Skoutz Wiki – Blaue Blume

Die „Blaue Blume“ – kennt ihr den Begriff?
Nein, wir meinen kleine Blume, die blüht oder auf einer Wiese steht. Wir reden von einem Begriff, der als wichtiges Symbol der Romantik (vgl. Literaturepochen) und wird demnach auch als die Blaue Blume der Romantik bezeichnet wird.
Grund genug, sich das einmal ausführlich in unserem Skoutz-Wiki anzusehen:
.

Die Blaue Blume in Kürze

Free Flower Anemone photo and pictureDie Blaue Blume gilt als wichtiges Symbol der Romantik und von daher dürften die meisten von ihr schon im Deutschunterricht gehört haben. Wisst ihr noch, wofür sie steht?

Seit Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen nach ihr suchen ließ, steht die Blaue Blume stellvertretend für die romantische Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, Unendlichen. Weil sie auch für die verloren gegangene Verbindung zwischen Mensch und Natur steht, ist sie in diesen Tagen aktueller denn je.

 

Die Blaue Blume ausführlicher betrachtet

Herbert Achternbusch schreibt als Vorwort zu seiner Version der Blauen Blume: „ Die blaue Blume ist das Gegenteil von einem Salzhering, von einem Bratwürstel oder sonst was “ 

Aha. Hilft uns das weiter? Ja und nein. Wir entnehmen dem, das sie zumindest symbolbeladener ist und kein Gebrauchsgegenstand sein will. Was aber ist ein Symbol?

Dazu sagt ausgerechnet Heinrich von Ofterdingen sehr treffend: „Es ist die im Brennpunkt des Augenscheinlichen zusammengedrängte Idee eines Geistig-Seelischen. Der Gegensatz von Diesseits und Jenseits wird durch das Symbol aufgehoben.“

Und das ist auch ein guter Grund, sich gegen den in der Schule gern geäußerten Wunsch einer botanischen Einordnung zu wehren. Sinnvoller ist es, die Blaue Blume als Kombination der Symbolfarbe Blau für beruhigende Kühle, Unendlichkeit und Sehnsucht mit einer für Zartheit, Reinheit, Lebendigkeit stehenden Blume zu begreifen. Und damit weiß man auch genug, um entspannt weiterlesen zu können.

Tatsächlich gilt die Blaue Blume als wichtiges Symbol der Romantik (vgl. Literaturepochen) und wird demnach auch in Abgrenzung von den gleichfalls oft besungenen Veilchen und Vergißmeinnicht als die Blaue Blume der Romantik bezeichnet.

Warum ausgerechnet blaue Blumen?

Die meisten Lexika verweisen auf Novalis, aber das ist etwas zu einfach, denn ihm ging es ja bereits um die Auseinandersetzung mit einem Bild, in dem er vor dem Schreiben bereits das Symbolhafte erkannt hatte. Warum also war die Blaue Blume für Novalis ein Symbol?

Erstmals findet sich das Motiv in einer altdeutschen Sage aus dem Thüringischen, die erzählt, dass man des Nachts die blaue Wunderblume finden könnte und dadurch reich belohnt werde. Das passiert auch Heinrich von Ofterdingen in dem gleichnamigen Romanfragment des romantischen Schriftstellers Novalis. Doch auch Jean Paul lässt bereits 1792 seinen Helden Gustav in der „Unsichtbaren Loge“ von einer blauen Blume träumen, wo sie eine ätherische Verbindung zwischen unserer und der Totenwelt darstellt. Auch Ludwig Tieck spielt bereits 1798 mit dem Symbol, als zwei Freunde eine blaue Blume bewusst nicht pflücken, um so den Fortbestand ihrer Freundschaft zu feiern, und die daraufhin zum Baum der Erkenntnis wächst („Der Traum“). Da Novalis Jean Paul gut kannte und mit Ludwig Tieck sogar eng befreundet war, spricht einiges dafür, dass er auch die Werke kannte.

Typisch für die frühen Romantiker ist auch Novalis Gestaltung: Die Geschichte wird oftmals durchbrochen, er baut Träume, Gedichte, Lieder und Märchen ein und verbindet sie mit der Rahmenhandlung zu einem kaleidoskopartigen Ganzen, dem man je nach Blickwinkel immer wieder Neues abgewinnen kann.

Das verstärkt sich, weil durch den frühen Tod des Dichters der Roman unvollendet blieb und auch daher alle Deutungen über den Ausgang der Geschichte zulässt. Und so ist Blau bis heute Sinnbild der Sehnsucht und Unendlichkeit und die Blaue Blume das Symbol ungestillter romantischer Sehnsüchte.

.

Bonus-Wissen (Klugscheißmodus)

Um was geht es in Heinrich von Ofterdingen, dem wir den Namen der Symbolik verdanken?

Die Geschichte, zeitlich im Mittelalter angesiedelt, erzählt von dem jungen Minnesänger Heinrich. Im Traum erscheint ihm eine sagenhafte blaue Blume, nach der er sodann Zeit seines Lebens sucht. Diese Sehnsucht nach seiner traumhaften blauen Blume begleitet Heinrich auf dem Weg zu einem erfolgreichen Barden. Siebeeinflusst auch all seine weiteren Erfahrungen, vor allem auch in der Liebe.

Dieser Roman, der 1802 – ein Jahr nach dem frühen Tod von Novalis – erscheint, prägte die weiteren Werke der Romantik, weil er deren wichtige Ziele zusammenfasst:

  • die Sehnsucht nach einer „heilen Welt“,
  • die unwiederbringbar verloren scheint,
  • die Suche nach einem Gefühl von Heimat und Verbundenheit, einem Seelenort mehr noch als im Verstand für das Herz,
  • das Ringen um Einklang zwischen der inneren und äußeren Realität.

Kommt euch das 2023 irgendwie bekannt vor? Ja? Dann solltet ihr gespannt auf unsere Classic-Liste der Romantiker sein, die wir gerade vorbereiten. Zeitlos geschrieben, erschreckend modern und ohne den Notendruck im Deutschunterricht auch wirklich wunderbar zu lesen.

 

 

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert