dabei aber nicht, dass ihr auch Kosten habt – Marketing kostet. Mindestens eure Zeit. Selfpublisher müssen zudem Vertriebsrabatte, Rückgaben und sonstige Kosten berücksichtigen.
Aber ein Leitfaden für die Berechnung des Autoren-Salärs bringen wir in einem anderen Beitrag. Mit welchen Tantiemen ihr grundsätzlich rechnen könnt, haben wir hier im Skoutz-Wiki vorgestellt.
Auf jeden Fall hilft es, wenn ihr euer Buch in der Skoutz-Buchdatenbank eintragt und dort mit einer Autoren-Buchfieberkurve bewertet. 5 Klicks, die euer Buch beschreiben. Neutral und aussagekräftig.
Schreibt uns an, denn natürlich könnt ihr auf euren Seiten auch auf unsere Buchfieberkurve verlinken.