Zu Besuch bei Annemarie Bruhns

Heute sind der Skoutz und Heike unterwegs um die Autorin Annemarie Bruhns zu treffen. Ihr Titel „Zwischen Scherben“ ist in diesem Jahr auf der Midlist Contemporary und wir haben das als Anlass genommen, bei ihr vorbeizuschauen, um sie ein wenig mit unseren Fragen zu löchern.

Das wird sicher spannend!

 

Heike zu Besuch bei Annemarie Bruns, die gerne ihre Zeit mit Freunden verbringt.

Hallo liebe Annemarie, vielen Dank, dass du Zeit für uns hast, worüber wir uns sehr freuen. Der Skoutz und ich sind ziemlich aufgeregt heute und ich würde sagen, lass uns einfach starten, OK? 

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?

Ich liebe das Wasser, daher würde ich mich spontan für einen Delfin entscheiden.

Oh schön, Delfine sehen immer so freundlich aus und sind tolle Tiere

Sie scheinen immer vergnügt und können ausgelassen durch die Meere pflügen. Auf zu neuen Ufern 😊

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Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Zeit. Das kostbarste Gut, dass man geschenkt bekommen kann, ist Zeit.

Ja definitiv, da stimme ich dir unbedingt zu.

Eine halbe Stunde nur für mich oder ein Abend mit einer guten Freundin. Leider kommen diese alltäglichen Freuden viel zu kurz im Alltagsstress.

Dafür genießt man diese Zeit doch immer besonders, oder? 

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Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

Ich würde mir wünschen, dass alle mal einen Schritt zurückgehen und sich auf das Besinnen was wichtig ist.

Das kommt oft einfach zu kurz, leider.

Hitzige Entscheidungen könnten dadurch verhindert werden, oder man bringt den Mut auf eine Entschuldigung auszusprechen, die zu größeren Entspannungen führt.

Das wäre perfekt!

Im Kleinen wie auch im Großen wäre etwas mehr Ruhe und Einsicht wichtig. Ich verzettle mich auch häufig in einer Hektik, die gar nicht notwendig ist, und versuche dann bewusst inne zu halten und nachzudenken, damit ich weniger Dinge später bereuen muss.

Ja, Ruhe und Einsicht ist wirklich gut. Aber es liegt einfach in der Natur der Dinge, dass es nicht immer so gelebt werden kann finde ich.

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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?

Ich bin schlecht darin mich auf eine Sache festzulegen und einen Liebling zu bestimmen. Allerdings weiß ich noch, dass ich relativ jung war, als ich Sofies Welt von Jostein Gaarder gelesen habe und den Roman unglaublich spannend fand, weil es mich mit auf eine besondere Reise genommen hat.

Ja Sofies Welt hat mich auch besonders berührt.

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Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB? Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?

Puh, Klassiker gibt es in meinem Bücherregal gar nicht wirklich. Ich könnte mich jetzt damit herausreden, dass ich die alle in der Bibliothek ausleihe und lese, aber bis auf Goethe und Shakespeare habe ich die Klassiker nur für den Schulunterricht gelesen.

Es muss ja auch alles passen und man kann sich mit diesen Klassikern nur beschäftigen, wenn die Zeit dafür gut ist.

Dabei gibt es viele Bücher, die ich beim Stöbern in der Buchhandlung oder im Netz entdecke, die großartige Botschaften mitgeben und solche Bücher haben für mich mehr Aufmerksamkeit verdient.

Das stimmt wohl. Gerade, wenn sie Botschaften haben, sind sie ja vielleicht die Klassiker von morgen. 

Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?

Wenn ein Thema meine Gedanken stark gefangen hält und ich merke, dass ich immer wieder dahin zurückkehre, dann fange ich an zu Schreiben und schaue, wo es mich hinführt.

Super, hört sich absolut schlüssig an. 

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Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?

Mittendrin.

Wie fühlt sich das für dich an?

Ich sehe durch die Augen der Protagonisten und ihre Gefühle bestimmen die Handlung. Dabei überraschen mich manche Wendungen direkt während des Schreibprozesses, weil sie nicht vorausgedacht sind, sondern in dem Moment passieren.

Das klingt spannend! 

Das macht für mich die Geschichte noch realer.

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Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?

Dialoge sind die Szenen, die ich am häufigsten verändere und überarbeite.

OK, warum?

Sie sollen fließen, wie eine natürliche Unterhaltung, und da kann es dauern, bis sich ein Wortwechsel gut und natürlich anfühlt.

Das bringt mich dann auch gleich zur nächsten Frage …

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Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

Bei mir stehen schwere Themen im Fokus und dabei ist es mir wichtig, diese ungeschönt zu Papier zu bringen.

Klingt gut, ist aber bestimmt auch nicht immer einfach, denke ich. Worauf achtest du da besonders. 

Die Protagonisten sollen authentisch wirken und den Lesenden fesseln, auch über den Schluss hinaus.

Ja ich liebe solche Geschichten, die mir nach dem Lesen noch lange nachhängen, so ging es mir tatsächlich bei deiner Geschichte auch. 

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Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Vielleicht meine Kontrollsucht.

Aha! 🙂  Wie schaut das aus?

Jede Minute ist verplant und teilweise überbucht. Da müssen schonmal drei Sachen gleichzeitig gemacht werden.

Das kann aber stressig werden!

Ich bin mir vollkommen bewusst, dass dieses System sich irgendwann rächen wird, aber noch habe ich keinen Weg heraus gefunden.

Den wirst du bestimmt noch finden! Wir drücken dir die Daumen und empfehlen, einfach Lesezeiten einzuplanen, um herunterzukommen. 

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Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen

Zwischen Scherben ist ein Roman über einen jugendlichen Obdachlosen. Verzweifelt hält er an den Resten seines normalen Lebens fest, aber die Einsamkeit nähert seine Schuldgefühle und er rutscht immer weiter in die Depression. Kann Freundschaft den Fall bremsen und ihm helfen wieder für sich selbst zu Kämpfen?

Du hast recht, deine Stoffe sind wirklich schwere Kost. 

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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Manchmal wünsche ich mir eine Szene, die im Kopf beginnt und dann auf Papier fließt, auch in Bildern darstellen zu können.

Ja das wäre toll!

Aber irgendwie glaube ich, dass man dafür mehr Talent als Fleiß braucht 😉 weswegen ich die Finger davon lasse.

Weise, wenn du ohnehin schon so überbucht bist.

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Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Da gibt es besondere Momente aus dem Familienleben, die einem zeigen, wie sich der Fokus und die Prioritäten in einem Wimperschlag verschieben können. Auf der anderen Seite gibt es die kleinen, fast unscheinbaren Momente, wenn man am Strand sitzt, die salzige Luft atmet, aufs Meer schaut und alles ganz still wird.

Tut mir leid, es sind gerade mehrere und ganz unterschiedliche Sequenzen, die vor meinem inneren Auge erscheinen, aber ich kann keinen einzelnen herausgreifen.

Das ist doch in Ordnung und gut so!

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Was sollen deine letzten Worte sein?

Wie jetzt? Letzte Worte? Wie „ENDE“ unter ein Manuskript zu setzen? – Obwohl ich das noch nie gemacht habe. –

Finde ich gut, also mit dem ENDE!

Ich möchte noch viel erzählen und hoffe, ich habe noch lange Zeit, um mir über letzte Worte Gedanken zu machen 😉

Wir greifen die Frage einfach beim nächsten Besuch wieder auf. Aber lass mich dann nochmal anders fragen …

Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?

Vielen Dank für die Nominierung und den Platz in der Midlist in der Kategorie Contemporary. Das bedeutet mir unglaublich viel!

Hauptsache du hast dich gefreut! 

Liebe Annemarie, vielen Dank für deine Zeit und das nette Interview! Wir haben es total genossen und freuen uns, dich in der Riege der Skoutz-Schreiberlinge begrüßen zu dürfen! Viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs und bis bald!

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Hier gibt es mehr über Annemarie Bruns

 

Skoutz-Lesetipp:

IOSUA: Ein Leben im Schatten von Annemarie Bruhns

Ein Kampf gegen kriminelle Machenschaften. Für ein selbstbestimmtes Leben. Für Momente des Glücks.

Joshua ist ein Krimineller mit Migrationshintergrund. Jedenfalls ist das der Stempel, der ihm aufgedrückt wird. Er selbst hat sich nichts davon ausgesucht. In Berlin geboren und aufgewachsen, versucht er seinen Namen Iosua ebenso wie seine rumänische Herkunft zu verdrängen. Aber sein Vater ist der brutale Kopf einer Diebesbande und Joshua steckt tief in einem Strudel von Unterdrückung und Gewalt. Als Taschendieb trifft er auf Isabelle. Wie ein Hoffnungsschein dringt sie in seine Welt voller Dunkelheit. Er kann ihrer Anziehung nicht widerstehen und erfährt zum ersten Mal Momente des Glücks. Doch sein Doppelleben ist gefährlich und ein erbitterter Kampf für seine Freiheit beginnt.

Skoutz meint: Annemarie Bruhns sagt von sich selbst, dass sie schwierige Geschichten faszinieren. Iosuas Geschichte ist, und ich sage das aus meiner beruflichen Erfahrung heraus, ein gut beobachtetes und feinfühlig geschildertes Schicksal, das stellvertretend für viele Chancenlose steht. Ein wunderbares Buch voll dunkler, aber auch zarter Momente, die Verständnis wecken, Hoffnung schüren und vielleicht auch Lösungen bieten. (kn)

[Werbung] Wenn ihr (wie erhofft) neugierig geworden seid, könnt ihr euch über das Buch über unseren Affiliate-Link auf Amazon*  informieren, hineinlesen oder die Bücher auch gleich kaufen.

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Hinweis:

Zwischen Scherben, Annemarie Bruhns Beitrag zum Skoutz-Award 2022, ist ein Drama zwischen Obdachlosigkeit und Depression, das aber zeigt, welche Macht auch Freundschaft hat. Starke Themen, die das Interesse von Jenny Bünnig, unserer Contemporary-Jurorin weckten. Wir hoffen, dass dieses Interview Neugier auf das Buch, die Autorin und natürlich auch den Skoutz-Award selbst geweckt hat.

Mehr Informationen zu dem Titel bekommt ihr wie immer in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

 

 

 

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